Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
zu. Marisa griff nach seinem Arm und zog ihn zurück. „Bist du verrückt? Sie werden uns töten!“
Coyle sah sie ruhig an. „Nein, das werden sie nicht. Das ist meine Familie.“
Entgeistert starrte sie ihn an. „Willst du mir erzählen, dass du so etwas wie Mogli oder Tarzan bist?“ Sein Lachen löste in ihr den Wunsch aus, ihm den Baseballschläger über den Kopf zu ziehen. Dummerweise hatte sie ihn im Kampf mit den Leoparden verloren. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten.
Als er ihren Gesichtsausdruck sah, wurde er ernst. „Ich bin nicht von wilden Tieren aufgezogen worden, wenn du das meinst. Gib mir ein wenig Zeit, und ich erkläre dir alles.“ Ein seltsamer Ausdruck lag in seinen Augen. „Auch wenn es dir vermutlich äußerst merkwürdig vorkommen wird.“
Marisa zögerte, aber schließlich siegte ihre Neugier. „Okay. Versuch, mich zu überzeugen.“
Coyle neigte den Kopf. „Danke.“
Sie fand es seltsam, wie ruhig die Berglöwen waren. Sie standen einfach nur da und starrten sie an, als warteten sie auf etwas. Marisa fiel auf, dass es nur erwachsene Tiere waren, sie sah keine Jungtiere. Schon bald bildete sich ein Kreis um sie, es gab keinen Fluchtweg mehr. Wenn Coyle sich irrte, saßen sie in der Falle. Furcht breitete sich in ihr aus. Auch wenn die Pumas sie vor den Leoparden beschützt hatten, waren es doch Raubtiere.
Coyle drückte beruhigend ihre Hand, bevor er sich den Tieren zuwandte. „Danke für eure Hilfe. Ich muss erst noch etwas mit Marisa besprechen, danach komme ich zu euch.“
Auch wenn Marisa sich nicht vorstellen konnte, wie die Berglöwen ihn verstehen sollten, zogen sie sich ein Stück zurück und es entstand eine schmale Gasse. Bildete sie sich das nur ein oder waren etliche feindselige Blicke auf sie gerichtet? Sie konnte nur hoffen, dass Coyle wusste, was er tat. Es schien so, denn nach einem kurzen Neigen seines Kopfes führte er Marisa wieder ein Stück in den Wald hinein.
„Huh, das war merkwürdig.“
Coyle lachte leise. „Dabei hast du noch gar nichts gesehen.“
Sie wusste nicht, ob sie wirklich mehr sehen wollte. „Kam es mir nur so vor, oder waren sie nicht gerade glücklich, dass du mich mitgebracht hast?“
Er drehte sich zu ihr um und betrachtete sie neugierig. „Wie hast du das erkannt? Nicht viele würden aus dem Gesichtsausdruck eines Berglöwen seine Stimmung ablesen können.“
Marisa hob die Schultern. „Keine Ahnung. Also habe ich recht?“
„Ja. Wir sind Fremden gegenüber sehr vorsichtig. Besonders nachdem gerade ein Fremder Bowen entführt hat und uns die Leoparden hierher gefolgt sind.“ Coyle nahm wieder ihre Hand. „Es hat nichts mit dir persönlich zu tun. Wenn sie dich erst mal kennenlernen, werden sie dich mögen.“
Dessen war sie sich nicht so sicher, doch etwas anderes interessierte sie viel mehr. „Wo ist denn deine Freundin geblieben?“
„Welche?“
Marisa zog eine Augenbraue hoch. „Hast du mehrere? Die in der Hütte vorhin.“
„Ach, du meinst Keira. Vermutlich läuft sie hier irgendwo rum.“
Heimlich atmete Marisa auf. Es hörte sich nicht so an, als würde Coyle mehr in Keira sehen als eine Freundin oder Schwester. Um sich abzulenken, fragte sie einfach weiter. „Ist Keira neben dir der einzige Mensch hier, oder gibt es noch andere?“
Wieder ein ominöser Blick von Coyle, bevor er weiterging. „Das erzähle ich dir später, erst möchte ich dir etwas zeigen.“
„Hoffentlich bald, ich sterbe fast vor Neugier.“ Coyles Lachen zeigte ihr, dass er sie gehört hatte, obwohl sie es nur vor sich hin geflüstert hatte. Verdammt noch mal, sie sollte sich inzwischen an sein gutes Gehör gewöhnt haben.
„Da sind wir schon.“ Coyle drehte sich mit einem Lächeln zu ihr um.
„Wo sind wir?“
„Bei meinem Haus.“
Marisa drehte sich einmal um die eigene Achse, konnte aber nichts erkennen. „Wo ist es?“
Coyle grinste zufrieden. „Wenn du es nicht entdeckst, wird es auch niemand anders tun.“ Als er sah, dass sie ungeduldig wurde, deutete er nach oben. „Siehst du die drei dicht zusammenstehenden Bäume, deren Äste sich kreuzen?“
Marisa folgte seinem Blick und entdeckte schließlich, was er meinte. „Ja.“
„Etwa auf fünf Metern Höhe, dort wo die Äste und Zweige besonders dicht sind.“
Entgeistert starrte Marisa Coyle an. „Sag nicht, du hast ein Baumhaus.“
„Hättest du eine Höhle vorgezogen?“
„Nein, nicht unbedingt. Aber ich dachte eher an so etwas wie die Hütte vorhin.
Weitere Kostenlose Bücher