Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
ausgetrocknet, nur in einigen bewässerten Vorgärten hielt sich etwas grüner Rasen. Die meisten schienen jedoch eingesehen zu haben, dass sich diese Mühe nicht lohnte, und hatten sich Wüstenpflanzen und Kies in ihre Gärten geholt. Sehnsüchtig dachte Coyle an die ungebändigte Natur, die sich rund um ihre Häuser im Wald befand. An die Ruhe und die saubere Luft …
„Was auch immer du gerade denkst, lass es besser.“ Marisas Stimme schnitt unsanft in seine Gedanken.
„Was?“ Er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme scharf klang.
Der Wagen stand an einer roten Ampel, und Marisa sah ihn forschend an. „Deine Augen haben sich verändert. Es wäre besser, wenn du halbwegs normal wirkst, solange wir in der Nähe von anderen Menschen sind.“
Coyle stieß hart den Atem aus. „Ich weiß. Entschuldige, ich wollte dich nicht so anfahren. Es ist nur …“ Er brach ab und suchte nach den passenden Worten. „Es ist alles so tot. Ich könnte hier niemals leben.“
Marisa lächelte. „Ich auch nicht. Obwohl ich einige Felsformationen und wüste Landschaften durchaus interessant finde – aber nur, wenn ich weiß, dass ich danach wieder in kühlere und grünere Gegenden komme.“
„Das beruhigt mich.“
Als die Ampel auf Grün schaltete, fuhr Marisa weiter. „Allerdings fürchte ich, dass dir New York auch nicht gefallen hätte. Zu viele Menschen, zu viele Autos, zu viel Lärm.“
„Warum warst du dann dort?“
„Es lag einfach nah. Ich bin in einer Kleinstadt im Staat New York aufgewachsen und dann zum Studium in die Stadt gegangen. Dort habe ich auch meine ersten Jobs bekommen und mir langsam einen Namen gemacht.“ Marisa schnitt eine Grimasse. „Wie du ja weißt, ist all das inzwischen vorbei.“
„Ich verstehe immer noch nicht, warum du so angegriffen wurdest. Du hast schließlich deinen Informanten nicht umgebracht.“
„Du hast die Artikel gelesen?“
„Ja, ich wollte wissen, was dazu geführt hat, dass du nach Mariposa gegangen bist.“
Marisa nickte, hielt aber ihren Blick auf die Straße gerichtet. „Es gehört zur Standesehre jedes Journalisten, die Identität eines Informanten unter allen Umständen zu wahren. Calvin – so hieß mein Informant – ist letztlich nur deshalb in Gefahr geraten und getötet worden, weil ich zu sorglos war und meinem Freund vertraut habe. Das hat ihn sein Leben gekostet und mich meinen Beruf.“
„Und deinen Freund.“ Coyle konnte nicht verhindern, dass er eifersüchtig klang. Die Vorstellung, dass ein anderer Mann Marisa berührt hatte, machte ihn verrückt.
„Ja. Ich konnte ihm diesen Vertrauensbruch niemals verzeihen.“
Der Schmerz und die Wut in ihrer Stimme ließen in Coyle den Wunsch aufkommen, ihren Exfreund aufzusuchen und ihm zu zeigen, was er mit Leuten machte, die seine Frau verletzten. „Wie ist er denn an den Namen gekommen?“
„Ich hatte auf meinem Laptop eine gesicherte Datei mit all meinen Kontakten gespeichert. Ben muss das Passwort erraten oder mich bei der Eingabe beobachtet haben. Er hat Calvins Namen und Adresse an seine Dienststelle weitergegeben, weil die Polizei ebenfalls Ermittlungen in der Sache laufen hatte und nicht weiterkam.“ Marisa schnaubte verächtlich. „Kein Wunder, sie waren unfähig. Und vor allem muss jemand aus ihren eigenen Reihen meinen Informanten an die Firma verraten haben, gegen deren Methoden ich Beweise suchte. Denn als ich mich das nächste Mal mit Calvin treffen wollte, konnte ich ihn nicht mehr erreichen. Ich habe mir Sorgen gemacht und bin zu seiner Wohnung gefahren.“ Marisa brach ab, ihre Fingerknöchel traten weiß hervor, so fest hielt sie das Lenkrad umklammert. Ihr Gesicht war bleich, ihre Augen schienen noch dunkler geworden zu sein.
„Calvin war tot, erstochen. Ich habe die Polizei gerufen, und die Beamten hatten nichts Besseres zu tun, als mich stundenlang zu befragen. Bei diesen Verhören ging es nur um Informationen zu dem Fall, überhaupt nicht darum, dass ein unschuldiger Mann getötet worden war, nur weil er die Praktiken seines Arbeitgebers nicht länger mit ansehen konnte. Obwohl jeder wusste, wer hinter dem Mord an Calvin stecken musste, konnte man dem Unternehmen nichts nachweisen. Es gab einfach keine Beweise mehr.“
„Was hat dieser Ben dazu gesagt?“
Marisa lachte bitter auf. „Der hat nicht lange gezögert, mir zu versichern, dass er nur mit mir zusammen war, um an den Informanten heranzukommen.“
„So ein Idiot!“ Coyle biss die Zähne zusammen, um
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