Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
entfernen. Da sie jetzt wach sind, können Sie eigenständig Nahrung und Flüssigkeit zu sich nehmen, und auch das EKG brauchen wir nicht mehr. Natürlich kommen Sie in ein normales Zimmer, sobald wir sicher sind, dass es keine Komplikationen mehr gibt. Und später schließt dann eine Reha an, damit Sie wieder möglichst viel Bewegungsspielraum gewinnen.«
Das war noch schlimmer, als sie befürchtet hatte. Wie sollte sie so ihren Job ausüben? Wie sollte sie damit leben, Coyle vielleicht für Wochen oder sogar Monate nicht sehen zu können? Und vor allem, wie würde er darauf reagieren? Schon unter normalen Umständen war er beinahe fanatisch um ihre Sicherheit und Gesundheit besorgt. Wenn er hörte, wie schwer sie verletzt war und dass er nicht bei ihr sein konnte, würde er bestimmt irgendetwas Dummes anstellen. Sie musste ihn unbedingt anrufen und ihn beruhigen.
Der Arzt legte seine Hand auf ihre Schulter. »Ruhen Sie sich jetzt erst einmal aus, ich schaue später noch einmal vorbei.«
»Danke.« Marisa räusperte sich. »Könnte ich etwas zu trinken haben? Und ein Telefon?«
»Natürlich, die Schwester wird Ihnen gleich beides bringen.«
Marisa nickte dankbar und blickte seinem verschwommenen Schatten hinterher, als er das Zimmer verließ.
Die Krankenschwester kam kurz darauf mit einem Glas Wasser samt Strohhalm und einem Telefon zurück. »Bitte trinken Sie nicht zu schnell, und halten Sie das Telefonat möglichst kurz. Ich komme gleich wieder, um die Schläuche und Infusionen zu entfernen. Und dann brauchen Sie dringend Ruhe.«
»Natürlich. Danke.« Marisa wartete, bis die Frau aus dem Zimmer war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, bevor sie Coyles Nummer wählte. Automatisch hielt sie den Atem an, um enttäuscht auszuatmen, als nur die Mailboxansage kam. Wahrscheinlich hatte Coyle das Telefon beim Unfall verloren oder es war kaputtgegangen. Blieb also nur die Möglichkeit, Finn Bescheid zu sagen, der ihre Nachricht an Coyle weitergeben konnte. Es war nicht einfach, sich mit schmerzendem Schädel an die Nummer zu erinnern, aber schließlich tippte sie die Ziffern ein. Ihre Hand zitterte, und sie hatte kaum die Kraft, das schwere Telefon noch einmal ans Ohr zu führen. Diesmal ertönte ein Freizeichen, und Finns vertraute Stimme erklang schneller, als sie erwartet hatte. Für einen Moment hinderte ein Kloß im Hals sie daran zu sprechen. Schließlich räusperte sie sich.
»Hier ist Marisa.« Es kam als heiseres Krächzen heraus, aber Finn schien sie trotzdem zu verstehen.
»Marisa! Wir haben uns schon furchtbare Sorgen um dich gemacht. Wie geht es dir? Bist du noch im Krankenhaus?«
Die Wärme und Sorge in Finns Stimme zu hören, tat ihr unendlich gut. »Ich fürchte, ich werde auch noch länger hier sein, jedenfalls war das die Prognose des Arztes.« Sie zählte Finn ihre Verletzungen auf.
Als sie fertig war, stieß er einen Fluch aus. »Verdammt, ich hatte genau wie Coyle gehofft, dass es nicht so schlimm ist. Er wird verrückt werden, wenn er das hört. Es war schon schwierig genug, ihn davon abzuhalten, das Krankenhaus zu stürmen.«
»Wo ist Coyle jetzt? Sag mir bitte, dass er zum Lager zurückgekehrt ist!«
Ein tiefer Seufzer dröhnte durch die Leitung. »Du kennst ihn doch inzwischen lange genug, um zu wissen, dass er dich nie alleine lassen würde, oder? Erst recht nicht, wenn er weiß, dass du verletzt bist. Er hat Griffin mit den Beweisen hierher zurückgeschickt und ist dort geblieben. Hogan hat ihm sein Telefon gegeben, damit wir Kontakt zu ihm halten können. Ich kann dir die Nummer geben.«
»Ich habe gerade nichts zu schreiben hier. Richte Coyle bitte aus, dass er sich von allen Menschen fernhalten soll und dass ich mich so schnell wie möglich bei ihm melden werde.« Sie stockte. »Und dass ich ihn liebe. Ich erwarte, dass er keine Dummheiten macht und in unserem Haus ist, wenn ich zurückkomme.«
Finn gab einen zweifelnden Laut von sich. »Ich werde es ausrichten, aber mach mich nicht verantwortlich, wenn er nicht darauf hört.« Bevor sie etwas dazu sagen konnte, redete er weiter. »Torik ist auf dem Weg zu dir, er sollte eigentlich gegen Mittag eintreffen. Er wird auf dich aufpassen, bis du wieder auf den Beinen bist.«
Eine seltsame Erleichterung erfasste sie, als sie erfuhr, dass sie bald nicht mehr allein sein würde. »Aber was ist mit der Autorin, die er ausspionieren wollte?«
»Das kann er immer noch tun, wenn es dir besser geht. Du bist uns wichtiger,
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