Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
Marisa.«
Tränen stiegen in ihre Augen, und sie blinzelte sie hastig fort. »Danke, Finn, das bedeutet mir sehr viel. Aber ich möchte nicht, dass ihr dadurch noch mehr in Gefahr geratet.«
»Mach dir darum keine Gedanken, wir werden einen Weg finden.« Er klang so sicher, dass sie es vorzog, ihm zu glauben.
»Ich weiß nicht, wo mein Handy geblieben ist, aber ich bin sicher, dass du mich im Krankenhaus anrufen kannst. Halte mich bitte auf dem Laufenden, okay?«
»Natürlich. Und jetzt ruh dich aus, damit es dir bald besser geht.«
»Mache ich. Bis bald.«
Finn verabschiedete sich von ihr, und sie war wieder allein. Es fühlte sich an, als wäre die Verbindung zu ihrem normalen Leben wieder durchtrennt worden. Sie hasste es, hier bewegungslos liegen zu müssen, ohne die Möglichkeit, sich irgendwie abzulenken oder etwas Sinnvolles zu tun.
Gerade als sie dachte, vor Langeweile aus der Haut fahren zu müssen, öffnete sich die Tür zu ihrem Zimmer. Ein verschwommener weißer Fleck tauchte auf. »Ich hoffe, Sie haben noch nicht geschlafen. Mir fiel gerade ein, dass noch jemand im Wartezimmer sitzt, der sie sehen will.« Es war die Stimme der Krankenschwester.
Marisas Herz begann laut zu klopfen. Es gab eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Coyle oder jemand, der sie nun endgültig beseitigen wollte. »Ist es ein Mann?«
Ihr Krächzen schien die Schwester nicht zu beunruhigen. »Nein, eine Frau.«
Warum sollten die Verbrecher immer nur Männer sein? Es gab sicher auch genug gewissenlose Frauen. »Hat sie einen Namen genannt?«
»Isabel Kerry oder so ähnlich. Sehr jung und hübsch.«
Isabel! Wie auch immer sie hierhergekommen war, Marisa war dankbar dafür. »Schicken Sie sie bitte herein.«
»Sie kennen sie also?«
»Ja, sie ist eine gute Freundin.«
Die Schwester bewegte sich zur Tür zurück. »In Ordnung. Aber sie muss gleich wieder gehen. Sie brauchen Ruhe.« Sie verließ das Zimmer.
Es schien unendlich lange zu dauern, bis sich die Tür wieder öffnete. Marisa hasste es, so blind zu sein und ihre Umgebung nicht unter Kontrolle zu haben. Heftig blinzelnd starrte sie die Figur an, die den Raum betrat. Sie glaubte, eine blaue Hose und ein rotes T-Shirt zu erkennen und lange rotbraune Haarsträhnen um ein helles Oval. Erleichtert ließ sie ihren Kopf zurücksinken.
Isabel trat neben das Bett und nahm Marisas Hand in ihre. »Mein Gott, Marisa, du siehst furchtbar aus!«
Überrascht lachte Marisa auf, um gleich darauf vor Schmerzen zusammenzuzucken. »Bring mich nicht zum Lachen, das tut weh.«
»Entschuldige, das hätte ich nicht sagen sollen. Es ist nur, ich dachte, ihr wärt längst zu Hause, und dabei habt ihr um euer Leben gekämpft, während ich selig geschlafen habe!« Isabel lehnte sich vor, sodass ihr Gesicht etwas deutlicher wurde. Große blaue Augen musterten Marisa besorgt. »Die Schwester wollte mir nicht sagen, wie es dir geht.«
»Dafür, dass ich genauso gut tot sein könnte, geht es mir gut. Diesen Verbrechern war es jedenfalls egal, ob wir den Unfall überleben oder nicht. Oder nein, sie hätten es wohl gut gefunden, wenn wir gleich tot gewesen wären. Weniger Arbeit.« Marisas Wut wurde immer größer, je länger sie darüber nachdachte. Es schien so, als wäre demjenigen, der hinter der Sache steckte, ein Leben überhaupt nichts wert. »Ich bin nur froh, dass es dir und Keira gut geht.«
Schuldgefühl trat in Isabels Augen. »Vielleicht, wenn wir alle zusammen geblieben wären … «
Marisa unterbrach Isabel. »Das ist Unsinn, die Kerle waren entschlossen, uns zu stoppen, egal wie. Und es ist nicht gesagt, dass nicht immer noch jemand in der Nähe ist und darauf wartet, euch zu erwischen. Du solltest nicht hier sein.«
Isabel verzog den Mund. »Du hörst dich an wie Keira.«
Das ließ Marisa lieber unkommentiert. »Apropos Keira, wo hast du sie gelassen? Sie ist doch nicht zum Lager zurückgekehrt, oder? Ich hoffe, sie sorgt dafür, dass dir nichts passiert.«
»Nein, nein, sie wartet unten vor dem Krankenhaus und ist gerade überhaupt nicht glücklich mit meiner Entscheidung hierherzukommen. Aber ich konnte dich doch nicht hier alleine lassen!«
Wärme breitete sich in Marisa aus, als sie sich wieder einmal klarmachte, was für ein Glück sie hatte, solche Freunde gefunden zu haben. »Danke, das bedeutet mir sehr viel. Trotzdem solltest du auf Keira hören und dich von mir fernhalten, bis die Gefahr gebannt ist.« Wann immer das sein würde.
Entschlossen schob Isabel das
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