Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
Plätzchen, damit wir die anderen informieren können. Sie sollten so schnell wie möglich erfahren, dass wir Kainda gefunden haben.“
„Wir müssen etwas unternehmen.“
Kearnes Stimme und seine wiederholt vorgetragene Forderung verstärkten Finns Kopfschmerzen. „Ja, so weit waren wir schon. Fragt sich nur, was. Und solange wir darauf keine vernünftige Antwort gefunden haben, können wir gar nichts machen.“
Sowie er von Marisa die Nachricht bekommen hatte, dass es Kainda den Umständen entsprechend gut ging, war er zu Jamila gegangen, um sie darüber zu informieren. Sie war erleichtert gewesen, aber auch besorgt wegen der Verletzungen und Kaindas Weigerung, zum Berglöwenlager zurückzukommen. Seltsam war allerdings Jamilas Reaktion auf Kaindas scheinbar enge Beziehung zu dem Tierarzt gewesen. Ihre Augen hatten sich geweitet, doch dann hatte sie den Kopf geschüttelt und es als unmöglich abgetan. Finn hätte gerne erfahren, warum sie sich da so sicher war, doch er musste die Ratssitzung vorbereiten und war deshalb in Eile. Das schob er auch als Grund vor, warum er ihr nichts von dem Überfall und dem toten Trucker erzählte, doch eigentlich versuchte er nur, sie zu schützen.
„Ich bin dafür, dass wir die Leopardin ihrem Schicksal überlassen und ihre Schwester auffordern, das Lager zu verlassen. Wir können es uns nicht leisten, ihretwegen noch einmal zur Zielscheibe zu werden.“
Finn spürte seinen Blutdruck in die Höhe schießen, doch er kam nicht dazu, Kearnes kurzsichtige Forderung abzuschmettern, denn Harlan, eines der alten Ratsmitglieder, schüttelte bereits den Kopf. „Das würde uns nur kurzfristig ein wenig Zeit verschaffen. Wenn tatsächlich irgendwelche Verfolger so nah an Kainda dran sind und sogar schon Menschen ermordet haben, nur um an Informationen zu kommen, dann können wir nicht zulassen, dass ihnen ein Wandler in die Hände fällt. Egal ob Leopard oder Berglöwe.“ Er fuhr mit einer Hand durch sein weißes Haar. „Es scheint, als wären wir an einem Punkt angekommen, an dem wir uns entscheiden müssen, wie es weitergehen soll. Wir können den Kopf in den Sand stecken wie bisher, oder wir können aktiv versuchen, unseren Untergang zu verhindern.“
Nachdenkliches Schweigen folgte seinen Worten. Kearne bewegte sich unruhig, doch es war Rondar, mit achtzig Jahren ältestes Mitglied des Fünferrats, der die entscheidende Frage stellte. „Was könnten wir tun? Wir haben keinerlei Einfluss und sind zu wenige, um wirklich etwas ausrichten zu können.“ Seine gefurchte Stirn runzelte sich noch mehr. „Dazu kommt, dass wir aussterben. In ein oder zwei Generationen wird es keine Berglöwenwandler mehr geben.“
Finn konnte ihm nur zustimmen. „Es liegt daran, dass wir keine Partner finden. Wenn wir in den passenden Altersstufen nur noch zwischen zwei oder drei möglichen Partnern auswählen können, funktioniert das System nicht mehr. Ich zum Beispiel wüsste nicht, welche Frau ich wählen sollte. Keira ist meine Schwester, und mit Amber bin ich aufgewachsen, sie ist auch beinahe eine Schwester für mich. Wer bleibt also noch übrig?“ Jamilas Gesicht tauchte vor seinem inneren Auge auf, doch er drängte es rasch zurück. Es ging um die Zukunft der Berglöwenwandler, er durfte sich jetzt nicht von anderen Dingen ablenken lassen.
„Wie wäre es mit Felicia?“
Finn bemühte sich, bei Kearnes Vorschlag nicht zusammenzuzucken oder eine Grimasse zu schneiden. Die Cousine von Kearnes Frau war zwar hübsch, aber leider auch völlig uninteressant für ihn. Wie er schon vor Jahren gemerkt hatte, gab es zwischen ihnen kaum Gemeinsamkeiten, im Gegenteil. Wenn sie länger als fünf Minuten miteinander verbrachten, gingen sie sich furchtbar auf die Nerven. Ausdruckslos sah Finn Kearne an. „Wir passen nicht wirklich zusammen, und ich bleibe lieber allein, als mich mit jemandem zufriedenzugeben, den ich nicht liebe.“
„Früher …“ Das war die Standardansprache des fünften und letzten Ratsmitglieds Dogan, der zwar zehn Jahre jünger als Rondar war, aber stets so tat, als hätte er seit Jahrhunderten gelebt. „… ging es nicht um so etwas wie Liebe oder gar Zuneigung, sondern wir haben die Frau genommen, die zur Verfügung stand und von unseren Eltern für uns ausgesucht wurde.“
Rondar schüttelte den Kopf. „Und wir wissen, was dabei herausgekommen ist.“ Er hob die Hand, als Dogan etwas erwidern wollte. „Es ist egal, denn wir können und wollen die Zeit nicht
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