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Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Hobbs
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Er arbeitete schnell, aber gründlich, und er hielt den Atem an, wenn er näher an den Wagen heranging.
    Ein Wheelman denkt anders als normale Leute. Er denkt in Autokategorien. Ein Auto ist für ihn eine Währungseinheit. Ein Haus kostet zwei Autos, sechs, zehn. Lebensmittel für ein Jahr kosten eine Komplettüberholung. Eine Mahlzeit kostet eine Vierteltankfüllung. Als Spencer am schmutzigen Rand des Hangars kniete und einen Blick unter den Wagen warf, sagte er daher: » Sie hätten diese Karre einfach anzünden sollen.«
    Ich wusste, was er meinte. Der Dodge war so hinüber, wie ein Auto es nur sein konnte: Blutspuren, Materialspuren, und natürlich waren Marke, Modell und Kennzeichen leicht zu ermitteln. Ich sah zu, wie Spencer im Geiste Linien durch den Raum zog und die Flugbahnen der Kugeln nachzeichnete, die durch die Frontscheibe hereingekommen waren und die das Heckfenster zerschmettert hatten. Während ich die Blutspritzer betrachtet hatte, studierte er den Materialschaden. Zweimal klopfte er mit den Fingerknöcheln auf den Motorblock. Das Geräusch gefiel ihm nicht.
    Er drehte sich zu mir um.
    » Was soll ich Ihnen erzählen?«, fragte er.
    » Ich möchte wissen, wo der Fahrer ist.«
    » Weit kann er nicht gegangen sein, nicht bei all dem Blut.«
    » Das weiß ich.«
    Spencer deutete auf die Reifenspuren.
    » Da sind Spuren von Erde, die der Dodge beim Hereinkommen hinterlassen hat, aber er ist ja nicht mehr hinausgefahren. Da war also nur ein einzelner Schritt geplant. Außerdem führen ein paar Blutstropfen von der Fahrertür zu einer Stelle auf dieser Seite der Halle. Von hier aus sieht es so aus, als sei der Mann mit einem mittelgroßen Coupé, vielleicht auch mit einer Limousine, hinausgefahren, mäßig beladen, mit leicht abgenutzten Reifen.«
    » Das können Sie von da aus sehen?«
    » Ja. Kann ich.«
    Spencer kam zwei Schritte auf mich zu und schnippte mit den Fingern, als ob er sich ein Bier bestellte. Er wollte seinen BlackBerry. Auf dem Display war das Bild einer nackten Frau auf der Motorhaube eines gelben Ferrari Enzo. Er drehte das Telefon um und machte ein Foto von den Rillen im Staub vor dem Hangar-Eingang. Er betrachtete es eine ganze Weile und zoomte hinein, so weit es ging, bis ich die Profilspuren nicht mehr vom Staub auf dem Boden unterscheiden konnte. Zwei Minuten später hatte er mit einem Foto, seinem Gedächtnis und einer Internetverbindung die Auswahl der Reifen, um die es sich handeln konnte, auf drei verringert. Fünf Minuten später hatte er einen siebzigprozentigen Treffer. Nach zehn war er zu neunzig Prozent sicher. Er war eine Maschine.
    Ein Wheelman denkt anders als normale Leute. Er sieht Kleinigkeiten.
    » Ihr Mann ist mit einem Mazda MX -5 hier rausgefahren«, sagte Spencer. » Das hier sind ganz sicher die handelsüblichen Reifen.«
    Ich nickte. Ein MX -5 ist die klassische Wahl für ein Fluchtauto. Er hat eine ordentliche Beschleunigung und Platz für zwei, und er hat einen Vorteil, den andere Wagen nicht haben. Er kann auf einem Zehn-Cent-Stück wenden. Er kann in einem Tempo um die Ecke fahren, bei dem die Insassen am Seitenfenster kleben, bevor die Reifen auch nur zwei Zentimeter zur Seite wegrutschen. Er kann Abkürzungen nehmen und sich durch den Verkehr schlängeln, und das besser als manche Autos, die achtzig Riesen teurer sind. Solche Schachzüge sind wichtig bei einer Flucht. Geschwindigkeit ist nicht annähernd so wertvoll wie Wendigkeit.
    Spencer trat von den Reifenspuren zurück und zog seine Handschuhe aus. » Das Problem mit einem MX -5 ist allerdings, dass es Hunderttausende davon gibt. Dauernd kommen neue Modelle raus, und das seit Gott weiß wie vielen Jahren. Allein im südlichen Teil von New Jersey dürfte es davon ein paar tausend geben. Es ist einer der populärsten Sportwagen aller Zeiten.«
    » Können Sie mir noch was Konkreteres sagen?«
    » Ich habe auch meine Grenzen, Mann.«
    » Wie denken Sie über den Mann, der den Dodge hergefahren hat? Glauben Sie, er wurde verfolgt?«
    » Er hat jedenfalls oft genug durch das Heckfenster geschossen. Aber dazu kann ich nichts mit Sicherheit sagen, abgesehen davon, dass es schwere Beschädigungen durch mehrere Kollisionen und ein halbes Dutzend Schüsse gibt. War das Tor offen oder zu, als Sie gekommen sind?«
    » Zu.«
    » Dann wurde er nicht verfolgt. Er wurde nur nachlässig.«
    » Warum hat er den Wagen nicht abgefackelt?«, fragte ich. » Wenn er den Sprit darunter ausschütten konnte, wieso hat er

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