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Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker

Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker

Titel: Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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zerzaust, in den grauen Augen stand blanke Panik. Sie öffnete den Mund, doch kein Ton kam heraus. Finn zog sie sanft in die Hütte und schloss sie in seine Arme, als er sah, dass sie am ganzen Körper zitterte. Ein Stöhnen drang aus ihrer Kehle, das Finn eine Gänsehaut bescherte. Tränen durchdrangen den dünnen Stoff seines T-Shirts.
    »Was ist passiert, Amira? Wo ist Bowen?«
    Das ließ die Tränen heftiger fließen und Finn fluchte tonlos. Nach dem Verlust ihres Mannes vor einigen Jahren und Bowens Entführung im letzten Jahr konnte Amira nicht noch mehr Kummer ertragen. Sanft hielt er sie mit beiden Händen ein Stück von sich. »Erzähl mir, was passiert ist, Amira.«
    »Bowen … er ist weg.«
    Verdammt! Finn bemühte sich, ruhig zu klingen. »Sicher ist er nur im Wald, weil er nicht schlafen kann, und kommt bald zurück.«
    Amira schüttelte heftig den Kopf. »Nein! Er hat mir einen Zettel dagelassen. Er ist unterwegs in die Menschenwelt! Wie kann er so etwas tun, nach allem, was ihm dort widerfahren ist?« Dicke Tränen liefen über ihre Wangen, aber sie schien sie überhaupt nicht zu bemerken, als sie Finn verzweifelt ansah.
    Das schlechte Gefühl verstärkte sich. »Was genau hat er geschrieben? Hat er gesagt, wo er hinwill?«
    Wortlos reichte Amira ihm einen zerknitterten Zettel.
    Mom,
    irgendetwas ist mit Isabel geschehen und ich muss ihr helfen, weil sie mir damals auch geholfen hat. Sag Finn, dass es mir leidtut. Ich kann nicht warten, bis der Rat eine Entscheidung trifft; ich spüre Isabels Angst und Verzweiflung und weiß, dass ihr keine Zeit bleibt. Mach dir keine Sorgen um mich, ich bin bald zurück.
    In Liebe
    Bowen
    Finns Herz zog sich zusammen. Es war offensichtlich, dass Bowen glaubte, handeln zu müssen, selbst wenn er noch nicht einmal seine Ausbildung zum Wächter beendet und keine Erfahrung in der Menschenwelt hatte. Mal abgesehen von seinem traumatischen Erlebnis mit Stammheimer, die ihn immer noch unter Alpträumen leiden ließ, wenn Finn richtig informiert war. Wie sollte Bowen sich unter Menschen zurechtfinden, geschweige denn, Isabel finden und helfen? Er hatte ja nicht einmal einen Führerschein! Finn fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Als wenn die Situation durch Marisas und Tenayas schwere Verletzungen nicht schon schlimm genug gewesen wäre. Dadurch waren Coyle und Torik gebunden und standen für die Suche nach Bowen nicht zur Verfügung. Gerade Torik als halber Mensch und Einziger der Gruppe, der sich unbemerkt in der Menschenwelt aufhalten konnte, war unverzichtbar. Aber Finn konnte nicht von ihm verlangen, dass er seinen Vater alleine ließ.
    Also mussten sie versuchen, Bowen noch im Wald aufzuhalten, so groß konnte sein Vorsprung nicht sein.
    »Finn?«
    Er zuckte zusammen, als er sich daran erinnerte, dass Amira noch vor ihm stand und auf eine Antwort von ihm wartete. Beruhigend legte er seine Hand auf ihre Schulter. »Keine Angst, wir werden ihn finden und sicher zurückbringen.« Jedenfalls hoffte er das. »Warum weckst du nicht die anderen und fragst, ob ihn jemand gesehen hat oder weiß, wo genau er hinwill? Ich werde die Wächter benachrichtigen.«
    Amira nickte und eilte aus der Hütte. Finn folgte ihr langsamer, während er sich an den Dienstplan zu erinnern versuchte. Falk, einer der jungen Wächter, musste eigentlich zu Hause sein, deshalb ging Finn zu dessen Hütte. Schon nach dem ersten Klopfen stand Falk vor ihm. Es wirkte nicht, als hätte er geschlafen, auch wenn seine braunen Haare zu allen Seiten abstanden.
    »Was ist passiert?«
    Es zeugte davon, wie weit ihr Leben von der Normalität entfernt war, wenn diese Frage immer als Erstes kam. »Bowen ist abgehauen, weil er denkt, dass Isabel in Gefahr ist. Vermutlich ist er auf dem Weg in die Menschenwelt. Ich brauche jemanden, der ihn sucht, möchte aber nicht die Wächter abziehen, die gerade im Dienst sind.«
    Falk neigte den Kopf. »Ich bin dabei. Soll ich noch ein paar Leute zusammentrommeln?«
    Finn überlegte kurz. »Nein, ich glaube, es ist besser, wenn wir seiner Spur zu zweit folgen. Ich möchte nichts tun, was die Menschen bemerken könnten. Eine ganze Horde Berglöwen wäre vermutlich zu auffällig. Außerdem weiß ich nicht, wie Bowen reagiert, wenn wir versuchen, ihn daran zu hindern, Isabel zu finden.«
    »Steht denn fest, dass Isabel tatsächlich Hilfe braucht?« Während er redete, streifte Falk seine Kleidung ab.
    »Ich weiß es nicht. Keira und Isabel haben sich nicht gemeldet und sind auch

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