Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
Oder ein richtiges Haus.“
Coyle sah sie ernst an. „Damit kann ich nicht dienen. Warte hier, ich werfe dir die Leiter herunter.“ Damit ließ er sie einfach stehen.
Ungläubig sah Marisa ihm hinterher. Eine Leiter herunterwerfen? Coyle verschwand hinter den Bäumen, und es kehrte Totenstille ein. Unruhig blickte Marisa sich um. Es behagte ihr nicht, hier so allein herumzustehen, und davon abgesehen wollte sie wissen, wie Coyle hinaufgelangte. Kurz entschlossen folgte sie ihm um den Baum herum. Coyle war nicht mehr zu sehen, dafür bewegten sich in einigen Metern Höhe die Zweige. Marisa glaubte, kurz etwas Helles zu sehen, doch es war sofort wieder verschwunden. Für einen Moment herrschte völlige Stille.
„Coyle?“ Ihr Ruf war beinahe ein Flüstern.
„Vorsicht, Leiter kommt.“
Überrascht, seine Stimme über sich zu hören, trat sie zurück und sah, wie sich eine Strickleiter auf dem Weg nach unten entfaltete. Nicht gerade ihre Vorstellung von Komfort, aber vermutlich immer noch besser, als den Baum hinaufklettern zu müssen. Und sie wollte wirklich wissen, wie Coyle wohnte. Entschlossen ergriff sie die Seile und stellte ihren Fuß auf die unterste Sprosse, doch bereits nach ein paar weiteren musste sie sich festklammern, weil die Leiter heftig zu schwingen begann. Sie wusste schon, warum sie so etwas im Sportunterricht immer gehasst hatte. Mit zusammengebissenen Zähnen kämpfte sie sich hinauf, bis sie bei einer hölzernen Plattform ankam.
Coyles Kopf tauchte über ihr auf. „Soll ich dir helfen?“
Hätte sie noch so etwas wie Stolz besessen, hätte sie ablehnen müssen, doch so grunzte sie nur ihre Zustimmung. Coyle fasste unter ihre Arme und hob sie einfach hinauf. Wie ein gestrandeter Fisch lag sie auf dem Holzboden und schnappte nach Luft. Schließlich drehte sie sich auf den Rücken und starrte in das Blätterdach.
Coyles Gesicht tauchte über ihr auf. „Alles in Ordnung?“ Sanft strich er die Haare aus ihrer Stirn.
„Ja.“ Mühsam stützte Marisa sich auf ihre Ellbogen und sah sich um. Auf drei Seiten war sie umgeben von Zweigen und Blättern, wie in einem schützenden Kokon. Hinter Coyle verbreiterte sich die Plattform zu einer überdachten Veranda komplett mit hölzernem Liegestuhl und in der anderen Ecke etwas, das wie ein flacher Sitzsack aussah. Es war eine richtige Hütte, gehalten von den starken Ästen der drei Bäume. „Wow. Du hast hier eine eigene kleine Welt, wo du deine Ruhe hast und dich niemand stören kann, wenn du es nicht willst.“
Lächelnd half er ihr auf. „Ganz genau. Auch wenn es größtenteils um Sicherheit geht, wollte ich mich wohlfühlen.“ Er hielt ihr die Tür zur Hütte auf. „Komm herein.“
Neugierig trat Marisa in den Raum und hatte sofort das Gefühl, weiterhin im Wald zu sein. Efeu hing von hölzernen Deckenbalken an den Wänden herab, die Luft roch frisch. Es gab nur wenige Möbel, aber auch sie waren aus Holz und die Polster in Naturfarben gehalten. Der runde Esstisch bot gerade genug Platz für zwei Personen und im Hintergrund war eine kleine Einbauküche zu sehen. Viel brauchte Coyle wahrscheinlich nicht, wenn er hier alleine wohnte. Sofern er das tat.
„Du lebst hier alleine?“
„Ja. Im Grunde sind wir alle Einzelgänger, nur die engsten Familienmitglieder leben zusammen.“
Coyle öffnete eine weitere Tür, hinter der Treppenstufen zu einer höheren Ebene führten. Ein riesiges Bett nahm fast den gesamten Raum ein. Marisa wünschte, sie könnte sich einfach darauffallen lassen und schlafen, doch das musste warten, bis Coyle ihr alles erklärt hatte. Noch einmal würde sie sich nicht vertrösten lassen. So betrachtete sie stattdessen den wunderschön geschnitzten Kleiderschrank und den gemütlichen Sessel, der in der Ecke des Zimmers stand.
Mit den Fingerspitzen strich sie über das Holz. „Wo bekommst du diese schönen Möbel her?“
„Ich baue sie entweder selber oder beauftrage einen meiner Freunde, der ein echtes Talent dafür hat.“
„Das sehe ich.“ Marisa wandte sich zu Coyle um. „Du steckst voller Überraschungen.“
„Und du kennst nicht mal die Hälfte.“ Er hob die Hand, bevor sie etwas sagen konnte. „Erst zeige ich dir das Haus, dann besorge ich uns etwas zu essen und dann reden wir, okay?“
Ihr knurrender Magen antwortete für sie, aber sie zögerte. „Wenn es geht, würde ich mich auch erst noch ein wenig frisch machen.“
„Natürlich.“ Coyle schob eine versteckte Schiebetür auf. „Hier ist das
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