Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker
weitere Kameras erwischt haben, aber das auszuwerten, braucht Zeit.«
»Die Isabel vielleicht nicht hat.«
Seine Bemerkung klang neutral, aber Dawn meinte trotzdem, einen Vorwurf darin mitschwingen zu hören. Wut schäumte in ihr über. »Das weiß ich! Ich versuche alles, um Ihre Tochter so schnell wie möglich zu finden und zu befreien, aber Tatsache ist nun mal, dass diese Kerle einen Vorsprung haben – und vor allem kennen wir sie nicht. Also können wir nur den Hinweisen folgen und hoffen, dass einer davon uns zu Isabel führt.« Sie holte tief Atem und versuchte sich zu beruhigen. Verdammt, so etwas war ihr schon lange nicht mehr passiert. Normalerweise hielt sie sich immer eisern unter Kontrolle, egal um was für einen Fall es sich handelte. Aber Entführungen, gerade von einem jungen Mädchen, lösten tief in ihr etwas aus, gegen das sie sich nicht wehren konnte. Hilflosigkeit und die Angst, zu versagen. So wie damals …
»Es tut mir leid, ich wollte nicht andeuten, dass Sie Ihre Arbeit nicht ordentlich machen.« Caruso fuhr mit der Hand durch seine Haare, die daraufhin in alle Richtungen abstanden. »Es ist nur … ich möchte Isabel nicht verlieren.« Den Rest des Satzes flüsterte er beinahe.
Bevor sie es sich anders überlegen konnte, legte Dawn ihre Hand auf seinen Arm. »Das weiß ich. Ich möchte nur, dass Sie mir und meinen Kollegen vertrauen. Wir wollen wirklich alle, dass Isabel bald wieder zu Hause ist.«
Als Reaktion auf ihre Bemerkung neigte er seinen Kopf. Seine Armmuskeln spannten sich unter ihrer Hand an, als er sich aufrichtete. »Hat die Handyortung etwas ergeben?«
Dawn überlegte, ob sie ihm die Wahrheit sagen sollte, und entschied sich schließlich dafür, weil sie wusste, dass er sowieso keine Ruhe geben würde. »Das Signal konnte für kurze Zeit verfolgt werden, aber bevor wir zugreifen konnten, war es verschwunden.«
Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. »Was meinen Sie damit?«
Unwillkürlich spannten sich ihre Finger fester um seinen Arm. »Entweder wurde das Handy ausgeschaltet oder zerstört oder es befindet sich außerhalb der Reichweite von Funktürmen.«
Caruso atmete heftig aus, sein Gesicht war blasser geworden. »Wo wurde es zuletzt geortet?«
»Hier. Oder genauer gesagt, ein Stück hinter dem Rollfeld. Wir gehen davon aus, dass sich das Handy in einem Flugzeug befindet und dort eben keinen Empfang hat.« Jedenfalls hoffte sie das. Alle anderen Erklärungen waren inakzeptabel.
»Was heißt das? Ist es jetzt nicht mehr möglich, Isabel aufzuspüren?«
Dawn bemerkte, dass sie immer noch seinen Arm berührte, und ließ ihn rasch los. »Im Moment nicht. Aber wir hoffen, dass wir das Signal wiederfinden, sobald das Flugzeug gelandet ist.«
»Und es gibt keine andere Möglichkeit?« Die Verzweiflung war deutlich in seinen Augen zu erkennen.
»Natürlich. Wir suchen weiterhin den zweiten Wagen. Wir versuchen, die Identität des Mannes herauszufinden, der die Limousine gefahren hat, sofern Lee Rosebud wirklich ein Deckname ist. Ich werde gleich mit jemandem im Tower sprechen, der mir hoffentlich sagen kann, welches Flugzeug um die Zeit an der Position war, wo wir das Signal verloren haben.« Dawn sah auf die Uhr. »Ich muss jetzt los.«
Caruso nickte. »Was kann ich tun?«
»Sie könnten mir sagen, wer die Frau war, die mit Ihnen gekommen ist.« Ups, das hatte sie nicht sagen wollen. Oder zumindest nicht so, dass es sich anhörte, als wäre sie eifersüchtig. Sie spürte, wie die Wärme in ihre Wangen kroch.
Wie erwartet wurde Carusos Miene undurchsichtig. »Welche Frau?«
Ärger breitete sich in ihr aus. »Halten Sie mich nicht für dumm, Caruso.«
Forschend blickte er Dawn an. Schließlich zuckte er mit den Schultern. »Eine Freundin, die mir bei der Suche hilft.«
Das war bestenfalls eine Halbwahrheit. Dawn verlor die Geduld. »Es geht hier um das Leben Ihrer Tochter, Sie sollten keine Spielchen mit mir treiben.« Sie hob die Hand, als er antworten wollte. »Ich habe jetzt keine Zeit für so was, aber während ich weg bin, können Sie schon mal darüber nachdenken, wie Sie mir Ihre Aussage erklären wollen, dass der Wagen Sie beinahe umgefahren hat, wenn es doch eigentlich Ihre ›Freundin‹ war, die angefahren wurde.« Dawn hatte die Genugtuung, seinen überraschten Gesichtsausdruck zu sehen, bevor sie sich umdrehte und wegging.
Wahrscheinlich sollte Sawyer wütend sein, weil Caruso und vor allem Keira der Meinung gewesen waren, dass er in einer
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