Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
Interview oder etwas ähnliches, damit wir in sein Haus kommen.“
„Natürlich. Aber darauf fällt er vielleicht nicht herein.“
„Einen Versuch ist es wert.“ Coyle sandte ihr ein kurzes Lächeln, das sie bis in ihr Innerstes spürte. „Danke.“ Damit führte er sie zu der Kommunikationshütte, dicht gefolgt von Finn und Melvin.
Nach einigen Schritten tauchte Torik vor ihnen auf. „Braucht ihr Hilfe?“
„Im Moment nicht. Sag den anderen Bescheid, dass sie alles zusammenpacken sollen, was sie brauchen, wir brechen heute noch in das Zwischenlager auf.“
Torik nickte wortlos, warf Melvin einen scharfen Blick zu und verschwand dann.
Marisa sah Coyle fragend an. „Zwischenlager?“
„Ein weniger ausgebautes Ersatzlager, das wir vor Jahren für genau diesen Zweck eingerichtet haben. Es dauert, einen geeigneten Platz zu finden, an dem wir leben können.“ Coyle schnitt eine Grimasse. „Ich hatte immer gehofft, dass es in meiner Zeit nicht dazu kommen würde.“
„Ist es weit von hier?“
Es schmerzte sie, dass Coyle nur zögernd antwortete. „Ja, ein ganzes Stück. Und das endgültige Lager wird dann noch weiter entfernt sein.“
Ein Band legte sich um Marisas Brust, ihre Kehle wurde eng. Sie wusste, was er ihr damit sagen wollte. Coyle würde sie wieder wegschicken, diesmal für immer, weil sie seinen Aufenthaltsort nicht kennen durfte. Sie versuchte, sich damit zu trösten, dass er in Sicherheit wäre, aber es gelang ihr nicht. Vielleicht sollte sie sich damit abfinden, dass er sie nicht so liebte wie sie ihn und dass es ihm deshalb leichtfiel, sich von ihr zu trennen. Aber wenn sie dann so wie jetzt in seine Augen blickte, in denen seine Gefühle deutlich sichtbar schimmerten, konnte sie es nicht glauben.
Coyle beugte sich zu ihr herüber. „Wir werden später darüber reden, ich verspreche es.“
Marisa nickte stumm und blinzelte die aufsteigenden Tränen zurück. Rasch blickte sie zur Seite, damit Coyle sie nicht bemerkte.
Der Rest des Weges verlief in angespanntem Schweigen, und Marisa atmete erleichtert auf, als sie endlich die Hütte erreichten. Obwohl sie diesmal bereits wusste, was sie erwartete, war sie wieder über den scheinbar heruntergekommenen Zustand des Holzhauses irritiert. Es war tatsächlich eine perfekte Tarnung für die darin versteckte moderne Technik. Diesmal zog Coyle an den Schubladen der Kommode und öffnete damit ein weiteres Fach, in dem ein moderner Laptop versteckt war. Er klappte den Deckel auf und ließ das System hochfahren, bevor er sich zu Melvin umdrehte. „Du bist dran.“
Zögernd setzte Melvin sich auf den Hocker, doch dann rief er ohne weitere Erklärungen die Seite eines Webmail-Anbieters auf und loggte sich ein. Nachdem er sich durch einige Mails gescrollt hatte, öffnete er eine und rutschte mit dem Stuhl zur Seite. „Hier ist meine letzte Mail.“
Angespannt beugten die anderen sich vor und lasen die kurze Nachricht. Sie endete mit der Angabe von Koordinaten und Tipps, wie das Sicherheitssystem umgangen werden konnte. Ein Muskel zuckte in Coyles Wange, seine Augen hatten sich verdunkelt. „Was hast du ihm sonst noch über uns erzählt?“
„Nichts.“ Auf ihre ungläubigen Blicke hin hob Melvin die Hände. „Wirklich, es fing ganz harmlos an. Irgendwann fragte er mich dann, ob ich wüsste, ob und wo es uns gäbe.“
„Öffentlich?“
„Nein, über eine private Nachricht.“ Er drehte sich zu Coyle um. „Ich wollte ja nicht, dass jeder Irre uns finden kann.“ Melvin deutete auf den Bildschirm. „Ich habe dann eine ganze Weile mit dem Typen gechattet und ihn gefragt, wieso er sich überhaupt für Wandler interessiert und so. Er kam mir wie ein seriöser Wissenschaftler vor, und ich dachte, er könnte uns vielleicht helfen. Deshalb habe ich ihm schließlich die Koordinaten gegeben.“
Finn verschränkte seine Arme über der Brust. „Wobei sollte er uns helfen können?“
„Endlich frei zu sein und uns nicht mehr verstecken zu müssen.“
Coyle schüttelte den Kopf. „Dummerweise hat er anscheinend genau das Gegenteil im Sinn gehabt.“ Als Melvin etwas erwidern wollte, hob Coyle die Hand. „Wir werden später darüber reden. Jetzt müssen wir versuchen, den Kerl aufzustöbern.“
Melvin setzte sich wieder vor den Laptop und rief eine Internetseite auf, über die Homepageadressen überprüft werden konnten. „Seine E-Mail-Adresse gehört zu einer Homepage. Normalerweise müssten seine Daten hier gespeichert sein. Allerdings
Weitere Kostenlose Bücher