Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
hatten, aus dem Polizeiwagen auszusteigen. Notgedrungen hatte sie ihn ins Haus gezerrt und dafür gesorgt, dass er die Polizisten nicht zum Frühstück verspeiste. Obwohl ihr das gefallen hätte.
Markov erhob sich und kam zu ihr zurück, seine Miene hochoffiziell. „Ma’am, auf Ihrer Veranda befinden sich Flecke, die wir für Blut halten. Können Sie mir sagen, wie sie dort hingekommen sind?“
Marisa verschränkte die Arme vor der Brust. „Nein, keine Ahnung.“ Es zahlte sich eben doch aus, dass sie als Reporterin das Bluffen perfektioniert hatte.
„Sie haben tatsächlich nichts gesehen oder gehört?“
Marisa knabberte an ihrer Unterlippe. „Es könnte sein, dass Angus nachts etwas gehört hat.“
„Ihr Mann?“
Es gelang ihr gerade noch rechtzeitig, die Grimasse aufzuhalten. „Der Hund, der Sie nicht aus dem Wagen lassen wollte.“
Markovs Gesicht färbte sich wieder rötlich. „Ah ja. Er hat also etwas gehört? Was denn?“
Diesmal verdrehte Marisa wirklich die Augen. „Woher soll ich das wissen? Er hat gebellt und an der Tür gekratzt. Irgendwann hat er sich beruhigt und sich wieder hingelegt.“ Nachdem sie den verletzten Mann ins Haus geschafft hatte.
„Und Sie haben nicht nachgesehen, was ihn so unruhig gemacht hat?“
Marisa hob die Schultern. „Ich bin davon ausgegangen, dass er ein Tier gehört hat. Er mag keine anderen Tiere.“
„Und Menschen wohl auch nicht.“
„Nicht unbedingt.“
Der andere Polizist, Morton Ledbetter stand auf seinem Schild, gesellte sich zu ihnen. Er war lang und hager, sein kantiges Gesicht von zahllosen Falten durchzogen. „Können wir einen Moment hereinkommen?“
„Warum?“ Marisa klang nicht besonders gastfreundlich, aber das war ihr egal.
Ledbetter starrte sie grimmig an. Vermutlich half ihm dieser Blick sonst weiter, an ihr prallte er wirkungslos ab. „Wir würden uns gern umsehen, um sicherzustellen, dass Ihnen keine Gefahr von dem Mörder droht.“
„Und Sie glauben, er ist in meinem Haus? Das ist so klein, darin könnte sich niemand verstecken, ohne dass ich es bemerke.“ Und sie wusste genau, wer sich zurzeit darin aufhielt.
„Wie dem auch sei …“
„Nein.“
„Hören Sie, Miss, dieser Kerl ist gefährlich. Sein Opfer wurde übel zugerichtet …“
Marisa unterbrach ihn. „Danke, das hat mir Ihr Kollege schon berichtet. Mehr Details brauche ich wirklich nicht.“ Sie holte tief Luft. „Sofern Sie keinen Durchsuchungsbefehl haben, muss ich Sie nicht hereinlassen. Haben Sie einen?“ Der wütende Blick, den Markov und Ledbetter austauschten, sagte alles. „Nun, dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei der Suche nach dem Mörder.“
Ledbetter trat dicht an sie heran. „Glauben Sie, das ist ein Spaß? Jemand oder etwas hat einen Mann fast zerrissen, haben Sie keine Angst, dass der Mörder sich hier in Ihrer Nähe herumtreibt?“
Marisa trat einen Schritt zurück und hob ihr Kinn. Sie würde sich ganz sicher nicht von ihm einschüchtern oder überreden lassen. „Doch, natürlich ist mir nicht wohl bei dem Gedanken. Und ich hoffe, Sie finden den Täter schnell. Aber ich verstehe nicht, warum Sie dazu mein Haus durchsuchen wollen.“
Die Polizisten sahen sich an. Diesmal versuchte es Markov wieder. „Die Spuren, die wir verfolgt haben, waren von einem Raubtier. Es könnte sein, dass es verletzt ist und sich irgendwo verkrochen hat. Sie sagten ja selbst, Ihr Hund hätte nachts angeschlagen. Können Sie mit hundertprozentiger Sicherheit wissen, ob es sich nicht im oder in der Nähe des Hauses aufhält?“
Nun ja, was war schon jemals hundertprozentig sicher? Vielleicht sollte Coyle mit den Polizisten reden, er musste etwas mit der Geschichte zu tun haben. Für den Mörder hielt sie ihn nicht, denn er hatte Wunden davongetragen, die nach Tierbissen aussahen. Davon abgesehen hatten die Polizisten anscheinend nur eine Spur von einem Tier gefunden, nicht Coyles. Sie waren wohl keine besonders guten Spurenleser. Nein, sie konnte sie nicht in ihr Haus lassen, sie würden Coyle sofort für den Mörder halten. Erschrocken zuckte sie zusammen, als aus dem Innern des Hauses ein dumpfer Knall ertönte.
Wie auf Befehl zogen Markov und Ledbetter ihre Pistolen. „Gehen Sie zur Seite, Ma’am, wir haben den dringenden Verdacht, dass sich der Täter in Ihrem Haus aufhält und nehmen daher das Recht in Anspruch, es auch ohne Durchsuchungsbefehl zu betreten.“
Marisa wollte protestieren, doch Markov schob sie einfach zur Seite und verschwand
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