Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
durch sein Herz. Wenn es bereits so wehtat, während sie noch neben ihm lag, wie würde er sich dann fühlen, wenn sie fort war? Coyle blickte wieder auf Marisa hinab und lauschte ihren tiefen Atemzügen. Warum hatte er nie eine Wandler-Frau getroffen, die ihm auch nur annähernd so viel bedeutete?
Als Marisa sich unruhig bewegte, zog er sie dichter an sich, und seine Finger wanderten wie von selbst über ihre nackte Schulter. Mit einem Seufzer schmiegte Marisa ihre Wange an seine Brust, ihr Atem streifte seine Brustwarze. Coyle schloss die Augen, als sich sein Verlangen drängender als vorher meldete. Mit Mühe hielt er seine Berührung leicht, um sie nicht zu wecken. Sie brauchte den Schlaf, nachdem sie sich in der Nacht noch einmal geliebt hatten. Die Erinnerung daran half ihm nicht dabei, ruhig zu bleiben, genauso wenig wie ihre Hand, die über seinen Brustkorb strich und auf seinem Herzen liegen blieb. Sie hatte schlanke Hände, die kurzen Nägel passten zu den langen eleganten Fingern. Erstaunlich, dass sie es geschafft hatte, ihn durch die Gegend zu schleppen. Es steckte offenbar mehr Kraft in ihrem Körper, als zu sehen war. Auf ihrer Hüfte prangte ein schillernder Bluterguss, der ihm wieder bewusst machte, wie verletzlich sie war, aber auch, was sie für ihn riskiert hatte. Jeder normale Mensch hätte ihn auf der Veranda liegen lassen und die Polizei gerufen. Aber nicht Marisa.
Noch immer gefror sein Blut in den Adern, wenn er daran dachte, wie sie unbewaffnet den Leoparden entgegengetreten war, um ihn zu beschützen. Sie hätte sich in Mariposa in Sicherheit bringen können, doch stattdessen hatte sie einen Wagen gestohlen, ihn gerettet und sich dabei selbst in Lebensgefahr gebracht. Die Wahrscheinlichkeit, noch einmal eine Frau wie Marisa zu finden, war so gut wie ausgeschlossen – und mit weniger würde er sich nicht zufriedengeben.
Bevor er weiter darüber nachgrübeln konnte, öffneten sich Marisas Augen. Als sie ihn sah, legte sich ein zufriedenes Lächeln auf ihre Lippen. Sie hauchte einen Kuss auf seine Brust, bevor sie den Kopf hob.
„Guten Morgen.“
Coyle küsste ihre Stirn. „Hast du gut geschlafen?“
„Ich kann mich nicht erinnern, jemals so gut geschlafen zu haben. Jedenfalls in der kurzen Zeit, in der ich dazu gekommen bin.“
Entspannt lehnte Coyle sich zurück. „Gut. Hast du Hunger?“
„Ich könnte einen Wolf verspeisen.“
Coyle lachte. „Solange es keine Katze ist …“
„Berglöwen schmecken mir besonders gut, habe ich letzte Nacht festgestellt.“ Sie grinste ihn an.
Ein Knurren löste sich aus seiner Kehle, das Marisa zum Lachen brachte. Coyle rollte sich über sie und ließ sie seine Berglöwenzähne sehen. „Findest du das etwa lustig? Na warte …“
Marisa schrie auf, als Coyle an ihrem Hals zu knabbern begann. „Halt, hör auf, ich bin viel zu kaputt, um schon wieder …“
„Das hättest du dir vorher überlegen müssen, jetzt ist es zu spät. Du gehörst mir.“
Marisa stellte jede Bewegung ein. „Tue ich das?“
Coyle setzte sich auf seine Hacken zurück und sah sie lange an. „Das kommt darauf an, was du möchtest.“
„Ich wollte aber wissen, was du denkst.“ Marisa stützte sich auf ihre Ellbogen und blickte ihn erwartungsvoll an.
Verdammt, warum hatte er nicht seinen Mund gehalten? Marisa würde gehen, und es brachte weder ihm noch ihr was, es noch schwieriger zu gestalten, als es schon war. Trotzdem schaffte er es nicht, sie anzulügen. „Wenn ich unsere ausweglose Situation und alle anderen Probleme, die sich daraus ergeben, außer Acht lasse, ja, dann gehörst du mir.“ Seine Augen strichen über ihren nackten Körper. „Und ich dir.“
Tränen schimmerten in ihren dunklen Augen, während sie ihn ansah. „Gibt es wirklich keine Möglichkeit …?“
Coyle legte rasch einen Finger über ihre Lippen. „Willst du uns das wirklich antun, dass wir Hunderte von Meilen entfernt leben müssten und uns nur selten sehen könnten? Und das ist nicht alles: Ich könnte nur heimlich zu dir kommen, es dürfte mich niemand sehen. Und wenn du hierherkommst, müsste dich immer jemand am Waldrand abholen.“
Eine Träne lief über ihre Wange. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass mir der Gedanke, dich nie wieder zu sehen, sehr wehtut.“
Coyle schloss gequält die Augen. Das war die Strafe dafür, dass er sich nicht an seine Regeln gehalten hatte und den Menschen fern geblieben war. Wenn er Marisa niemals kennengelernt hätte … hätte er
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