Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
holte er seine Kleidung aus dem Versteck und versuchte dann, eine neue Spur von Bowen zu finden. Was nachts allerdings sicherer wäre. Doch wo sollte er sich so lange verstecken?
Ein Klopfen ertönte an der Tür. „Wie sieht es aus, haben Sie Hunger?“
Wie auf Befehl knurrte sein Magen so laut, dass sie es sicher auf der anderen Seite der Tür hören konnte. „Ja, sehr großen.“
„Dann kommen Sie in die Küche.“ Sie zögerte. „Verhüllt, wenn möglich.“
Coyles Mundwinkel hob sich. Wie es schien, brauchte er sich erst später Gedanken über sein weiteres Vorgehen zu machen, für die nächste Zeit hatte er noch einen Unterschlupf. „Natürlich. Ich bin sofort da.“
Mit einem Ruck zog er das Laken vom Bett und band es sich um die Hüfte. Er zuckte zusammen, als seine Finger dabei über den Verband um seine Rippen strichen. Es wurde Zeit, sich um seine Verletzungen zu kümmern, doch zuerst brauchte er Nahrung, um wieder zu Kräften zu kommen. Coyle prüfte noch einmal, ob das Laken auch alles verhüllte, was seine Gastgeberin aus der Fassung bringen könnte, und ob es fest saß, bevor er die Tür öffnete.
Der Duft von Kaffee führte ihn zielsicher in die Küche. Obwohl es eher so aussah, als wäre eine Vorratskammer umgebaut worden, sodass ein alter Herd, ein noch älterer Kühlschrank und ein Spülbecken hineinpassten. Zwei Hängeschränke beherbergten vermutlich Geschirr und Vorräte, während sich an die gegenüberliegende Wand ein Klapptisch lehnte, der mit zwei Gedecken schon überfüllt wirkte. Zwei Hocker standen darunter. Coyle bemühte sich, einen Anfall von Platzangst zu überwinden, während er beobachtete, wie die Frau sich reckte, um eine Packung vom oberen Regalbrett zu nehmen, und ihr hochrutschendes Shirt dabei einen Streifen Haut offenbarte. Der Drang, diese Stelle genauer zu erkunden, war beinahe übermächtig.
Mit Mühe lehnte Coyle sich scheinbar locker an den Türrahmen. „Wie heißen Sie?“
Die Packung rutschte ihr aus der Hand und streifte die Herdkante, bevor er sie kurz über dem Boden auffing. Er verzog das Gesicht, als die Wunden gegen die schnelle Bewegung schmerzhaft protestierten.
Die Frau wirbelte zu ihm herum, eine Hand auf ihre Brust gepresst. „Haben Sie mich erschreckt! Ich habe Sie nicht kommen gehört.“
Coyle deutete auf seine nackten Füße. „Schwer, damit Lärm zu machen. Aber ich hätte meine Anwesenheit ankündigen sollen. Es tut mir leid.“ Er reichte ihr die Packung.
„Ihre Reflexe haben anscheinend nicht unter den Verletzungen gelitten.“ Während sie sprach, drückte sie die Packung unbewusst an ihre Brust, als versuchte sie, Abstand von ihm zu gewinnen, was in dem kleinen Raum kaum möglich war.
Coyle trat trotzdem einen Schritt zurück, sodass er nun wieder am Türrahmen lehnte. „Nein, aber ich fürchte, meine Wunden haben unter meinen Reflexen gelitten.“
„Oh.“ Ihre Schneidezähne gruben sich in die Unterlippe. „Soll ich sie mir nachher noch einmal ansehen?“
„Das ist nicht nötig.“
Eine Mischung aus Schuldbewusstsein und Erleichterung malte sich auf ihrem Gesicht ab. „Wie Sie meinen.“ Sie drehte sich wieder zum Schrank um. „Was möchten Sie essen? Viel habe ich nicht da, aber Sie können zwischen Cornflakes und Müsli wählen.“
Glücklicherweise konnte sie die Grimasse nicht sehen, die er zog. Es war undankbar von ihm, auch noch ein vernünftiges Frühstück zu erwarten. „Das ist mir im Grunde egal. Der Kaffee riecht gut.“ Aber sie roch noch besser. Ein leichter frischer Duft mit erdigen Nuancen, der ihn wünschen ließ, gründlicher an ihr schnuppern zu können.
„Das liegt daran, dass es frisch gemahlener Kaffee ist.“ Sie drehte sich wieder um. „Setzen Sie sich, es wird hier zu eng, wenn zwei Leute stehen.“
Gehorsam ließ er sich vorsichtig auf dem Hocker nieder, nicht sicher, ob er sein Gewicht tragen würde. Während sie ihm eine Tasse Kaffee eingoss, ließ Coyle seinen Blick erneut über seine Retterin gleiten. Ihre unförmige Freizeitkleidung verdeckte ihren Körper, aber er meinte, sich an schlanke Formen erinnern zu können, die er berührt hatte. Ihre schwarzen Haare trug sie in einem langen geflochtenen Zopf, streng aus dem Gesicht zurückgekämmt. Sie harmonierten mit ihrer gebräunten Hautfarbe und den dunkelbraunen Augen. Die Lippen unter der leicht gebogenen Nase waren voll und luden dazu ein … Ertappt zuckte er zusammen, als sie ihn direkt ansah. „Danke.“ Der Kaffee duftete
Weitere Kostenlose Bücher