Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
diesen Henry Stammheimer zu finden war. Wenn es stimmt, was dort steht, ist er vor einiger Zeit von einem Forschungsinstitut entlassen worden und seitdem mehr oder weniger untergetaucht. Ich könnte mir vorstellen, dass er sich freut, mit jemandem darüber zu reden.“
„Ich werde es versuchen.“ Marisa lenkte den Wagen an den Straßenrand. „Hier?“
Coyle sah sich um. Das Auto war von trockenen Sträuchern verdeckt, dahinter ragten rote Felsen auf. „Ja, die Stelle ist gut. Wie weit ist es bis zum Haus?“
Marisa rief auf dem GPS -Gerät die passende Karte auf. Ein blinkender Punkt zeigte ihren Standort an und ein Kreuz mit einem Fähnchen den des Hauses. „Etwa eine halbe Meile querfeldein. Nimm das Gerät mit, dann findest du es.“
Coyle prägte sich die Karte ein und schüttelte dann den Kopf. „Das würde mich nur stören.“ Er zog sein T-Shirt über den Kopf.
Marisa sah ihn mit offenem Mund an. „Was tust du da?“
Grinsend legte er seine Hände an den Hosenbund. „Wonach sieht es denn aus?“
„Ein Striptease in der Wüste?“
Coyle beugte sich zu ihr hinüber und küsste sie rasch auf den Mund. „Genau.“ Er wurde ernst. „Ich bin schneller und vor allem unauffälliger, wenn ich als Berglöwe zum Haus laufe.“
„Aber …“
Er ließ sie nicht ausreden. „Ich weiß, was ich tue. Vertrau mir.“
Marisa schien mit sich zu kämpfen, bevor sie schließlich widerwillig nickte. „Okay. Lass dich nicht erwischen – und verbrenn dir keine wichtigen Körperteile.“
Hitze schoss durch Coyles Körper, die nichts mit der heißen Wüstensonne zu tun hatte. „Ich werde mich bemühen.“ Er stieg aus und entledigte sich seiner Schuhe, Socken und Hose. Als Letztes zog er seinen Slip aus und schob das Bündel Kleidung unter den Vordersitz. „In fünf Minuten bin ich in Position.“
Marisa riss ertappt ihren Kopf hoch, und er konnte noch kurz die Erregung in ihren Augen sehen. „In Ordnung. Sei vorsichtig.“
„Du auch. Geh kein Risiko ein. Wenn du merkst, dass der Kerl gefährlich ist oder dir irgendetwas nicht geheuer vorkommt, kehr zum Auto zurück und fahr weg.“
„Und was wird dann aus dir?“
Coyle lächelte schief. „Mach dir darüber keine Gedanken, ich komme zurecht.“
„Ich werde dich ganz bestimmt nicht hierlassen!“ Marisa funkelte ihn wütend an.
„Das sollst du ja auch nicht. Wir treffen uns am Anfang der Straße wieder, weit genug vom Haus entfernt, dass er dich nicht mehr sehen kann.“
Marisa presste die Lippen zusammen. „Und wehe, du bist nicht da. Ich habe keine Lust, dich schon wieder zu suchen.“
„So schnell wirst du mich nicht mehr los.“ Coyle beugte sich noch einmal vor und legte seine Hände um Marisas Wangen. Seine Lippen strichen über ihre, erst sanft, dann fordernder. Marisa erwiderte seinen Kuss mit einer Leidenschaft, die ihn noch mehr erregte. Ihr Geschmack berauschte ihn, ließ ihn beinahe alles um sich herum vergessen.
Schließlich löste sie sich schwer atmend von ihm. Ihre Hände strichen über seine Rippen. „Du solltest jetzt gehen, sonst fährt noch irgendjemand vorbei und fragt sich, warum hier einer seinen nackten Po in die Luft streckt.“
Lachend richtete Coyle sich auf und trat einen Schritt zurück, weil ihre Finger sich seiner Hüfte näherten, und er sich nicht sicher war, ob er der Versuchung widerstehen konnte, wenn sie ihn erst berührte. „Bis gleich.“ Damit verwandelte er sich und verschwand in den Büschen.
Marisa hielt in einer Staubwolke vor dem Haus und schaltete den Motor aus. Ein anderer Wagen stand bereits dort, also war Henry Stammheimer vermutlich zu Hause. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, ihre Hände waren schweißnass. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte ihr, wie blass sie war. Die Schramme an ihrer Wange war inzwischen nur noch ein schwacher roter Strich, aber die dunklen Ringe unter ihren Augen ließen sie trotzdem krank aussehen. Aber dagegen konnte sie jetzt nichts machen und hoffte, dass es Stammheimer nicht bemerken würde.
Rasch wischte sie ihre feuchten Handflächen an der Jeans ab und öffnete die Wagentür. Die Stille war ohrenbetäubend. Obwohl es auch im Wald ruhig gewesen war, hatte doch immer irgendwo etwas geraschelt oder ein Vogel gesungen. Hier hingegen war es irgendwie … tot. Nur das Ticken des abkühlenden Motors durchbrach, abgesehen vom Knirschen ihrer Schritte auf dem Sand, das Schweigen um sie herum. Tief durchatmend stieg sie die Stufen der Veranda hinauf und sah sich nach
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