Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
gelehnt darauf wartete, dass er das Telefonat beendete. »Okay. Wer hat ihr die Informationen geliefert?«
Wieder ein langes Schweigen. »Ich habe einen Verdacht, den ich überprüfen möchte.«
Coyles Herz zog sich zusammen. »Ist es jemand von uns? Finn wird … «
Torik unterbrach ihn. »Nein, kein aktuelles Mitglied unserer Gruppe.«
»Wie kannst du dann … ?« Coyle brach ab, als ihm ein Gedanke kam. »Wo fährst du hin?«
»Tuolumne Rancheria.« Toriks Antwort klang, als presste er die Wörter zwischen den Zähnen hervor. Und wenn es das bedeutete, was Coyle glaubte, konnte er verstehen, warum Torik in dieser Stimmung war.
»Verdammt.« Coyle schloss für einen Moment die Augen. »Ich gebe Finn Bescheid. Wir werden jemanden finden, der dich im Krankenhaus ersetzen kann. Kannst du noch so lange dort bleiben?«
Ein leises Seufzen drang durch die Leitung. »Auf ein paar Stunden mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an. Der Schaden ist angerichtet. Derzeit sind Isabel und Keira bei ihr, aber das kann nur eine Übergangslösung sein. Es ist zu gefährlich, Keira länger in der Nähe von Menschen zu lassen.«
Coyle zuckte erschreckt zusammen, als sich eine Hand auf seinen Arm legte. Harken hatte sich ihm unbemerkt genähert und gab ihm ein Zeichen. »Einen Moment, Torik.« Er ließ das Handy sinken und sah Harken an. »Ja?«
»Worum geht es?«
»Torik muss nach Kalifornien fahren, um denjenigen zu finden, der uns an die Autorin verraten hat. Das heißt aber, dass Marisa schutzlos zurückbleiben würde, was ich für zu gefährlich halte.« Coyle hörte, wie gepresst seine Stimme klang, aber das war ihm egal. Es konnte ruhig jeder wissen, wie wichtig ihm Marisa war.
Harken nickte. »Wir müssen denjenigen, der euch verraten hat, so schnell wie möglich stoppen. Ich werde zum Krankenhaus fahren und dort für Marisas Sicherheit sorgen.«
Überrascht starrte Coyle ihn an. »Ist das dein Ernst?«
»Natürlich, sonst würde ich es nicht anbieten.« Harken hob eine Augenbraue. »Außer du traust mir nicht zu, Marisa zu beschützen.«
Nach kurzer Überlegung nickte Coyle dankbar. »Marisa vertraut dir, das reicht für mich. Ich nehme dein Angebot an.« Er hob das Telefon wieder an sein Ohr. »Torik? Ich habe einen Ersatz für dich. Harken wird in etwa einer halben Stunde im Krankenhaus eintreffen.«
»So schnell? Ist er gerade bei dir?« Torik klang überrascht.
»Ja, wir sind knapp außerhalb von Las Vegas. Ich wünschte, ich könnte selbst bei Marisa sein, aber … « Coyle schloss die Augen und brach ab.
»Ich weiß, aber sei trotzdem vernünftig und bleib irgendwo außerhalb der Menschenwelt. In deinem Zustand würdest du sofort auffallen. Ich treffe Harken dann gleich vor dem Krankenhaus.«
»Okay. Sei vorsichtig!« Coyle beendete die Verbindung und sah Harken an. »Und du auch, ich würde es sehr übel nehmen, wenn Marisa etwas geschieht.«
Ein seltenes Lächeln spielte um Harkens Lippen. »Ich werde mir alle Mühe geben.« Er wurde wieder ernst. »Soll ich dich irgendwo absetzen oder bleibst du hier?«
Coyle blickte sich im Red Rock Canyon um. »Ich bleibe hier.« Vermutlich wäre es wirklich vernünftiger gewesen, nach Kalifornien zurückzukehren, aber er konnte sich einfach nicht dazu bringen, Marisa alleine zu lassen. Seine Nutzlosigkeit nervte ihn, doch er wusste, dass er es nur noch schlimmer machen würde, wenn er versuchte, in das Krankenhaus zu gelangen. Torik hatte recht, so wie er aussah und wie nah der Berglöwe unter der Oberfläche war, wäre es fatal, wenn er sich in die Menschenwelt begab.
Harken stieg in das Auto ein und blickte Coyle durch die offene Tür an. »Ich kann verstehen, wie es dir gerade geht, aber hab etwas Geduld. Das Letzte, was wir jetzt brauchen können, sind neue Probleme mit Menschen.«
Coyle neigte den Kopf. »Glaubst du, das wird sich jemals ändern?«
Harkens graue Augen verdunkelten sich. »Ich weiß es nicht, aber ich hoffe es.«
Torik spürte Caitlins Blick auf sich, als er seine Haare zu einem Zopf zusammenfasste. Er hatte ihr erklärt, dass sie noch einmal zum Krankenhaus zurückfahren mussten, bevor sie nach Kalifornien aufbrachen, und war dankbar, dass sie keine Fragen stellte, obwohl er spürte, dass sie ihr auf der Zunge lagen. Momentan war er nicht in der Lage, ihr zu erklären, was ihm im Kopf herumging. Wut und Bitterkeit waren in ihm hervorgebrochen, und er schaffte es kaum, sie zu bändigen. Bei seinen wenigen Ausflügen in die
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