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Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Hobbs
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Draußen erwartete uns eine weiße Limousine. Marcus hatte alles schon im Voraus arrangiert, und das war gut so. Ich sprach kein Wort Malaiisch und hatte keinen Penny der Landeswährung. Ich verließ mich restlos auf ihn.
    Ich ahnte nicht, wie viel Ärger mir das einbringen würde.
    Malaysia war anders als alles, was ich bisher gesehen hatte. Auf der Fahrt zum Hotel lehnte ich an der Wagentür und schaute hinaus auf die Straße. Die Stadt war voll von Reichtum und Kultur, aber dieser Reichtum, diese Kultur waren auf eine Weise verstreut, die mir völlig planlos erschien. Im Finanzviertel standen Wolkenkratzer, so hoch wie Berge, neben freien Flächen, auf denen es nichts als Erde und Dornengestrüpp gab. In den Parks waren beleuchtete Springbrunnen wie in Las Vegas, aber die Slums am Stadtrand waren arm wie die in São Paolo. Die Petronas Towers beherrschten das Panorama aus jeder Perspektive. Sie wurden von Scheinwerfern angestrahlt, deren Licht von den Wolken reflektiert wurde. Vermutlich waren sie das Wahrzeichen dieser Stadt. Empire State Building, Golden Gate Bridge und Hollywood-Schriftzug in einem. Wohin ich auch schaute, immer sah ich sie leuchtend über der Skyline.
    Als wir im Hotel ankamen, war ich erschöpft. Der Zeitunterschied zu Los Angeles betrug neun Stunden, und ich hatte auf der ganzen dreißigstündigen Reise kein Auge zugetan. Unsere Suite im Mandarin Oriental war so groß wie ein kleines Haus. Ich trat durch die Tür und zog fast im selben Moment die Schuhe aus. Auf der Theke stand ein Obstkorb mit einer handgeschriebenen Begrüßungskarte, aber ich konnte an nichts anderes als an Kaffee denken. Ich ging geradewegs in die kleine Küche und suchte nach einer Maschine, während der Rest der Gruppe sich an der Bar im Speisebereich Drinks einschenkte. Ich schaute durch das vom Boden bis zur Decke reichende Fenster auf den leuchtenden Super-Wolkenkratzer. Es war inzwischen dunkel geworden, und die Lichter strahlten in die Höhe wie ein fernes Feuerwerk
    Ich hatte die Maschine gefunden und Kaffeemehl in den Behälter geschüttet, als ich Angela hinter mir herankommen hörte. Ich erstarrte, als ich ihre Schritte auf dem Teppich hörte. Sie erinnerten mich an unsere erste Begegnung.
    Als Angela mich unter ihre Fittiche nahm, war ich dreiundzwanzig Jahre alt und kein besonders vorsichtiger Mensch. Ich war einfach ein junger Kerl aus Las Vegas, der keinen Bock mehr auf die Gesellschaft anderer hatte. Ich hatte keine besondere Persönlichkeit, kein Talent. Zwei Jahre war ich auf dem St. John’s College in Annapolis, Maryland, gewesen, hatte dort aber nie Freunde gefunden. Außerhalb des Studiums hatte ich keine Ambitionen, keinen Antrieb. Als ich sie kennenlernte, dachte ich mir auf Parkbänken Banküberfälle aus und schlief auf dem Rücksitz meines Autos. Ich beging eine Menge Amateurfehler. Angela gewöhnte mir das alles ab. Sie brachte mir bei, vorsichtig zu sein, meine letzten Bindungen an die normale Welt zu durchtrennen und unsichtbar wie ein Geist zu leben. Eines Abends heizte sie eine Bratpfanne auf dem Herd auf, bis sie orangegelb glühte, und befahl mir, einen Gürtel zwischen die Zähne zu nehmen und auf das Leder zu beißen. Mit ihrer Hilfe drückte ich die Fingerspitzen nacheinander auf das glühende Metall, immer wieder, bis sich glattes Narbengewebe gebildet hatte und die Hautrillen nicht mehr zurückkamen.
    » Du machst um diese Zeit Kaffee?«, fragte sie.
    » Ich kann nicht schlafen«, sagte ich.
    » Na, dann zweimal Zucker für mich.«
    Sie setzte sich der Kochnische gegenüber auf die Couch. Obwohl ich ihr den Rücken zuwandte, spürte ich, dass sie mich ansah. Ich spülte die Kanne aus, goss Wasser in die Maschine und schaltete sie ein. Sie fing an zu brodeln und zu tröpfeln. Angela saß schweigend da, und ich beobachtete, wie der Kaffee durchlief, bis die Kontrolllampe erlosch. Ich riss zwei Päckchen Zucker für sie auf, schüttete den heißen Kaffee in zwei Keramikbecher und rührte ihren mit dem Löffelstiel um.
    » Du bist sehr still«, sagte sie.
    » Ich war noch nie hier«, sagte ich.
    » Nein«, sagte sie, » da steckt mehr dahinter.«
    Ich reichte ihr den Becher und setzte mich neben sie auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch am Fenster. Sie ließ den Kaffee im Becher kreisen und schaute hinein, als wolle sie im Kaffeesatz lesen.
    » Wie viel weißt du über Marcus?«, fragte sie.
    » Ich weiß, dass seine Jobs gigantisch sind. Ich weiß, dass alle Beteiligten dabei reich

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