Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker
Wangen, als er sie nur stumm ansah. »Keine Angst, ich werde mich dir nicht aufdrängen, ich kann woanders unterkommen.«
»Keira … « Ihm fehlten die Worte, ihr zu sagen, wie gerne er ihr Angebot annehmen wollte. »Danke, es bedeutet mir sehr viel. Aber ich sollte wohl besser bei meinen Männern bleiben.«
Das Leuchten verschwand aus ihren Augen. »Ich verstehe.« Sie stand auf und straffte ihre Schultern. »Wir haben für euch Liegen in der Ratshütte aufgestellt.« Sie deutete auf eine Hütte in der Nähe. »Schlaf gut.«
Bevor er sie aufhalten konnte, hatte sie sich umgedreht und tauchte im Wald unter. Mit einem tiefen Seufzer vergrub Sawyer das Gesicht in den Händen. Er war so müde, dass er nicht mehr klar denken konnte. Eigentlich sollte er überglücklich sein, weil es ihnen gelungen war, Isabel ohne Verluste zu befreien, und sie vor allem auch noch Cade und Neela wiedergefunden hatten. Doch die Furcht, Keira zu verlieren, nagte an ihm. Vielleicht war er aber auch einfach nur zu erschöpft und sah deshalb im Moment keine Lösung.
»Sawyer?«
Für einen winzigen Augenblick glaubte er, dass Keira zurückgekommen war, doch dann erkannte er die Stimme der Heilerin. Mühsam rappelte er sich auf. »Ja?«
»Ach, da bist du.« Fay kam auf ihn zu und lächelte ihn an. Auch sie sah so aus, als wäre sie am Ende ihrer Kräfte. Kein Wunder, schließlich hatte sie inzwischen mehr Patienten als Platz in ihrer Hütte. Ihr Lächeln erlosch beinahe sofort wieder. »Dein Bruder ist extrem unruhig, ich glaube, es ist besser, wenn du wieder reinkommst. Vielleicht kannst du ihn etwas beruhigen.«
Ein Knoten bildete sich in seinem Magen, während er Fay in die Hütte folgte. Was sollte er tun, wenn es Cade nicht mehr gelang, zu seinem früheren Leben zurückzufinden? Entschlossen schob er diesen Gedanken beiseite, als er rasch auf seinen Bruder zuging. Egal, was geschah, er würde für Cade da sein. Noch einmal würde er ihn nicht im Stich lassen. Zögernd legte er eine Hand auf Cades zerzaustes Fell, der sich unruhig bewegte. Es tat ihm weh, die Knochen so dicht unter der Haut zu spüren, doch er ließ sich nichts anmerken.
»Ich bin bei dir, Cade. Jetzt kann dir nichts mehr geschehen.« Die Muskeln seines Bruders schienen sich ein wenig zu entspannen, als er seine Stimme hörte, deshalb redete er weiter. »Wir sind hier bei Freunden, die sich um euch kümmern werden, bis ihr wieder auf den Beinen seid.«
Eines von Cades Augen öffnete sich und Sawyers Herz zog sich zusammen, als der vertraute grünbraune Blick ihn traf. Mit unendlicher Mühe hob Cade den Kopf, seine Nasenflügel blähten sich. Dann drehte er den Kopf, bis er Neela sehen konnte, die auf einer Liege auf der anderen Seite des Raumes lag. Anscheinend wollte er sicherstellen, dass Bricks Tochter auch im Raum war und behandelt wurde. Mit einem Seufzer wandte er sich wieder Sawyer zu.
»Die Heilerin kümmert sich gut um Neela, keine Angst.« Sanft strich er über den Rücken seines Bruders. »Erhol dich jetzt erst mal. Soll ich bei dir bleiben?«
Cade stieß einen Laut aus, aber Sawyer konnte nicht erkennen, ob es Zustimmung oder Ablehnung war, also entschied er sich, erst einmal zu bleiben. Er setzte sich neben die Liege und legte seine Hand auf eine von Cades Pfoten. Sein Bruder leckte über Sawyers Finger, bevor seine Lider herabsanken. Sawyers Kehle zog sich zusammen, Tränen stiegen in seine Augen. Aufgewühlt legte er seinen Kopf auf die Matratze und vergrub das Gesicht in seiner Armbeuge. Tief atmete er den Geruch seines Bruders ein und es dauerte nicht lange, bis ihm die Augen zufielen.
Die Berührung an seinen Haaren ließ Sawyers Kopf hochrucken. Ein Zittern lief durch Cades Körper, als er sich unendlich langsam verwandelte, und Sawyer musste hilflos zusehen, wie sein Bruder sich quälte. Wenn er sich die ganzen zwei Jahre nicht verwandelt und seine menschliche Seite konstant unterdrückt hatte, musste es extrem schmerzhaft sein, es jetzt zu versuchen. Besonders, weil er von der Gefangenschaft noch geschwächt war. Sawyer wollte ihm sagen, dass er die Verwandlung unterdrücken sollte, doch gleichzeitig wollte er seinen Bruder in seiner menschlichen Gestalt sehen und mit ihm reden können. Außerdem hatte Fay gesagt, dass es für sie einfacher wäre, die Patienten in ihrer menschlichen Form zu behandeln.
Es schien unendlich lange zu dauern, bis Cade endlich als Mensch vor ihm lag. Als Sawyer seinen Blick über den Körper seines Bruders
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