Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
nicht noch mehr zu sagen. Wie konnte jemand Marisa nicht um ihrer selbst willen lieben?
Marisa gelang ein schiefes Lächeln. „Danke. Ich habe ihn sofort rausgeschmissen und versucht, die Sache bei der Polizei zu klären. Dummerweise haben sie sich lieber vor ihren Ermittler gestellt und mir die alleinige Schuld an der Enttarnung des Informanten gegeben. Das sickerte dann an die Presse durch, und schon war ich nicht nur meinen Job los, sondern konnte auch sicher sein, nie wieder einen in New York oder einer anderen großen Stadt zu bekommen.“
„Aber es muss doch irgendeine Möglichkeit geben, die Sache klarzustellen!“
Marisa schüttelte den Kopf. „Nein. Selbst wenn man mir glaubte, könnte es sich keine seriöse Zeitung leisten, jemanden einzustellen, dessen Ruf so beschädigt ist. Davon abgesehen bleibt die Tatsache bestehen, dass durch mein Verschulden ein Informant aufgedeckt und getötet wurde.“
„Das finde ich nicht logisch.“
„Wer sagt, dass es logisch sein muss? Es ist so, und ich muss damit leben.“
Marisa klang so verloren und niedergeschlagen, dass Coyle sie am liebsten umarmt hätte, aber das war im fahrenden Auto nicht möglich. So begnügte er sich damit, seine Hand auf ihre zu legen und sie sanft zu drücken. Es gab nichts zu sagen, das sie trösten würde, deshalb wechselte Coyle das Thema. „Und jetzt schreibst du Artikel für den National Park Service?“
„Ja, vorübergehend. Ich weiß noch nicht genau, was ich später machen werde. Es hat mir gefallen, einmal nichts über Menschen und ihre Machenschaften schreiben zu müssen, sondern über die Natur, die Parks und alles, was damit zu tun hat.“
Coyle strich über ihren Handrücken und zog schließlich widerstrebend den Arm zurück. „Wenn es dir Spaß macht, warum willst du dann etwas anderes machen?“
„Ich habe nicht gesagt, dass ich es will, aber auf Dauer kann ich davon nicht leben. Meine Ersparnisse sind so gut wie aufgebraucht, und das Honorar für die Artikel reicht kaum, um Angus und mich zu ernähren, wenn ich die Miete gezahlt habe.“ Marisa holte tief Luft. „Außerdem weiß ich noch nicht, wie mein Leben weitergehen wird. In welche Richtung es sich entwickelt.“ Sie sah ihn einen Moment lang an, dann konzentrierte sie sich wieder auf die Straße.
Was meinte sie damit? Wollte sie doch wieder in den Osten gehen und versuchen, als Journalistin Fuß zu fassen? Wahrscheinlich sollte er das verstehen, schließlich war es ihr Beruf, und sie musste irgendwie ihr Geld verdienen. Aber es fiel ihm schwer, sie sich in einer größeren Stadt vorzustellen. Vor allem, weil sie dann so weit weg von ihm sein würde. Doch was konnte er ihr schon bieten außer einem Leben auf der Flucht? Nichts, dachte er verzweifelt.
Und dennoch. Er würde sie diesmal nicht gehen lassen, ohne einen Versuch zu unternehmen, sie zu halten. „Vielleicht …“
„Da ist die Abzweigung.“ Marisa setzte den Blinker und fuhr auf die verlassene Straße, die zum Haus des Wissenschaftlers führte.
„Wie wollen wir vorgehen? Wenn er dich sieht, könnte er Verdacht schöpfen und gar nicht erst mit mir reden.“
Coyle war der abrupte Themenwechsel nicht recht, aber sie konnten das Gespräch fortsetzen, wenn sie Bowen gefunden und befreit hatten. Das war jetzt wichtiger. „Lass mich ein Stück vom Haus entfernt raus, damit er mich nicht sieht. Dann wartest du einige Minuten und fährst vor. Dadurch habe ich Zeit, mir eine günstige Position in der Nähe des Hauses zu suchen.“
Marisas Stirn war sorgenvoll gerunzelt. „Glaubst du, es gibt genug Deckung? Wenn er dich dort herumlaufen sieht, wird er erst recht misstrauisch.“
Ein Lächeln hob Coyles Mundwinkel. „Mach dir darüber keine Gedanken, wenn ich nicht gesehen werden will, bemerkt mich auch keiner.“
„Angeber.“ Das Wort hatte einen liebevollen Klang. „Also du steigst unterwegs aus, und ich fahre alleine weiter. Dann klingele ich. Was sage ich, wenn er fragt, warum ich nicht vorher angerufen habe?“
„Du hattest Angst, dass das Gespräch abgehört wird. Außerdem willst du mit ihm persönlich sprechen.“
„Hm. Glaubst du, ich kann ihn damit überzeugen?“ Zweifelnd blickte sie ihn an.
„Eine andere Wahl haben wir nicht. Improvisiere ein wenig und schmeichele dich bei ihm ein. Vielleicht ist er begeistert, wenn sich jemand für seine Arbeit interessiert.“ Coyle deutete auf die Zettel, die auf der Konsole lagen. „Melvin hat alles aus dem Internet geholt, was über
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