Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
aufschloss. „Warte hier einen Moment, ich werde alles vorbereiten.“
Neugierig blickte sie auf die verwitterte Hütte. „Was ist das?“
Amüsiert zupfte er an ihren Haaren. „Die Möglichkeit, mit deinen Freunden Kontakt aufzunehmen.“
Skeptisch sah sie genauer hin. „Wirklich? Es sieht nicht so aus, als wäre hier irgendetwas aus dem zwanzigsten Jahrhundert, geschweige denn dem einundzwanzigsten.“
„Lass dich überraschen.“ Er ließ seine Hand an ihrem Arm hinabgleiten und drückte sanft ihre Finger. „Ich bin gleich wieder da.“ Ein seltsamer Widerwille ergriff von ihm Besitz, sie allein zu lassen, wenn auch nur für ein paar Minuten. Wie konnte das sein? Sie würde schließlich nicht einfach gehen, und er blieb ihr nah genug, um sie notfalls zu schützen.
Von seinen Gefühlen verwirrt, drehte er sich rasch um und strebte auf die Hütte zu. Wie erwartet quietschte die Tür, als er sie öffnete. Ein einfacher, aber effektiver Schutzmechanismus, durch den sie nie überrascht werden konnten. Coyle wartete einige Sekunden, bis sich seine Augen an das Dämmerlicht im Raum gewöhnt hatten.
„Wer ist sie?“
Die Stimme kam von rechts, und Coyle fluchte stumm, als er Keira erkannte. Musste ausgerechnet sie heute Dienst haben? „Jemand, der mir geholfen hat. Wir brauchen das Satellitentelefon.“
Keira trat aus der dunklen Ecke und die durch das winzige Fenster einfallenden Lichtstrahlen brachten ihre gebräunte Haut zum Leuchten.
Coyle sah ihr fest in die Augen. „Zieh dir bitte etwas an, sie ist es nicht gewöhnt, dass Leute in ihrer Umgebung nackt herumlaufen.“
„Und warum sollte ich mich deshalb verstellen?“
Ärger ließ seine Stimme härter klingen. „Das war keine Bitte, Keira.“
Ihre vollen Lippen pressten sich zusammen, und sie sah aus, als wollte sie weiter mit ihm streiten. Doch anscheinend erkannte sie, dass er es ernst meinte. Normalerweise ließ er ihr einiges durchgehen, weil sie die Schwester seines besten Freundes war, aber wenn es um die Sicherheit der Gruppe ging, verstand er keinen Spaß. Keira öffnete eine Truhe und holte Kleidung hervor, die sie mit abrupten Bewegungen anzog, die ihren Ärger verrieten. Schließlich drehte sie sich wieder zu ihm um. „Besser so?“
„Ja.“ Coyle nickte ihr zu. „Lass alle anderen Geräte versteckt und hol nur das Telefon.“
„Okay.“
„Danke. Und wenn wir wieder gehen, informiere alle verfügbaren Wächter, dass wir zwei Verfolger hinter uns haben.“
Keira hob beide Augenbrauen. „Denkst du, das hätten wir noch nicht bemerkt?“ Sie zeigte ihre Zähne. „Was sollen wir mit ihnen machen, sie beseitigen?“
„Nein, ich will sie lebend. Sie sind vielleicht die einzige Spur zu Bowen, die wir noch haben.“
Sofort verzerrte Wut ihr Gesicht. „Ich werde persönlich dafür sorgen, dass sie nicht entkommen.“
„Passt auf euch auf, es sind Mörder, sie haben Bowens Entführer getötet und mich auch fast erwischt.“ Zweimal.
Keiras Blick wanderte besorgt über ihn. „So siehst du auch aus.“ Sie berührte mit ihren Fingerspitzen die Wunde an seinem Kopf. „Genau deshalb haben wir uns nie mit denen da draußen abgegeben.“ Ihre Stimme sank zu einem Flüstern herab. „Es ist einfach zu gefährlich.“
„Wir hatten keine andere Möglichkeit, nachdem Bowen entführt wurde, das weißt du.“
Keira nickte widerwillig. „Was glaubst du, wo die Leoparden herkommen?“
„Genau das müssen wir herausfinden. Irgendetwas an ihnen war …“ Coyle fuhr herum, als die Tür mit einem lauten Quietschen aufschwang. Ein Messer tauchte in Keiras Hand auf.
Marisa sah mit großen Augen von Coyle zu der messerschwingenden Amazone, die sie mit kaum verhüllter Abneigung anblitzte. Ihre Jeans war abgewetzt und ihr T-Shirt wirkte, als hätte es schon bessere Tage gesehen. Trotzdem war sie mit ihrer glatten braunen Haut und ihrem goldblonden Haar die schönste Frau, die Marisa je gesehen hatte, wie sie sich mit einem Anflug von Neid eingestehen musste. Es half auch nicht, dass Coyles Hand in einer vertrauten Geste auf dem Arm der Frau lag. Hatte er sie etwa zu seiner Geliebten oder sogar seiner Ehefrau geführt? „Ich weiß, ich sollte draußen warten, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, als wären Blicke auf mich gerichtet, als wäre ich umzingelt.“ Verlegen hob sie die Schultern. Die Augen der Frau verengten sich zu wachsamen Schlitzen, und auf Coyles Nicken hin verließ sie ohne ein Wort die Hütte.
Marisa sah ihr nach.
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