Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
mich.“
Coyle fing ihren Finger ein und hauchte einen Kuss darauf, der Hitze in Marisa aufsteigen ließ. „Das würde ich nie wagen. Vor allem nicht, nachdem ich gesehen habe, was du mit einem Baseballschläger anrichten kannst.“
Verlegen zuckte Marisa bei der Erinnerung an ihre erste Begegnung mit den Leoparden mit den Schultern. „Ich war im Universitätsteam.“
„Beeindruckend.“ Er hob beide Hände, als Marisa ihn boxen wollte. „Das war ernst gemeint.“
Misstrauisch sah sie ihn an und nickte dann. „Danke.“ Ein Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. „Das Einzige, was ich wirklich gut konnte, war draufhauen.“
Coyle lachte. „Das habe ich gesehen.“
Marisa wurde ernst. „Was machen wir jetzt?“
Der Humor wich auch aus Coyles Augen, als er seine Hand ausstreckte. „Wenn du mir das Telefon gibst, können wir gleich weitergehen. Je eher wir ankommen, desto besser.“
Zögernd reichte sie ihm das Telefon. Nur ungern ließ sie dieses Symbol der Zivilisation los. „Wohin gehen wir genau?“
Coyle setzte an, etwas zu sagen, schüttelte dann aber den Kopf. „Es ist besser, wenn ich es dir zeige. Du würdest mir sowieso nicht glauben, wenn ich es dir erzähle.“
Mit dieser mehr als rätselhaften Antwort verstaute er das Gerät wieder dort, wo er es hervorgeholt hatte, bevor er zur Tür ging und sich noch einmal zu ihr umdrehte. „Bereit?“
Nein, nicht wirklich, dachte Marisa. Aber was blieb ihr anderes übrig, als ihm zu folgen? Sie konnte nicht mal annähernd sagen, wo sie sich im Moment befand. Und die Journalistin in ihr wollte endlich wissen, was hier vorging. Zumindest war ihr diese Begründung für ihre Bereitschaft, Coyle zu folgen, lieber als die Möglichkeit, dass sie sich einfach nur zu ihm hingezogen fühlte und mehr Zeit in seiner Nähe verbringen wollte. Als hätte sie nicht schon einmal schmerzhaft lernen müssen, dass nur weil sie etwas empfand, es umgekehrt nicht genauso sein musste. Coyle fühlte sich körperlich zu ihr hingezogen, das war recht offensichtlich, doch das bedeutete nicht automatisch, dass sie sich auf ihn verlassen konnte. Auch wenn er zurückgekommen war, um sie vor den Mördern zu beschützen und sie hinter sich hergeschleppt hatte, obwohl er alleine viel schneller vorwärtsgekommen wäre. Er hatte sogar sein Leben riskiert, damit sie entkommen konnte. Marisa runzelte die Stirn. Warum hatte er das getan?
„Du kannst noch länger da stehen und grübeln oder mit mir kommen und in einer halben Stunde vor einer warmen Mahlzeit sitzen.“ Coyles Stimme brach in ihre Gedanken.
Sie blinzelte mehrmals, um ihre trockenen Augen zu befeuchten, und straffte ihren Rücken. „Ich komme.“
Coyle trat aus der Hütte, aber Marisa sah ihn noch lächeln. Verdammter Kerl!
Bowens Sinne erwachten zuerst. Er konnte seinen eigenen Angstschweiß riechen, überlagert vom Geruch technischer Geräte und von etwas, das er nicht einordnen konnte. Es erinnerte ihn an seinen heimlichen Ausflug in die Stadt, wegen dem seine Mutter ihn beinahe für den Rest seines Lebens unter Hausarrest gestellt hätte. Beim Gedanken an sie fuhr ein scharfer Stich durch sein Herz, und er biss auf seine Lippe, um nicht laut aufzustöhnen. Tränen sammelten sich hinter seinen geschlossenen Augenlidern. Er wollte seine Hand heben, doch irgendetwas war um sein Handgelenk geschlungen und hielt ihn fest. Furcht durchdrang seine Betäubung und schärfte seine Sinne. Etwas piepte leise, fast tonlos, irgendwo rauschte Wasser durch eine Leitung. Er erstarrte, als er das Atmen hörte. Es war jemand im Zimmer mit ihm, ein Stück entfernt, aber nah genug, dass er das Rascheln von Kleidung wahrnehmen konnte. Ein Luftzug strich über seine Haut und machte ihm bewusst, dass er nackt war. Unwillkürlich entfuhr ihm ein Wimmern, das ihn zugleich beschämte und wütend machte.
„Gut, du bist endlich wach. Ich hatte schon fast befürchtet, dass das Mittel zu stark für deinen Metabolismus gewesen wäre.“ Mit jedem Wort kam die Stimme näher, als sich der unbekannte Mann durch das Zimmer auf ihn zu bewegte.
Helligkeit sickerte durch seine Augenlider und verursachte einen stechenden Schmerz in seinem Kopf. Bowen wollte sich wieder in sein Inneres zurückziehen, ausblenden, was um ihn herum geschah, doch es funktionierte nicht. Sein Magen krampfte sich vor Angst und Hunger zusammen, seine Kehle war ausgetrocknet, und das Schlucken tat weh. Das Rascheln erklang diesmal direkt neben ihm, ein Luftzug strich über
Weitere Kostenlose Bücher