Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
Verletzungen?« Schweiß brach ihr aus, als der Arzt ihre Hand umfasste.
»Drücken Sie bitte zu, so fest Sie können.« Marisa gehorchte. »Gut, sehr gut.« Er ging um das Bett herum und wiederholte die Prozedur mit der anderen Hand. »Sie haben eine schwere Gehirnerschütterung mit starker Prellung der linken Schläfe. Außerdem sind auf der linken Seite zwei Rippen gebrochen, und der Sicherheitsgurt hat eine starke Prellung des Brustkorbs verursacht. Die kleinere innere Blutung konnten wir stoppen.« Er ließ ihre Hand los und berührte sanft ihre Schläfe. Schon allein die leichte Berührung ließ sie beinahe aufschreien. »Gut, dass Sie angeschnallt waren, andernfalls wären Sie jetzt tot.«
Sie würde ein andermal froh darüber sein, momentan war der Schmerz einfach zu groß. »Warum kann ich Sie nicht deutlich sehen?«
Sein Gesicht tauchte über ihrem auf, doch sie konnte trotz der Nähe nur die Umrisse erkennen und dass er dunkle Haare und Augenbrauen hatte. »Jetzt immer noch nicht?«
»Nein.« Sie biss auf ihre Lippe. »Sagen Sie mir bitte, dass es an den Medikamenten liegt und wieder weggehen wird.«
»Wir werden nachher noch ein CT machen, beim ersten war außer einer Beule im Schläfenbereich nichts zu erkennen. Es könnte sein, dass diese Schwellung auf den Sehnerv drückt und die Probleme verursacht. Das werden wir aber herausfinden.« Er zog erst ein Augenlid hoch, dann das andere und leuchtete mit einer kleinen Taschenlampe hinein. Schmerz flammte in ihrem Kopf auf. »Generell sind Ihre Augen aber völlig in Ordnung.«
Marisa atmete erleichtert auf und spürte einen Stich in der Seite. Vermutlich die Rippen. Eine andere Sache bereitete ihr allerdings noch Sorgen. »Was ist mit meinen Beinen, warum kann ich sie nicht bewegen? Ich weiß nicht mal, ob ich sie überhaupt fühle.« Als der Arzt schwieg, steigerte sich ihre Angst. »Sie sind doch noch da?«
Wieder ein Zögern des Arztes. »Ja.«
Kälte drang an ihren schweißfeuchten Körper, als der Arzt die Decke zurückschlug. Marisa konnte nicht erkennen, was sie anhatte, vermutlich eines von diesen merkwürdigen Krankenhaushemden. Der Versuch, den Kopf zu heben, um zu sehen, was Dr. Lombardt tat, schlug ebenso fehl. Etwas glitt über ihr linkes Bein.
»Spüren Sie das?«
»Wenn es kitzeln soll, ja.«
»Gut.« Etwas pikste unerwartet in ihre Fußsohle, und Marisa zuckte zusammen. »Die Reflexe sind auch in Ordnung.«
Mühsam unterdrückte Marisa einen Fluch, weil sich der Schmerz durch die Bewegung verstärkt hatte.
»Das Bein jetzt bitte nicht bewegen. Sagen Sie mir einfach nur, ob Sie etwas spüren.«
Etwas Kaltes berührte ihre Zehen und glitt dann bis zu ihrem Hacken. »Ja, es ist kalt.«
»Sehr gut.«
Marisa wartete darauf, dass sie auch am restlichen Bein etwas spüren würde, aber das war nicht der Fall. »Wie kann es sein, dass ich meinen Fuß spüre und das Bein nicht?«
»Das liegt daran, dass es eingegipst ist. Sie haben einen komplizierten Oberschenkelbruch, und auch Ihre Kniescheibe ist gebrochen.«
Marisa kniff die Augen zusammen und starrte angestrengt in Richtung Fußende des Bettes. Schemenhaft konnte sie ein Gestell erkennen, das ihr Bein hochhielt. Kein Wunder, dass sie es nicht hatte bewegen können, es war völlig ruhiggestellt.
»Wir haben die Knochen gerichtet und die Kniescheibe verdrahtet. Auf dem Röntgenbild sieht derzeit alles zufriedenstellend aus, aber wir werden abwarten müssen, wie sich die Sache entwickelt.«
Das hörte sich nicht gut an. »Ist es möglich, dass ich das Bein nicht wieder wie vorher bewegen kann?«
Der Arzt trat wieder neben das Kopfteil des Bettes. »Das kann man jetzt wirklich noch nicht sagen. Natürlich sind Verletzungen der Kniescheibe immer sehr tückisch, und es kann passieren, dass Sie auch später noch Schmerzen haben werden oder bestimmte Bewegungen nicht möglich sind. Bisher gehe ich aber nicht davon aus. Es war ein glatter Bruch, vermutlich verursacht durch das eingedrückte Armaturenbrett. Das kommt bei Autounfällen häufiger vor.«
Marisa hatte Mühe, das alles aufzunehmen. Im Wrack hatte sie noch gedacht, dass sie trotz der Schmerzen relativ schnell wieder auf dem Damm sein würde, sobald sie daraus befreit war. Doch das hörte sich alles ziemlich dramatisch an. »Wie lange werde ich hierbleiben müssen?«
»Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Sie sollten sich aber darauf einstellen, dass es einige Wochen dauern kann. Wir werden gleich die ganzen Schläuche
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