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Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit

Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit

Titel: Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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zu Ende? Nach dem missglückten Angriff von Menschen auf das Lager der Adlerwandler, bei dem es im Spätherbst auf beiden Seiten Tote und Verletzte gegeben hatte, war es überraschend ruhig gewesen. Torik hatte erwartet, dass die Menschen nun erst recht versuchen würden, die Wandler zu finden, um sich zu rächen oder um weitere Experimente an ihnen durchzuführen. Doch nichts war geschehen, und es hatte sich allmählich wieder so etwas wie Normalität eingestellt. Die Kinder durften endlich etwas freier umherlaufen – natürlich unter Aufsicht –, und es fanden auch wieder Versammlungen statt, die nichts mit Notfällen zu tun hatten, sondern dem Gruppenzusammenhalt dienten. Torik hatte sie zwar nicht unbedingt vermisst, aber er wusste, dass viele der anderen diese Treffen brauchten.
    Bevor Torik bei Finns Hütte ankam, verwandelte er sich. Ein seltenes Lächeln überzog sein Gesicht, als er Marisas und Coyles Geruch erkannte. Coyle war damals zur gleichen Zeit Wächter geworden und jahrelang mit ihm durch die Wälder gestreift, auch noch, nachdem er zum Ratsführer gewählt worden war. Dieses Amt hatte Coyle zehn Jahre lang ausgefüllt, bis er es vor neun Monaten an Finn weitergegeben hatte, um mit seiner Gefährtin Marisa am Rand des Waldes zu leben. Zuerst war Torik misstrauisch gewesen, als Coyle Marisa mit ins Lager brachte, doch sehr schnell hatte er erkannt, dass die Menschenfrau nicht vorhatte, den Wandlern zu schaden. Und vor allem liebte sie Coyle und machte ihn glücklicher, als Torik ihn je gesehen hatte.
    Er ignorierte den Anflug von Neid und klopfte an die Tür.
    »Komm herein.«
    Finns Stimme klang normal, deshalb war Torik überrascht, als er in die Hütte trat und die ernsten Gesichter sah. »Was ist passiert?«
    Finn blickte ihn forschend an. »Wir hatten gehofft, du könntest uns das sagen.«
    Marisa schnaubte. »Können wir uns vielleicht erst noch ordentlich begrüßen, bevor ihr mit dem Geschäft anfangt?« Sie kam auf Torik zu und umarmte ihn. »Du siehst müde aus.«
    »Nachtschicht.« Was nur eine halbe Lüge war. Er schob sie ein Stück von sich weg und betrachtete sie aufmerksam. »Es scheint, als würde Coyle dich gut behandeln.« Sie strahlte geradezu vor Glück, ihre dunkelbraunen Augen funkelten lebhaft, und ihre vollen Lippen waren wie stets zu einem Lächeln verzogen.
    Marisa warf ihren schwarzen Zopf über die Schulter. »Natürlich.« Sie schrie überrascht auf, als Coyle ihren Arm ergriff und sie zu sich zurückzog, bis er sie mit seinen Armen umfangen konnte. »He, was soll das?«
    Coyle küsste ihren Nacken, und Marisa schmiegte sich automatisch an ihn. »Ich mache klar, zu wem du gehörst.«
    »Als wenn ich das nicht wüsste.« Sie versuchte, ihn streng anzusehen, aber ihre geröteten Wangen sprachen für sich.
    Torik blickte Finn an, der amüsiert den Kopf schüttelte. »Es hat sich nichts geändert, oder?«
    Finns Gesichtsausdruck wurde ernst. »Jedenfalls nicht in der Beziehung.«
    Als Torik ihn genauer betrachtete, stellte er fest, dass das Glück, das den Ratsführer stets umgab, seit er sich offiziell zu seiner Gefährtin Jamila bekannt hatte, von Sorge abgelöst worden war. »Ist irgendwas mit Jamila?«
    »Nein, sie lernt bei Fay wie man die Heilsalbe anmischt.«
    Torik zog beide Augenbrauen hoch. »Die heilige, streng geheime Salbe?« Die Heilerin Fay hatte bisher noch nie jemandem das Rezept verraten, doch sie schien die schwarze Leopardin unter ihre Fittiche genommen zu haben und brachte ihr nun alles bei, was sie wusste.
    »Genau die. Seit Conner und Melvin bei ihr leben, ist Fay zugänglicher geworden.«
    Marisa lachte. »Lass sie das nicht hören, Finn. Obwohl sie tatsächlich deutlich zufriedener wirkt.«
    Torik stimmte ihr innerlich zu. Genau das war der Grund, warum er sich noch weiter von der Gruppe zurückgezogen hatte: Er ertrug es nicht, dass überall um ihn herum Liebespaare aus dem Boden zu sprießen schienen. Nicht dass er seinen Freunden das Glück nicht gönnte, es war nur sehr schwer mit anzusehen, wenn er wusste, dass er nie wieder etwas Ähnliches erleben würde. Im Gegensatz zu Coyle und Finn hatte er seine Gefährtin bereits in sehr jungen Jahren gefunden, aber seine Liebe hatte nicht ausgereicht, um sie zu halten, und er konnte sich nicht vorstellen, noch einmal einer anderen Frau so viel Macht über sich zu geben. Vermutlich konnte er überhaupt nicht mehr lieben, seit er Arlyn verloren hatte. Es war, als wäre damals sein Herz zerstört worden.

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