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Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01

Titel: Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven , Michelle
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nicht zu ändern.
    „Je eher du mir das gibst, was ich haben will, desto schneller ist die Sache vorbei.“
    „Ich weiß nicht, wovon Sie reden.“
    Das war alles, was dieser sture Kerl jemals zu ihm sagte. Henry bezwang den Wunsch, irgendetwas an die Wand zu werfen, und stellte sich stattdessen hinter das kleine Pult, das den Stromfluss regelte. „Ganz wie du willst.“
    Er sah über seine Lesebrille hinweg auf den an das Bett gebundenen etwa sechzehnjährigen Jungen. Sein Körper war bereits kräftig und auf der Schwelle zum Mann. Henry unterdrückte jeden Anflug von Mitleid und schaltete den Stromgenerator an. Ein leises Summen erfüllte den Raum. Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, drehte er die beiden Knöpfe auf.
    Der Körper des Versuchsobjekts begann zu zucken, die grüngoldenen Augen sahen ihn anklagend an. Trotzdem kam kein Laut über seine Lippen, und es gab keine sichtbaren Veränderungen. Verdammt. Wenn er wenigstens herausfinden würde, was die Wandlung auslöste, dann hätte er den Reiz so lange erhöhen können, bis der Junge ihm nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Bisher reagierte er aber weder auf Hunger und Durst noch auf diverse Schmerzstimuli.
    Langsam erhöhte Henry die Stromspannung, bis der Körper des Jungen unkontrolliert zitterte und sich von der Matratze hob. Blut lief aus einem seiner Mundwinkel, und die Augen drehten sich nach hinten, bis fast nur noch das Weiße zu sehen war. Sofort schaltete Henry den Generator aus und lief rasch zur Liege. Als er die Elektroden abzog, wurden auf der Haut zwei rote Kreise sichtbar, an denen der Strom in den Körper eingedrungen war. Mit einem Stethoskop kontrollierte er den Herzschlag und atmete erleichtert auf, als er erkannte, dass sein Versuchsobjekt noch lebte.
    Stirnrunzelnd betrachtete er das Blut, das inzwischen auf die Matratze tropfte. Wahrscheinlich hatte der Junge sich nur auf die Zunge gebissen, aber er musste es trotzdem kontrollieren, um sicherzustellen, dass er nicht erstickte. Mit seinen behandschuhten Fingerspitzen zog er am Kinn, doch der Mund blieb fest geschlossen. Ungeduldig versuchte Henry es noch einmal mit mehr Kraft, hatte aber wieder keinen Erfolg. Schließlich hielt er die Nase des Jugendlichen zu, während er mit der anderen Hand weiterhin versuchte, den Mund aufzubekommen. Irgendwann würde er schließlich atmen müssen.
    Was dann passierte, geschah so schnell, dass Henry nicht mehr reagieren konnte. Ohne Vorwarnung schnappte der Junge zu, spitze Zähne bohrten sich in seinen Arm. Ein dumpfes Grollen stieg aus seiner Kehle, die Augen blickten ihn direkt an. Mit Verspätung riss Henry sich los und taumelte zurück. Schmerz schoss durch seinen Arm, auf seinem Ärmel bildeten sich erste Blutspuren.
    Als er wieder aufblickte, lag der Junge still da, Augen und Mund geschlossen. Nichts deutete mehr auf die Veränderungen hin, die gerade noch so offensichtlich gewesen waren. Henry legte seine Hand über seinen Arm und eilte zu der Kamera, die jede Bewegung des Versuchsobjekts aufzeichnete. Aufgeregt spulte er zurück und beugte sich angespannt vor, als er das Band abspielte. Ohne Ton konnte er beobachten, wie er selbst die Elektroden anlegte und sich dann aus dem Bereich der Kamera entfernte. Der Jugendliche lag regungslos auf der Liege, bis er plötzlich zu zucken begann. Henry hielt den Atem an, als er zu dem Moment kam, der einen Durchbruch in seiner Arbeit bedeuten konnte. Fluchend erkannte er jedoch, dass auf dem Film nur sein eigener bekittelter Rücken zu sehen war. Der Körper des Jungen war nur bis zur Mitte der Brust sichtbar.
    Wut durchströmte ihn. Er war so nah dran gewesen, wenigstens einen winzigen Schritt vorwärtszukommen. Stattdessen hatte er es versaut. Entschlossen schaltete er die Kamera wieder an. Noch einmal würde er den gleichen Fehler nicht machen – und jetzt wusste er immerhin, wie er das Versuchsobjekt dazu bringen konnte, sein wahres Gesicht zu zeigen.
    Der Blick des Jungen fiel auf Henrys blutigen Ärmel, und es war ihm deutlich anzumerken, wie zufrieden er mit sich war.
    „Du denkst, du hast gewonnen, aber das war nur der Anfang.“ Henry kramte in einer Schublade nach der Schachtel mit dem Verbandszeug. „Sowie ich hier fertig bin, werden wir die Sache noch einmal wiederholen. Und diesmal werde ich keine Rücksicht auf dich nehmen.“ Mit ruckartigen Bewegungen schob er seinen Ärmel hoch und atmete zischend ein, als er die tiefen Wunden sah. Vermutlich sollte er sie erst

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