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Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Hobbs
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ihn dann nicht angezündet?«
    » Hat er doch«, sagte Spencer. » Schauen Sie hin.«
    Er winkte mich ein Stück näher heran, ging in die Hocke, und ich tat es auch. Spencer stellte sein Telefon heller und leuchtete unter den Dodge. Ich konnte den Naphtha-Kanister gut sehen. Daneben lag eine sehr dünne Schnur, fast ein Faden, in der Flüssigkeit. Spencer leuchtete ihn an. Er war nicht kurz, aber bis ans Ende des Wagens reichte er nicht.
    » Sehen Sie das?«, fragte Spencer. » Das ist eine Lunte. Nicht gerade eine Dynamitzündschnur, aber doch so was Ähnliches. Selbstgemacht. Anscheinend aus Toilettenpapier und dem Zeug, was sie in Feuerwerkskörper tun. Das Ende ist angebrannt, sehen Sie? Ihr Junge hat das Ding durchaus angezündet, aber es ist ausgegangen, bevor es den Sprit in Brand setzen konnte. Ich würde vermuten, er wollte ein paar zusätzliche Minuten für sich rausschinden, bevor die Flammen hochgingen. Für den Fall, dass jemand den Rauch bemerkte.«
    » Können Sie mir sonst noch was sagen?«
    Spencer schüttelte den Kopf, biss die Zähne zusammen und deutete auf den Wagen. Da gab es nicht viel zu sagen.
    » Na schön«, sagte ich. » Wenn Sie mir sonst nichts erzählen können, fahren Sie mich zum Boardwalk, und dann sind Sie fertig.«
    » Das war alles?«
    » Nein. Eins noch.«
    » Ja?«
    » Haben Sie eine Zigarette?«
    Er warf mir einen seltsamen Blick zu, zog eine Packung Parliaments aus der Hemdtasche und klopfte eine für mich heraus. Ich schob sie zwischen die Lippen, er holte ein Streichholzheftchen heraus und gab mir Feuer.
    Ich nahm einen tiefen Zug.
    » Danke«, sagte ich. » Kann ich die Streichhölzer haben?«
    » Ja.« Er reichte mir das Streichholzheftchen und stand dann einen Moment lang da und sah mich mit merkwürdigem Gesichtsausdruck an. Ich wusste nicht genau, was ich davon halten sollte. Dann sagte er: » Jack ist nicht Ihr richtiger Name, oder?«
    » Was ist denn ein richtiger Name?«
    Spencer nickte, als habe er verstanden. Er überlegte, was er sonst noch sagen könnte, und dann ging er über das Feld zurück zu seinem Wagen. Ich sah ihm nach, bis er in der Dunkelheit verschwunden war.
    Früher oder später würde jemand vorbeikommen und den Dodge finden, und dann würde es hier von Polizisten wimmeln. Sie würden das Gleiche finden wie ich: Abdrücke, Blut, Drogen, Patronen. Ich ließ den Blick noch einmal über alles wandern. Als die Zigarette ungefähr zur Hälfte aufgeraucht war, klappte ich das Streichholzheftchen auf und legte die Zigarette in den Knick zwischen der Pappe und den Schwefelköpfen. Die Zigarette würde noch eine oder zwei Minuten allein brennen, und dann würde die Glut die Streichholzköpfe erreichen, und das Ding würde in Flammen aufgehen. Vorsichtig kehrte ich noch einmal in den Hangar zurück und legte das Streichholzheft an den Rand der Naphthapfütze. Ich war fast hundert Meter weit weg, als die Glut die Streichhölzer erreichte. Es hallte weit über den Wasserlauf hinaus, als das Feuerwerk losbrach.
    Ich sah auf die Uhr.
    Dreiundzwanzig Uhr.
    Noch einunddreißig Stunden.

NEUNZEHN
    Das Chelsea Hotel war in der Innenstadt an der Seeseite. Spencer setzte mich vier Straßen vorher ab, und ich ging zu Fuß weiter. Dabei hielt ich Ausschau nach dem schwarzen Suburban, der mich beschattet hatte. Die Schlusslichter der vorbeifahrenden Autos verschwammen ineinander, und ich nahm für alle Fälle Abkürzungen durch andere Hotels und Casinos. Aber niemand war hinter mir.
    Das Chelsea war typisch für die sechziger Jahre. Der Schriftzug oben auf dem Hochhaus wurde von unten violett angestrahlt, und die Bars und Billardsäle drinnen waren in derselben Farbe gehalten. Die Einrichtung in der Lobby war von schäbiger Eleganz. Mir gefiel die Atmosphäre. Mein Vater hätte sich hier wohlgefühlt, wenn er noch gelebt hätte.
    Ich sah mich in der Lobby instinktiv nach Überwachungskameras um. Es gab welche, aber sie waren nichts Besonderes. Ich konnte die Reihe der Monitore sehen, kaum versteckt hinter der marmornen Fassade. Sie waren von minderer Qualität: keine Datenspeicherung für das aufgenommene Material, keine Vierundzwanzig-Stunden-Überwachung. Wahrscheinlich waren die Kameras nur aus versicherungstechnischen Gründen da. Ich ging zur Rezeption. Der Asiate dahinter war so alt, dass er einen Gehstock brauchte. Ich stellte mich als Alexander Lakes vor. Der alte Mann schaute einen Augenblick lang auf einen Computermonitor und sah mich dann wieder an. Er reichte

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