Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
dich auch nicht über mich lustig zu machen.“ Marisas Gesichtsausdruck war angespannt.
Sofort wurde Coyle wieder ernst. „Das tue ich nicht. Ich würde dir sofort alles erzählen, wenn es nur um mich ginge, aber es betrifft die ganze Gruppe, und ich habe nicht das Recht, ohne eine Entscheidung des Rats diesbezüglich etwas zu sagen.“
Marisa schwieg einen Moment, dann nickte sie. „Wenn wir Bowen gerettet haben und zurück sind, möchte ich, dass du das mit dem Rat klärst und mir endlich alles über euch sagst.“ Wieder eine Pause. „Es sei denn, du hast sowieso vor, mich danach wieder abzuschieben, dann werde ich versuchen, euch so schnell wie möglich zu vergessen.“
„Marisa …“
Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. „Nicht jetzt.“ Marisa setzte den Blinker und verließ bei der nächsten Ausfahrt den Highway.
„War das schon unsere Abfahrt?“
„Nein, aber wir müssen tanken. Und außerdem brauche ich dringend einen Kaffee und muss mir einen kurzen Moment die Beine vertreten, sonst kriege ich einen Krampf.“ Sie lenkte den Wagen durch ein Gewühl von Straßen und Gebäuden und fuhr schließlich auf das Gelände einer Tankstelle. An einer Zapfsäule blieb sie stehen und schaltete den Motor aus.
Bevor sie ausstieg, drehte sie sich noch einmal zu ihm um und betrachtete ihn eingehend. „Bleib im Wagen. Wenn du willst, halte ich später an einem normalen Parkplatz, wo wir nicht so unter Beobachtung stehen.“
„Okay.“ Coyle ließ sich tiefer in den Sitz sinken.
„Soll ich dir auch etwas mitbringen?“
Als Antwort lief ihm das Wasser im Mund zusammen. „Etwas mit Schokolade wäre toll. Und eine Cola.“ Beides Dinge, die sie nicht allzu oft im Lager zu sehen bekamen und die deshalb immer hoch im Kurs standen.
Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. „Wird gemacht. Ich bin gleich zurück.“ Sie öffnete die Fahrertür und stieg rasch aus.
Coyle drehte sich im Wagen um, damit er beobachten konnte, wo Marisa hinging. Nachdem der Wagen vollgetankt war, ging sie in den angeschlossenen Laden, um zu bezahlen. Er würde daran denken müssen, ihr das Geld zu ersetzen, bevor sie … Sein Gehirn weigerte sich, darüber nachzudenken. Es musste eine andere Lösung geben, er konnte sich nicht vorstellen, sie gehen zu lassen und nie wieder zu sehen.
Ein Klopfen ertönte dicht neben seinem Gesicht und ließ ihn erschrocken zurückzucken. Vorsichtig schob er seinen Kopf wieder vor und unterdrückte eine Grimasse, als ein kleines Mädchen ihm zuwinkte. Mit ihren dunklen Haaren und Augen hätte sie beinahe Marisas Tochter sein können. Der Gedanke versetzte ihm einen Stich. Coyle winkte zurück, bevor er sich wieder abwandte.
Unruhig beobachtete er das Treiben an der Tankstelle und atmete erleichtert auf, als Marisa endlich aus dem Gebäude trat. In ihrer Hand hielt sie eine prall gefüllte Tüte, die sie auf den Rücksitz stellte, bevor sie sich zurück auf den Fahrersitz schwang.
Coyle zog eine Augenbraue hoch. „Großeinkauf?“
„Ich dachte mir, es ist besser, ein paar Vorräte zu haben, wir wissen ja nicht, in welchem Zustand wir Bowen vorfinden.“
Coyle spürte Wärme seinen Hals hinaufkriechen. „Ich hätte selbst daran denken müssen.“
Marisa lächelte ihn an. „Dafür hast du ja mich.“ Sie legte ihre Hand auf seine. „Ich kann mir vorstellen, wie unwohl du dich in dieser Umgebung fühlst. Da ist es doch ganz natürlich, dass du nicht an alles denkst.“
Coyle hob ihre Hand und küsste sie. „Du bist sehr großzügig.“
„Warte, bis ich dir sage, was dich das alles kosten wird.“ Ihre Antwort klang nur halb scherzhaft.
„Was denn?“
„Später.“ Marisa steckte den Schlüssel ins Zündschloss und startete den Motor. „Wir sprechen darüber, wenn Bowen in Sicherheit ist.“
„Auf jeden Fall.“ Coyle beugte sich zum Rücksitz und zog eine Cola-Dose aus der Tüte. „Was möchtest du haben?“
„Wasser und einen von den Schokoriegeln.“ Marisa nahm die Flasche und den Riegel entgegen. „Danke.“ Nachdem sie einen Schluck getrunken hatte, ließ sie den Wagen vom Gelände der Tankstelle rollen und reihte sich in den Verkehr ein.
Der Rest der Fahrt verlief größtenteils schweigend. Die Unruhe in Coyle verstärkte sich, je näher sie ihrem Ziel kamen. Die Häuser zu beiden Seiten der Straße trugen auch nicht gerade dazu bei, dass er sich wohler fühlte. Obwohl es vermutlich Unsinn war, kam er sich beobachtet vor. Eingeengt und ausgeliefert. Alles wirkte grau und
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