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Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Hobbs
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Fifty-Third. Er zündete sich eine Zigarre an und führte mich hinaus in die Werkstatt. Mittendrin stand ein verrosteter alter Fließheckwagen, und er forderte mich auf einzusteigen. Er setzte sich neben mich auf den Beifahrersitz und befahl mir, uns spazieren zu fahren. Als ich sagte, er habe vergessen, mir den Schlüssel zu geben, gab er mir einen Schlag in den Nacken. Er zog ein kleines Messer heraus, stieß es ins Zündschloss und drehte es herum, bis alle sechs Zuhaltungen brachen und der Wagen rumpelnd zum Leben erwachte. Von da an brachte er mir alles bei, was ein echter Wheelman wissen musste. Wie man Fluchtrouten plante. Wie man Fluchtautos aussuchte. Woran man Zivilfahrzeuge der Polizei erkannte, und wie man sich durch eine Straßensperre mogelte. Ich war nie gut genug, um selbst als Wheelman zu arbeiten, aber das ist auch nicht so wichtig. Wichtig ist, dass ich lernte, worauf ich achten musste.
    Wenn ich großes Glück hätte, würde Spencer genauso gewieft sein.
    Ich wartete im Dunkeln und hatte ein Auge auf der Uhr und das andere auf der Straße. Die Sonne ging unter, und die Flutlichter flackerten auf und warfen tiefe Schatten über die Kiefern. Nach zehn Minuten kam ein schwarzer, neuer Camaro auf den Parkplatz. Der Wagen schmiegte sich an den Boden wie eine Schnecke und bewegte sich lautlos wie eine jagende Katze. Er war so sauber, dass man von den Radkappen zu Abend hätte essen können. Die Fenster waren so dunkel getönt, wie es nur ging, und der Wagen hatte vorn kein Nummernschild. Ich beobachtete, wie der Camaro einmal über den Parkplatz kreuzte, bevor er auf den Asphaltstreifen vor mir einbog und sein Fernlicht aufblitzen ließ.
    Ich startete den Motor, damit der Fahrer mein Tagfahrlicht sehen konnte, und sah auf die Uhr. Er hatte siebenundsechzig Minuten gebraucht, um die fünfundsiebzig Meilen an der Atlantikküste heraufzufahren. Er hatte sich verspätet.
    Viertel nach zehn. Noch zweiunddreißig Stunden.
    Der Camaro rollte ein bisschen näher heran und blieb keine fünfzehn Meter weit vor mir im Lichtkreis einer Flutlichtlampe stehen. Ein schlaksiger Typ in einem teuren schwarzen Anzug stieg aus. Er war lang und dünn, knapp unter eins neunzig, mit einer großen Nase und schwarzledernen Autohandschuhen, die seine Fingerknöchel nicht bedeckten. Er sah gut aus, vielleicht ein bisschen zu gut. Als er seine Zähne entblößte, waren sie strahlend weiß und glänzten wie die Chromleisten an seinem Wagen. In seinen Schultern lag zurückhaltende Kraft. Er hatte ein bisschen Ähnlichkeit mit James Dean.
    Ich stieg aus und ging vorn um meinen Civic herum.
    Er musterte mich, als sei ich nicht genau das, was er erwartet hatte. » Sie sind der, mit dem ich telefoniert habe, ja?«
    » Ja«, sagte ich. » Ich hatte Sie nach einer Stunde erwartet.«
    » Ich habe unterwegs einen Burger gegessen.«
    » Wirklich?«
    » Nein. Auf der Brücke war zu viel Verkehr. Ich bin den ganzen Weg hierher mit Bleifuß gefahren, Sie anspruchsvoller kleiner Pinsel.«
    Ich glaube, er wollte einen Witz machen.
    » Haben Sie etwas für mich, oder habe ich soeben grundlos gegen die Verkehrsordnung von drei Staaten verstoßen?«
    Ich nahm Marcus’ Bargeldbündel aus meiner Jackentasche und zählte dreitausend Dollar ab. Dann tat ich zwei Schritte auf ihn zu und legte ihm das Geld wie in einem Händedruck in die Hand.
    Er blätterte die Scheine rasch durch. Als er zufrieden war, steckte er sie in die Gesäßtasche, warf einen Blick auf meinen Wagen und verzog das Gesicht.
    » Sagen Sie mir, das ist ein Witz.«
    » Das ist ein Leihwagen.«
    » Das ist aber nicht das, was ich mir ansehen soll, oder?«
    » Sie sollen sich etwas anschauen, das ich zwei Meilen von hier gefunden habe. Über das, was Sie dort sehen, dürfen Sie niemals mit jemandem sprechen, verstanden? Ich bezahle Sie für Ihre Zeit und für Ihr Schweigen.«
    » Ich bin ein Meister des Schweigens. Da brauchen Sie nicht mein Händchen zu halten.«
    » Sicher nicht.«
    Spencer nickte, als kenne er die Leier schon.
    » Ich möchte hören, dass Sie es verstanden haben«, sagte ich.
    » Ja, ja, schon kapiert.«
    » Okay«, sagte ich. » Wir nehmen Ihren Wagen.«
    » Sie wollen diesen Scheißhaufen einfach hierlassen?«
    Ich ging zum Civic und schnappte mir meine Reisetasche. Dann schloss ich den Wagen ab, bückte mich und schob den Schlüssel unter den Vorderreifen, bis das silbrige Metall im Profil verschwunden war.
    » Das war die Absicht«, sagte ich.
    Spencer nickte.

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