Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
ein so heftiger Kopfschmerz, dass sie beinahe in die Knie ging. Halb blind stolperte sie die Treppe wieder hinauf, riss die Haustür auf und lief in die heiße Wüstensonne hinaus. Das grelle Licht schmerzte in ihren Augen, aber der Druck in ihrem Kopf ließ nach. Isabel lehnte sich gegen die äußere Umrandung der Veranda und atmete tief durch. Seltsam, normalerweise verstärkten sich die Schmerzen durch Helligkeit, doch diesmal schienen sie abzuflauen, nachdem sie das Gebäude verlassen hatte.
Schon in Los Angeles hatten sie heftige Kopfschmerzen geplagt, aber eine Untersuchung beim Arzt war ohne Befund geblieben. Er vermutete eine schwere Migräne, die schubweise kam und gegen die nur absolute Ruhe half – die sie hier zu finden hoffte. Isabel atmete tief die frische Luft ein. Sie war frei von Smog und den Geräuschen von Millionen von Menschen, Autos und Flugzeugen. Zumindest war nichts davon zu bemerken, dass Las Vegas und die umliegenden Städte gar nicht mal so weit entfernt lagen.
Ihre Augen flogen auf, als Motorengeräusch an ihre Ohren drang. In der Ferne konnte sie eine Staubfahne sehen, die sich auf sie zu bewegte. Das musste der Lieferwagen vom Supermarkt sein. Rasch lief sie ins Haus zurück, um Geld zu holen. Ohne zu klopfen öffnete sie die Tür zum Arbeitszimmer, weil ihr Vater sein Portemonnaie immer in der Schreibtischschublade aufbewahrte. Oder zumindest hatte er das, als er noch bei ihnen in Los Angeles wohnte. Abrupt blieb sie stehen. Ihr Vater saß hinter dem Schreibtisch und sah sie ungehalten an.
„Seit wann klopfst du nicht mehr an, Isabel?“
„Entschuldige, ich habe gerade erst das ganze Haus nach dir abgesucht, und du warst nicht aufzufinden. Wo warst du denn?“
Henry hielt seinen verbundenen Arm hoch. „Die Wunde versorgen und dann war ich noch kurz draußen. Was wolltest du denn?“
„Ich wollte nach Geld suchen.“ Irgendetwas stimmte an der Geschichte ihres Vaters nicht, das spürte sie. Wäre er irgendwo in der Nähe gewesen, hätte er ihre Rufe hören müssen.
Henrys Augenbrauen schossen in die Höhe. „Geld? Und das konnte nicht warten, bis ich dir welches geben kann?“
„Nein, weil die Lieferung vom Supermarkt gleich da ist und ich sie irgendwie bezahlen muss.“ Sie hob die Schultern. „Ich habe nicht so viel Geld dabei.“
„Lieferung vom Supermarkt?“
„Ich habe Lebensmittel bestellt und sie liefern lassen, es war nichts mehr im Kühlschrank.“
Henry sah aus, als wollte er dazu noch etwas sagen, doch in dem Moment klingelte es an der Tür. Mit einem Seufzer zog er sein Portemonnaie heraus und reichte es über den Tisch. „Beim nächsten Mal fragst du mich bitte vorher.“
„Okay.“ Erleichtert nahm Isabel die Geldbörse entgegen und verließ das Büro. Ihr Vater war erstaunlich gelassen geblieben, sie hatte mehr Ärger erwartet.
„Und Isabel …“
Sie drehte sich langsam zur offenen Bürotür zurück. „Ja?“
„Du erinnerst dich doch noch an die alten Regeln mein Arbeitszimmer betreffend?“ Stumm nickte sie. „Gut, dann betritt es bitte nicht wieder ohne meine Erlaubnis.“
„Natürlich.“ Damit schloss sie die Tür leise hinter sich und ging zur Haustür. Es hatte sich also nichts geändert. Warum war sie deswegen enttäuscht, es hätte ihr klar sein müssen. Und doch tat es immer noch weh.
Nachdem sie die Lebensmittel entgegengenommen und den Lieferanten bezahlt hatte, schob sie zwei Pizzas in den Ofen und begann damit, die Küche aufzuräumen.
Bowen fixierte den roten Punkt an der Kamera, damit er nicht vergaß, dass jede seiner Bewegungen aufgezeichnet wurde. Sein Kiefer schmerzte, weil er ihn fest zusammenpresste, um nicht die Schreie herauszulassen, die sich in seiner Kehle stauten. Seine Muskeln zitterten immer noch unkontrolliert, Schweiß klebte auf seiner Haut und kühlte ihn in der Klimaanlagenluft aus. Was aber noch mehr schmerzte, war der Drang, sich zu verwandeln. Er wusste nicht, wie lange er die Folterungen noch aushalten konnte, ohne seiner Natur zu folgen. Vermutlich nicht mehr besonders lange, auch wenn er sich davor fürchtete, was dann passieren würde. Selbst wenn er die Fesseln abstreifen konnte, würde er in dem Raum gefangen sein, da der Entführer immer darauf achtete, die Tür verschlossen zu halten, und Fenster gab es keine. Davon abgesehen würde er damit dem Folterer seine Verwandlung zeigen, und das durfte nicht geschehen.
Bowen wandte den Kopf zur Tür, wo ihn eine weitere kleine Kamera überwachte. Es
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