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Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Hobbs
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werden.«
    » Aber weißt du etwas über ihn? Irgendetwas?«
    » Nein«, sagte ich. » Über dich weiß ich allerdings auch kaum etwas, und dich kenne ich jetzt seit fast acht Jahren. Weißt du etwas, das ich nicht weiß?«
    » Ich weiß, dass er sehr intelligent ist.«
    Ich nickte. » Er hat anscheinend an alles gedacht. Das gefällt mir. Anscheinend weiß er, was er tut.«
    » Aber du weißt nicht, ob er weiß, was er tut?«
    » Stimmt, das weiß ich nicht.«
    Sie schob die Lippen vor und stellte den Kaffee auf den Schreibtisch neben uns. Dann schlug sie die Beine übereinander und kaute an der Unterlippe, während sie über etwas nachzudenken schien. Sie ließ sich Zeit, bevor sie etwas aussprach, als sei sie nicht ganz sicher, was sie sagen oder wie sie es sagen sollte.
    » Ich habe ihm von dir erzählt«, erklärte sie schließlich.
    Ich schwieg.
    » Er wollte noch einen Namen haben, und da habe ich ihm deine verschlüsselte E-Mail-Adresse gegeben. Ich dachte, du würdest es gar nicht erst in Erwägung ziehen. Die Art, wie du dir deine Jobs aussuchst, ist ja nicht normal. Ich habe erlebt, wie du Chancen vorbeigehen lässt, auf die andere ihre ganze Laufbahn lang warten. Ich dachte, er schickt dir eine Nachricht, und du antwortest nicht mal. Ich dachte, du bist irgendwo am Mittelmeer, liest eins von deinen Büchern und wartest darauf, dass sich was Interessanteres ergibt. Alte römische Wandgemälde, die du abzeichnen kannst.«
    » Ich bin hier«, sagte ich.
    » Das bist du«, sagte sie. » Und ich weiß nicht genau, wie ich das finde.«
    Ich schaute in meinen Kaffee und sagte nichts. Angela bohrte die Absätze in den Teppich, als denke sie an etwas, das zu groß war, um es in Worte zu fassen. Wir schwiegen beide einen Moment lang. Sie war tief in Gedanken versunken.
    Schließlich sagte sie: » Ich möchte, dass du mir einen Dollarschein zeichnest.«
    » Was?«
    » Jetzt sofort, meine ich. Zeichne mir den besten amerikanischen Ein-Dollar-Schein, den du hinkriegst.«
    » Ist das eine hypothetische Aufforderung, oder soll ich es wirklich tun?«
    » Ich möchte, dass du es wirklich tust. Wahrscheinlich siehst du jeden Tag ein paar Dutzend Mal einen Dollarschein. Wahrscheinlich siehst du dir Dollarscheine öfter und länger an als deine eigenen Zehen. Es muss nicht perfekt sein, aber ich möchte, dass du mir einen zeichnest.«
    » Wozu?«
    » Betrachte es als Teil deiner Ausbildung.«
    » Ich bin wirklich kein guter Fälscher.«
    » Du sollst auch keinen Dollarschein fälschen, du sollst einen zeichnen.«
    » Wo liegt der Unterschied?«
    » Es geht um den Dollarschein in deinem Kopf, nicht um den, der vor dir liegt. Betrachte es als eine Wahrnehmungsübung. Ich möchte sehen, woran du dich erinnerst, nicht was du siehst. Ich kann einen Stadtplan ansehen und ihn mir augenblicklich einprägen. Das konnte ich nicht von Geburt an. Ich habe es mir beigebracht. Ich habe Labyrinthe studiert, bis ich nur einen kurzen Blick darauf zu werfen brauchte, um sie nachzuzeichnen. Es klingt einfach, aber das ist es nicht. Ich möchte sehen, wie du es machst, und du sollst mit einem Dollarschein anfangen. Hier, ich habe sogar einen Stift in der richtigen Farbe.«
    Sie öffnete ihre Handtasche, nahm einen grünen Filzstift mit feiner Spitze heraus und legte ihn auf den Tisch neben einen Block Hotel-Briefpapier. Ich starrte sie an, und sie starrte zurück.
    » Okay«, sagte ich.
    Ich nahm den Stift und fing mit einem Rechteck an, ungefähr zweieinhalb mal so breit wie hoch. Im ersten Moment hielt ich es für einfach. Wer weiß denn nicht, wie ein Dollarschein aussieht? Aber als ich versuchte, im Kopf alles zusammenzubringen, fiel es zusehends auseinander. Da waren viele Details. An das allgemeine Layout konnte ich mich erinnern. Ich malte die Ziffer Eins in alle vier Ecken, und ich erinnerte mich, dass sie oben links von einem floralen Muster umgeben war. Ich malte es. Oben rechts war ein schildähnlicher Rahmen, und den malte ich auch. Ich setzte ein Oval in die Mitte und zeichnete ein schlichtes Washington-Porträt hinein, und dann schrieb ich darüber die Worte The United States of America. Unter das Porträt schrieb ich: One Dollar. Ich drehte das Blatt herum und zeigte es ihr.
    » Nein«, sagte sie. » Versuch’s noch mal.«
    Ich schaute lange hin, um herauszufinden, was ich falsch gemacht hatte. Dann riss ich ein neues Blatt vom Block.
    Ich fing mit dem gleichen Rechteck an, denn ich wusste, das hatte ich mehr oder weniger

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