Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
Eindruck, dass Etana gerne ein wenig Gesellschaft hätte. Und ich hatte recht.“ Sie deutete auf Kainda, die den Kopf auf ihre Pfoten gelegt hatte und zu ihnen hochblickte.
Thorne sah erstaunt auf die Leopardin herunter. „Tatsächlich. Bisher hatte ich den Eindruck, dass sie Frauen nicht sonderlich mag. Anscheinend vertraut sie Ihnen.“
„Ich fühle mich geehrt.“
Thorne musterte sie scharf, schien dann aber zu dem Schluss zu kommen, dass sie es ernst meinte, denn er nickte. „Das können Sie auch, Etana ist sehr wählerisch.“
„Anscheinend mag sie Sie sehr gern.“ Es war riskant, persönlich zu werden, doch Marisa wollte unbedingt seine Reaktion sehen.
Sie wurde nicht enttäuscht, die tiefblauen Augen wurden wärmer, ein Lächeln spielte um seinen Mund. „Das beruht auf Gegenseitigkeit.“
Marisa glaubte, ein leises Geräusch vom Sessel zu hören, drehte sich aber nicht um. „Was werden Sie tun, wenn jemand kommt und behauptet, die Leopardin gehöre ihm?“
Sofort verhärtete sich die Miene des Tierarztes. „Ich würde es zuerst überprüfen, und wenn es sich als wahr herausstellen sollte, würde ich mir die Haltungsbedingungen ansehen. Und falls mir die nicht gefallen sollten – wovon ich fast überzeugt bin, nach dem körperlichen Zustand bei ihrer Einlieferung zu urteilen –, werde ich Himmel und Hölle in Bewegung setzen, damit Etana nicht dorthin zurückmuss.“ Es war deutlich, dass er jedes Wort genauso meinte, wie er es sagte.
„Ihre Einstellung gefällt mir. Aber ich werde das im Artikel natürlich nicht erwähnen, um den Besitzer nicht zu verschrecken.“
Das brachte ihn zum Lachen, ein angenehmer Laut, der Kainda vom Sessel lockte. Sie rieb ihren Kopf an Thornes Oberschenkel und schaute mit einem Blick zu ihm auf, der Marisa eine Gänsehaut verursachte. Bisher hatte sie Kainda als eher kühl eingeschätzt, aber es war offensichtlich, dass sie für diesen Mann etwas empfand.
Marisa stellte Ryan Thorne noch einige Fragen und verabschiedete sich dann. Nachdem sie um die Ecke gefahren war, hielt sie an und löste ihre Hände vom Lenkrad. Es wurde Zeit, Jamila die gute Nachricht zu überbringen, dass es tatsächlich Kainda war und es ihr den Umständen entsprechend gut ging, und Finn die schlechte, dass die Gefahr anscheinend noch nicht überstanden war. Ihr Nacken prickelte, als könnte sie die Nähe der Verbrecher bereits spüren. Marisa sah sich nach allen Seiten um, konnte aber nichts Verdächtiges entdecken. Vermutlich nur Einbildung, aber sie musste trotzdem vorsichtig sein.
Rasch zog sie ihr Handy aus dem Rucksack und wählte Coyles Nummer. Nachdem sie zusammengezogen waren, hatte sie ihm ein eigenes Mobiltelefon besorgt, damit sie ihn jederzeit erreichen konnte, wenn sie wieder einmal ein ungutes Gefühl überkam. Und das geschah ständig. Nur gut, dass Coyle kein Problem mit ihrer überängstlichen Art hatte, sondern sie stattdessen darin bestärkte, sich jederzeit bei ihm zu melden, wenn ihr danach war.
Ihre Finger trommelten auf das Lenkrad, als es weiterklingelte, ohne dass Coyle abhob. Verdammt, wo steckte er? Es war doch ausgemacht, dass sie sich sofort bei ihm melden würde, sobald sie Kainda gesehen hatte. Gerade wollte sie die Nummer des Berglöwenlagers wählen, als sie aus den Augenwinkeln einen Schatten wahrnahm. Ihr Herz begann zu rasen, während sie langsam ihren Kopf zur Beifahrerseite drehte. Mit geweiteten Augen saß sie wie erstarrt da, als sich die Tür öffnete und jemand in den Wagen stieg.
„Fahr los.“
Hätte sie ihn nicht schon am Geruch erkannt oder daran, dass ihr Herz einen Schlag aussetzte, dann spätestens an der Stimme, denn die gehörte eindeutig zu Coyle. Als sie ihn weiterhin anstarrte, schob er die Kappe seiner Baseballmütze nach oben und schenkte ihr sein typisches Halblächeln. „Ich finde es auch schön, dich zu sehen, aber ich denke, wir sollten jetzt lieber hier verschwinden, bevor wir jemandem auffallen.“
Automatisch setzte Marisa den Wagen wieder in Gang und fuhr langsam vom Straßenrand auf die Fahrbahn. Sie wartete, bis sie auf dem Freeway war, bevor sie Coyle wieder anblickte. „Was machst du hier? Das ist viel zu gefährlich …“
Er unterbrach sie. „Ganz genau, deshalb konnte ich dich nicht allein hierher fahren lassen.“
Wut flackerte in ihr auf. „Ich bin nicht diejenige, die nicht gesehen werden darf! Stell dir mal vor, du hättest einen Unfall gehabt oder wärst durch irgendetwas aufgefallen …“
Coyle
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