Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
überzog seinen Körper, seine Nackenhaare sträubten sich. Vermutlich der Hund seiner Retterin. Doch warum sollte er auf einmal anschlagen, wenn er sich vorher die ganze Zeit still verhalten hatte? Es kam jemand. Durch die geschlossene Tür konnte er die Stimme der Frau hören, die dem Hund befahl, mit dem Getöse aufzuhören. Ein kurzes Grinsen huschte über sein Gesicht. Sie mochte also keine Hunde, anscheinend hatten sie da etwas gemeinsam. Seine Belustigung erlosch so schnell, wie sie gekommen war, als er ihr Gespräch mit dem Besucher belauschte, der sich als Polizist identifizierte. Coyles Blick glitt zum Fenster. Er musste sofort verschwinden.
3
Marisa starrte die Polizeimarke an, die der Uniformierte ihr unter die Nase hielt. Warum konnte sie nicht die Augen schließen und dann wäre er einfach verschwunden? Allerdings hatte das beim letzten Mal auch schon nicht funktioniert, es wäre also sinnlos, es zu versuchen. Nicht bereit, ihren Unwillen zu verbergen, blickte sie schließlich auf. „Scheint echt zu sein.“
Der Polizist, Harry Markov stand auf dem Schild an seinem Uniformhemd, lief bei ihrer Bemerkung rot an. „Natürlich ist sie echt!“ Wütend schob er das Etui zurück an seinen Hosenbund. „Sind Sie jetzt bereit, uns ein paar Fragen zu beantworten?“
„Uns?“ Marisa versuchte, an ihm vorbeizuschauen, was bei seinem Körperumfang nicht so einfach war.
Erneut schien sie etwas Falsches gesagt zu haben. Sie bemühte sich, ihr zufriedenes Grinsen nicht zu zeigen, als Markovs Lippen immer dünner wurden. 2:0 für sie!
„Mein Kollege untersucht gerade Ihre Veranda.“
Ihre Belustigung verschwand innerhalb eines Sekundenbruchteils. „Was? Warum sollte er das tun?“
Diesmal war dem Polizisten die Zufriedenheit anzusehen. „Weil hier in der Nähe ein Verbrechen begangen wurde und wir eine Spur bis zu Ihrem Haus verfolgt haben.“
„Ein Verbrechen? Ist jemand verletzt?“ Ein klammes Gefühl breitete sich in ihr aus.
„Das könnte man so sagen. Der Typ ist mausetot, wurde regelrecht zerfleischt, um genau zu sein.“
Marisa bemühte sich, die Panik nicht zu zeigen, die in ihr aufstieg. „Danke für die anschauliche Schilderung.“
Für einen kurzen Augenblick wirkte Markov verlegen, dann räusperte er sich. „Jedenfalls haben wir eine Blutspur und Abdrücke bis zu Ihrem Haus verfolgt. Haben Sie letzte Nacht irgendetwas Ungewöhnliches bemerkt?“ Während er sprach, versuchte er, an ihr vorbei ins Haus zu sehen.
Wie zufällig zog Marisa die Tür noch weiter zu, bis nur noch ein kleiner Spalt offen stand, den sie mit ihrem Körper verdeckte. „Nein.“ Sie befeuchtete ihre trockenen Lippen mit der Zunge. „Wer wurde getötet?“
„Harry, komm her, das musst du dir ansehen.“ Die Stimme des Kollegen klang aufgeregt.
„Entschuldigen Sie mich für einen Moment.“ Markov bewegte sich erstaunlich schnell für sein Gewicht. Wahrscheinlich war er froh, dass endlich einmal etwas los war und er ein richtiges Verbrechen untersuchen konnte.
Marisa verzog den Mund. Vielleicht war sie aber auch einfach nur zu zynisch. Sie kannte den Polizisten nicht, und sie wollte ihn auch nicht kennenlernen, aber vermutlich sollte sie ihm zugestehen, dass er seine Arbeit gut machte, solange das Gegenteil nicht bewiesen war. Wobei sie wieder bei ihrem Problem war: Eine Spur führte vom Schauplatz eines Mordes bis zu ihrem Haus. Das konnte nur bedeuten, dass Coyle irgendwie darin verwickelt war. Warum hatte er ihr nichts davon gesagt? Wäre er nur ein Zeuge gewesen, hätte er ihr doch bestimmt von dem Mord erzählt, sowie er das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Aber er hatte nichts gesagt, keinen Ton. Stattdessen war er nackt durch ihr Haus spaziert, als könne er kein Wässerchen trüben. Zu gern wäre sie jetzt ins Schlafzimmer gestürmt und hätte ihn zur Rede gestellt, aber das musste warten, bis sie Laurel und Hardy wieder losgeworden war.
Markov hockte neben seinem wesentlich dünneren Kollegen und untersuchte etwas auf dem Boden in der Ecke der Veranda. Natürlich wusste Marisa genau, was sie dort gefunden hatten, schließlich hatte sie die Blutflecke nachts auch bemerkt. Es war Coyles Blut, nicht das des Opfers, doch das konnten die Polizisten natürlich nicht wissen.
Ein dumpfes Grollen zeigte ihr, dass Angus noch hinter der Tür stand und sein Territorium verteidigte. Es war beinahe lustig gewesen, zu beobachten, wie der Bloodhound auf die Männer losgegangen war, nachdem sie es gewagt
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