Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
zog die Augenbrauen hoch. „Ich kenne meine Situation, vielen Dank. Aber ich lebe auch schon seit sechsunddreißig Jahren damit und weiß, wie ich am unauffälligsten irgendwo hinkomme.“
Dagegen konnte sie nichts sagen. „Warum bist du dann nicht einfach mitgekommen?“
„Weil ich überprüfen wollte, ob jemand die Leopardin beobachtet.“
„Und?“
Er zuckte die Schultern. „Ich habe niemanden gesehen. Trotzdem habe ich kein gutes Gefühl.“
„Zu Recht.“
Scharf blickte er sie an. „Was meinst du damit?“
„Es ist Kainda, ich habe kurz mit ihr gesprochen. Sie wurde von einem Truck angefahren, als sie auf der Flucht vor irgendwelchen Verfolgern war. Anscheinend sind sie aber auch hier bei der Klinik wieder aufgetaucht und hätten sie fast erwischt.“ Marisa umklammerte das Lenkrad fester. „Kainda glaubt, dass diese Männer auch den Trucker umgebracht haben, der sie angefahren und dann zur Klinik gebracht hat.“
Coyles Gesichtsausdruck war düsterer geworden. „Mord? Das erinnert mich stark an Bowens Entführung und die anschließende Ermordung des Entführers.“
Marisa kaute auf ihrer Lippe. „Aber diesmal hat es anscheinend einen Unbeteiligten erwischt, der nur das Pech hatte, Kainda anzufahren und so anständig zu sein, sie zu einem Tierarzt zu bringen. Ein Detective Harken in Los Angeles bearbeitet den Fall.“
Coyle nickte zustimmend. „Was hat Kainda jetzt vor?“
„Sobald ihre Verletzungen es zulassen, wird sie weiter nach einem Weg in ihre Heimat suchen.“
„Warum ist sie nur so furchtbar dickköpfig? Sie lädt die Verbrecher geradezu dazu ein, sie gefangen zu nehmen.“
Nachdenklich blickte Marisa auf das graue Asphaltband vor sich. „Vielleicht kann sie nicht anders. Ich hatte den Eindruck, dass sie nicht eher Ruhe findet, bevor sie dort etwas erledigt hat.“
„Und was?“
„Ich weiß es nicht, aber vielleicht sollte Finn noch einmal mit Jamila reden. Sie wird es wissen.“
„Ich werde es ihm sagen.“ Coyle schwieg einen Moment. „Wie geht es Kainda?“
Ein Lächeln breitete sich auf Marisas Gesicht aus. „Abgesehen von ihren Verletzungen sehr gut.“
Überrascht blickte Coyle sie an. „Wie meinst du das?“
„Hast du den Tierarzt gesehen?“
„Ja, und?“ Verwirrung klang laut und deutlich aus seiner Frage.
Marisa musste lachen. „Man merkt, dass du ein Mann bist.“ Bevor er etwas erwidern konnte, hob sie die Hand. „Ryan Thorne sieht toll aus und ist dazu noch furchtbar nett.“
Coyles Brauen zogen sich zusammen. „Was willst du damit sagen?“
Marisa verdrehte in Gedanken die Augen. „Dass Kainda eine Schwäche für den lieben Doc hat. Was andersherum übrigens auch der Fall ist. Du hättest die beiden zusammen sehen sollen, es war richtig süß.“
„Hat sie ihm etwa gesagt, dass sie eine Wandlerin ist?“
„Nein, er denkt, sie wäre eine Leopardin, aber er redet mit ihr, als könnte sie ihn verstehen.“ Marisa strich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Was sie natürlich auch tut, aber sie hat sich in seiner Gegenwart wie ein normales Tier verhalten. Okay, etwas zahmer vielleicht, als es eine normale Leopardin wäre.“ Das Lächeln brach erneut durch. „Er lässt sie frei durchs Haus laufen.“
„Ist er etwa lebensmüde?“
Marisa schüttelte schon den Kopf, bevor er ausgesprochen hatte. „Nein, er vertraut ihr. Ihre Augen haben angefangen zu leuchten, als sie von ihm geredet hat, und sie sind sehr vertraut miteinander umgegangen. Ich fürchte, wenn sie aufbricht, wird sie hier mehr zurücklassen, als sie denkt.“
Coyle legte seine Hand über ihre. „Sie kann nicht hierbleiben, es wäre zu gefährlich. Mal davon abgesehen, dass sie auch nicht für den Rest ihres Lebens in einen Käfig gesperrt sein will.“
Marisa seufzte. „Ich weiß. Aber irgendwie wünsche ich ihr, dass sie einen Weg findet, mit Thorne zusammen zu sein.“
Fältchen bildeten sich in Coyles Augenwinkeln, als er sie warm anlächelte. „Genau deshalb liebe ich dich.“
Wärme floss durch Marisas Körper, ihr Herz zog sich beinahe schmerzhaft zusammen. Sie räusperte sich, um den Kloß in ihrer Kehle loszuwerden. „Danke.“ Mit Mühe konzentrierte sie sich wieder auf die Fahrbahn. Sie konnte immer noch nicht fassen, was für ein Glück sie hatte, einen Mann wie Coyle gefunden zu haben.
„Fahr hier ab.“ Seine Stimme drang in ihre Gedanken und ließ sie erschrocken auf die Schilder blicken.
„Warum?“
„Wir suchen uns jetzt erst mal ein ruhiges
Weitere Kostenlose Bücher