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Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker

Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker

Titel: Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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gleiten ließ, erschrak er. In Berglöwengestalt hatte er schon schlimm ausgesehen, aber erst ohne das Fell war deutlich zu sehen, wie abgemagert er tatsächlich war. Früher war er schlank, aber muskulös gewesen, doch jetzt bestand er nur noch aus Haut und Knochen, seine Hände und Füße wirkten viel zu groß für den schmächtigen Körper. An einigen Stellen waren Narben zu sehen, die großflächigen Brandnarben vom Feuer, aber auch andere, die erst wenige Wochen alt sein konnten. Es war offensichtlich, dass man Cade in der Gefangenschaft gefoltert hatte. Über seinen Rippen war die Haut gerötet. Schwer atmend und mit geschlossenen Augen lag Cade auf der Seite, seine bleiche Haut glänzte feucht. Nur langsam löste sich der angestrengte Gesichtsausdruck, die verspannten Muskeln lockerten sich.
    Sanft strich Sawyer durch die langen, zerzausten Haare. Es war ein ungewohnter Anblick, bisher hatte sein Bruder sie immer deutlich kürzer getragen als er selbst. Schließlich öffneten sich seine Augen und er sah Sawyer direkt an. Es lag so viel Leid in Cades Blick, dass Sawyer den Atem anhielt. Der Mund öffnete sich und es drang ein unbestimmbarer Laut heraus.
    Sawyer beugte sich dichter über ihn. »Ich bin hier, Cade, es ist alles in Ordnung.« Das war zwar eine Lüge, aber er wollte nicht, dass sein Bruder sich auch noch Sorgen machte.
    Eine Hand verkrampfte sich in Sawyers T-Shirt. »Saw…yer.« Es war kaum zu verstehen, aber für Sawyer war es trotzdem eine ungeheure Erleichterung. Zu groß war seine Angst gewesen, dass Cade sich in einen Einzelgänger oder Schlimmeres verwandelt haben könnte.
    »Ja.« Seine Stimme versagte und er räusperte sich. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Fay sich näherte, und schüttelte unmerklich den Kopf. Anscheinend hatte sie es gesehen, denn sie drehte sofort ab. »Du bist hier in Sicherheit, ich werde nicht zulassen, dass dir noch einmal jemand wehtut.« Zumindest würde er alles dafür tun.
    Ein schwaches Nicken von Cade. »Neela?« Der Name kam deutlicher heraus, so als hätte sein Bruder ihn während der Gefangenschaft oft in Gedanken ausgesprochen.
    Sawyer blickte zu ihr hinüber. Noch immer war sie in Berglöwenform und schien tief zu schlafen. »Sie ruht sich gerade aus.«
    Cade stieß einen rauen Laut aus und versuchte, sich aufzusetzen. Sofort legte Sawyer seine Hände auf Cades Schultern und drückte ihn sanft zurück. Es war erschreckend, wie wenig Kraft er dazu brauchte. »Bleib liegen, du musst dich schonen, wenn du bald wieder auf den Beinen sein willst.« Seine Worte schienen seinen Bruder nicht zu beruhigen. »Es geht Neela so weit gut, sie ist nur sehr schwach – genauso wie du.«
    »Muss … zu … ihr.« Cade drehte seinen Kopf so, dass er Neela sehen konnte.
    Was er in den Augen seines Bruders sah, überraschte Sawyer. »Du liebst sie.«
    Langsam drehte Cade seinen Kopf zurück. Allein diese kleine Bewegung schien zu viel Kraft zu kosten. »Schon … immer.«
    Langsam ließ Sawyer sich wieder auf den Stuhl sinken. Wie konnte es sein, dass er nie bemerkt hatte, was sein Bruder für Neela empfand? War er so auf seine eigenen Probleme fixiert, dass er Cade nicht genug beachtet hatte? Müde rieb er über sein Gesicht. »Warum hast du mir nichts gesagt? Ich hätte euch sicher nicht im Weg gestanden.« Nein, er hätte dankend Platz gemacht.
    »Dachte, du … liebst sie.« Die Augen seines Bruders glitzerten feucht.
    »Ja, wie eine Schwester.« Er senkte seine Stimme noch weiter, damit die anderen ihn nicht hören konnten. »Ich habe nur zugestimmt, dass ich ihr Gefährte werde, weil ich das Weiterbestehen unserer Gruppe sichern wollte. Jetzt, wo ich weiß, wie es um euch steht, kann ich zur Seite treten und euch meinen Segen geben.« Ein Gedanke kam ihm. »Sie liebt dich doch auch?«
    Für einen kurzen Moment leuchteten Cades Augen auf. »Ich … denke schon. Konnten … nicht reden.«
    Sawyer erinnerte sich daran, wie er die beiden aneinandergeschmiegt im Labor gesehen hatte, und war sich ziemlich sicher, dass Neela Cade auch liebte. »Ich wäre glücklich, wenn ihr zusammenkommt, Cade.« Langsam richtete er sich auf. »Jetzt lasse ich dich aber schlafen. Kann ich noch irgendetwas für dich tun?«
    »Möchte … bei ihr sein.« Cades Stimme war nur noch ein Hauch. Es war deutlich, wie erschöpft er war.
    »Natürlich.« Sawyer strich noch einmal über die Haare seines Bruders. »Ich werde mit Fay sprechen.«
    Einige Minuten später hatte die Heilerin Cade einen

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