Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
weg, um Details zu erkennen. Auf den ersten Blick wirkte alles ruhig, aber das konnte täuschen. Wenn die Menschen wirklich erwarteten, auf Berglöwen zu treffen und nicht auf Adler, hatten seine Leute einen geringen Vorteil. Entweder könnten sie versuchen, sich zu verstecken, und darauf hoffen, dass die Menschen weiterzogen, oder sie konnten einen Überraschungsangriff aus der Luft starten. Beides barg Risiken, aber wenn erst einmal Schüsse fielen, waren die Adler stark im Nachteil.
Als er sich unruhig bewegte, zuckte er vor Schmerzen zusammen. Seine Brustmuskeln brannten, und er konnte seine Flügel kaum noch heben, so schwer schienen sie. Bleierne Müdigkeit senkte sich über ihn, und er schaffte es nur mit äußerster Mühe, seine Augen offen zu halten. Wie leicht wäre es, jetzt einzuschlafen und sich die Ruhe zu nehmen, die sein Körper so dringend brauchte. Nur eine Minute …
Ein scharfer Knall hallte durch die Stille und schreckte Griffin auf. Sein Herz hämmerte in der Brust, Adrenalin spülte durch seinen Körper und gab ihm die Kraft, sich vom Ast abzustoßen und in die Luft zu steigen. Mit weit aufgerissenen Augen flog er so schnell auf das Geräusch zu, wie es ihm möglich war.
Jetzt konnte er auch die Adlerschreie hören, die schrill durch die Luft getragen wurden. Der Schuss schien das Signal für die Adler gewesen zu sein, offen anzugreifen, beinahe selbstmörderisch stürzten sie sich in den Kampf. Je näher Griffin kam, desto mehr Lärm füllte seine Ohren. Laute Flüche der Menschen hallten durch den Wald, als die kräftigen Klauen tiefe Wunden schlugen. Endlich erreichte er das Gebiet, in dem Menschen und Adler aufeinander losgingen. Mit sinkendem Herzen erkannte er, dass sie bereits nahe am Lager waren. Wahrscheinlich hatten die Wächter deshalb angreifen müssen, denn wenn es ihnen nicht gelang, die Verbrecher aufzuhalten, wären die anderen Adler und besonders die Jungtiere in den Horsten, die in Reichweite der Gewehrkugeln lagen, ihnen schutzlos ausgeliefert.
Vielleicht wären die Menschen einfach weitergegangen, ohne die Adler zu bemerken, aber die Gefahr, sie ins Lager eindringen zu lassen, war den Oberen vermutlich zu groß gewesen. Wenn sie schon so auf Ambers Anwesenheit im Gebiet reagiert hatten, wunderte es ihn nicht, wie viel heftiger sie auf Menschen mit Waffen reagierten. Aber selbst wenn sie die Männer für einige Zeit beschäftigen konnten, mit ihren Gewehren waren die Menschen eindeutig im Vorteil. Die Adler würden durch die ständigen Angriffe irgendwann müde werden, während die Menschen nicht mehr taten, als einen Abzug zu drücken. Selbst die Hoffnung, dass ihnen irgendwann die Munition ausgehen würde, erwies sich als unwahrscheinlich, als Griffin die Kisten sah, in denen scheinbar unendliche Mengen an Patronen und Magazinen lagen.
Mit der Wut der Verzweiflung stürzte er sich in den Kampf. Eine Kugel pfiff nur wenige Zentimeter an ihm vorbei, und er flog im Sturzflug auf den Mann zu, der auf ihn geschossen hatte. Er konnte die schreckgeweiteten Augen sehen, als der Schütze sich duckte, um den Klauen zu entkommen. Doch Griffin folgte der Bewegung und schlug seine Krallen tief in den Arm des Mannes. Er spürte, wie Muskeln und Sehnen rissen, und hörte den Mann schmerzerfüllt aufschreien. Zufrieden, einigen Schaden angerichtet zu haben, schoss er mit kräftigen Flügelschlägen wieder in die Höhe. Kurz konnte er Talon sehen, der einem Flüchtenden in den Wald folgte, und für einen winzigen Moment blühte in ihm die Hoffnung auf, dass sie es vielleicht schaffen konnten. Dann sah er, wie Fern, einer der Adlerwächter, von einer Kugel getroffen zu Boden stürzte. Der Schütze stieß einen Triumphschrei aus, der von den anderen Menschen aufgegriffen wurde.
Trauer und Wut stiegen in Griffin auf, als er das Blut um Ferns zertrümmerten Körper in den Schnee sickern sah. Er konnte nichts mehr tun, um ihm zu helfen, und es gab auch keine Zeit, ihn zu bergen. Aber er konnte ihn rächen. Mit einem hohen Kampfschrei, in den die anderen Adlerwandler einstimmten, legte er die Flügel dicht an den Körper und stürzte sich auf die Menschen.
22
Marisa stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, als sie das bedrückende FBI -Gebäude verließ und in den blendenden Sonnenschein hinaustrat. Gegen die winterliche Kälte im kalifornischen Hochland war es hier angenehm warm, nur der Wind vom Pazifischen Ozean war recht frisch. Nach stundenlangen Befragungen fühlte sie
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