Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
konnte, wie sich gerade bewiesen hatte. Wäre die Fährte von heute gewesen, hätte er sich Sorgen gemacht, dass sie auf Widerstand treffen würden, aber wenn es sogar etliche Tage her war, seit sich hier ein Berglöwe herumgetrieben hatte, war die Wahrscheinlichkeit viel geringer, dass die Viecher besonders aufmerksam waren. Aber er würde die Möglichkeit natürlich nicht außer Acht lassen.
Nicht umsonst war er erfolgreich in seinem Import- und Export-Geschäft. Er hatte einen Riecher für Strömungen und wann er zuschlagen oder sich umorientieren sollte. Sogar seine Konkurrenten sagten das über ihn, eine Tatsache, die ihn mit großer Genugtuung erfüllte. Sein Geschäft war sein Leben, und er hatte nach Melodys Verschwinden seine ganze Energie hineingesteckt. Danach hatte er sich geschworen, nie wieder bei etwas, das er sich vorgenommen hatte, zu versagen. Das war ihm bisher gelungen, und er hatte nicht vor, es heute zu ändern.
Jennings wandte sich zu den Männern um, die hinter ihm stehen geblieben waren. „Okay, Leute, haltet die Augen offen, und sowie ihr seht, dass sich etwas bewegt, sagt ihr mir Bescheid. Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis wir das Revier der Berglöwen erreicht haben. Ich will, dass ihr sie abknallt und auch alles andere, was dort noch so herumläuft. Diese Viecher mögen Menschenblut und sind äußerst gefährlich. Aber denkt daran, erst dann das Feuer zu eröffnen, wenn ich es euch sage, nicht früher.“
Jennings achtete darauf, ob er in den Gesichtern Zweifel entdecken konnte, doch dort war nur Gleichgültigkeit oder Jagdhunger zu sehen. Sehr gut, das würde die Sache erleichtern. Er würde kein Zögern und Zaudern dulden, sondern forderte hundertprozentige Loyalität, und diese Männer schienen genau dazu bereit.
Sie hatten ohne Probleme seine Erklärung geschluckt, dass Jagdsaison herrschte und ein Rudel Berglöwen zur Strecke gebracht werden sollte, das bereits Menschen angegriffen hatte. Der ein oder andere mochte sich vielleicht fragen, warum Jennings so erpicht auf diese Jagd war, aber wahrscheinlich glaubten sie einfach, dass es für ihn um Nervenkitzel ging. Das war völlig in Ordnung, solange sie nicht herausfanden, dass es Gestaltwandler gab. Lee war da sehr deutlich gewesen. Niemand durfte von ihrer Existenz erfahren.
Blieb eigentlich nur die Gefahr, dass sich während des Kampfes einer der Berglöwen verwandelte, aber das war unwahrscheinlich. Das hatte Melvins Vater auch nicht getan, als er von Jennings und einem seiner Männer angegriffen wurde.
Mit einem zufriedenen Gefühl dachte Jennings an jene Nacht zurück. Melvin hatte er vorher betäubt, um ihn leichter abtransportieren zu können, aber den Mistkerl, dem seine Melody verfallen war, hatte er von den Prügeln aufwachen lassen, damit er genau wusste, wie er sterben würde. Doch die Wut und der Schmerz über Melodys Verlust waren nach dem Tod des Berglöwen nicht verschwunden, wie Jennings geglaubt hatte. Im Gegenteil. Der Hass schien sich noch vermehrt zu haben, und er wusste nicht, ob er sich je wieder legen würde. Vielleicht hatte Caruso recht, und er würde sich ganz darin verlieren, aber er konnte und wollte nichts dagegen tun.
Den Jungen hatte er zuerst auch töten wollen, aber als er dann dort in Menschengestalt vor ihm lag, hatte er es nicht gekonnt. Der Junge sah Melody so ähnlich. Aber das war nur ein Moment der Schwäche gewesen, und er hatte sich hinterher als Vorteil herausgestellt. Durch Melvins Hilfe würde er die Möglichkeit erhalten, auch den Rest der Berglöwengruppe zu vernichten. Eine gute Entscheidung also, die ihm bewies, dass er noch in der Lage war, klar zu denken.
Fay blickte Amber und den Männern hinterher, bis sie nicht mehr zu sehen waren. Wie von selbst presste sich ihre Hand auf ihr Herz. Sie hatte das furchtbare Gefühl, dass sie nicht mehr jeden von ihnen lebend wiedersehen würde. Nein, es sprach nur die Angst aus ihr, es würden bestimmt alle zurückkommen. Rasch wandte sie sich um und trat in ihre Hütte zurück.
Conner sah ihr aufmerksam entgegen, wahrscheinlich konnte er ihrem Gesichtsausdruck ansehen, worüber sie nachdachte. „Sie wissen, was sie tun.“ Seine sanfte Stimme klang beruhigend.
„Und deshalb werden sie plötzlich unverwundbar?“ Sie senkte ihre Stimme, als Lana zu wimmern begann. Müde strich sie sich übers Gesicht. „Ich weiß, dass es nicht anders geht, aber ich wünschte trotzdem, sie müssten nicht kämpfen.“ Vor allem unbewaffnet und
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