Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker
hatten, damit er die Umgebung erkunden konnte. Mit seinem vernarbten Gesicht wäre Sawyer zu sehr aufgefallen. Mal ganz davon abgesehen, dass er Caruso nervös machte, weil er ihn überhaupt nicht einschätzen konnte. Selbst in Menschenform schien der Berglöwe in ihm sehr nah an der Oberfläche zu liegen. Und vor allem war sein Beschützerinstinkt gegenüber seiner Freundin anscheinend sehr ausgeprägt. Caruso hatte keine Lust, auf jedes Wort und jede Bewegung achten zu müssen.
Die Frau runzelte die Stirn. »Wenn ich nah genug dran bin, ja. Es gibt hier so viele unterschiedliche Gerüche, dass es schwer ist, einen einzelnen herauszufiltern.« Ihre blonden Haare schimmerten im künstlichen Licht der Halle, durch ihre Größe und ihre muskulöse Figur stach sie aus der Menschenmasse hervor.
Auf einmal wurde Caruso bewusst, dass er noch nicht einmal ihren Namen kannte. »Wie heißt du?«
Verwundert sah sie ihn an. »Warum willst du das wissen?«
Mit einem Seufzer ging er weiter. »Ich kann schlecht ›du da‹ zu dir sagen, oder?«
Noch immer zögerte sie, doch schließlich erhielt er ein kaum wahrnehmbares Nicken. »Keira.«
»Danke.« Caruso schob alle unwichtigen Details aus seinem Kopf und konzentrierte sich nur noch auf die Umgebung. Irgendwie musste es ihm gelingen, eine Spur von Isabel zu finden. Würde er es überhaupt spüren, wenn sie hier wäre, oder war das nur eine Illusion? Er rieb über seine Schläfe und versuchte Keiras Gefühle in seinem Kopf zu unterdrücken.
Die Berglöwenfrau betrachtete ihn mit einem seltsamen Gesichtsausdruck. »Daher weißt du es also.«
»Wie bitte?« Irritiert sah er sie an.
»Du kannst genauso wie Isabel die Gefühle von Katzen in deinem Kopf spüren. Daher weißt du, wer wir sind.« Sie wartete seine Antwort nicht ab. »Ich gehe am besten in die andere Richtung, damit ich deinen ›Empfang‹ nicht behindere.«
Caruso nickte und sah ihr nach, während sie in der Menge verschwand. Ob es richtig war, sich mit den Wandlern zu verbünden? Aber er hatte keine andere Wahl, nicht wenn Isabels Leben auf dem Spiel stand.
»Was zum Teufel tun Sie hier?«
Die Stimme, die plötzlich hinter ihm erklang, ließ ihn erschrocken herumfahren.
6
Es erfüllte Dawn mit Befriedigung, dass Dave Caruso offenbar nicht mit ihrem Auftauchen gerechnet hatte. Wahrscheinlich hätte sie ihn auch gar nicht bemerkt, wenn sie ihn nicht zufällig im Büro des Sicherheitsdienstes auf einem Überwachungsmonitor gesehen hätte. Sie konnte deutlich sehen, wie er sich nach ihrem Überraschungsangriff rasch wieder unter Kontrolle brachte. Die Gefühle verschwanden aus den blauen Augen.
»Ich suche meine Tochter.« Seine Antwort klang ruhig, beinahe tonlos.
Dawn schob ihre Hand in die Hosentasche, damit er nicht sah, dass sie sie zur Faust ballte. Bemüht, ihren Ärger nicht durchklingen zu lassen, atmete sie tief durch. »Das ist mir klar. Aber ich hatte Ihnen gesagt, dass Sie im Motel bleiben sollen.«
Carusos blaue Augen bohrten sich in ihre. »Wenn es Ihre Tochter wäre, würden Sie dann ruhig zu Hause sitzen und darauf hoffen, dass sie zu Ihnen zurückgebracht wird?« Bevor sie etwas sagen konnte, redete er weiter. »Was würden Sie tun?«
»Ich … « Dawn schloss für einen Moment die Augen, bevor sie Caruso direkt anblickte. »Ich würde alles tun, um sie zu retten. Aber ich bin Polizistin und weiß daher, was ich tue.«
»Und warum nehmen Sie an, dass ich es nicht wüsste?« Er winkte ab. »Haben Sie etwas herausgefunden? Ist Isabel hier?«
Die verzweifelte Hoffnung in seinem Blick war ihr Untergang. Natürlich wäre es ihr lieber gewesen, er hätte im Motel auf ihre Nachricht gewartet, aber sie konnte ihn tatsächlich verstehen. »Bisher haben wir sie noch nicht gefunden. Der Wagen wird nach Spuren untersucht und ich habe mir eben die Aufzeichnungen angesehen. Darauf ist zu erkennen, wie ein Mann den Wagen verlässt und ins Gebäude geht.«
»Wie sieht er aus?«
Nach kurzem Zögern zog Dawn das Foto aus ihrer Tasche, das sie aus dem Video hatte ausdrucken lassen. Darauf war der Mann halb von vorne zu sehen, allerdings war die Qualität aufgrund der Bewegung nicht besonders gut.
Caruso sah lange darauf, ein Muskel zuckte in seiner Wange. Schließlich gab er ihr das Foto zurück. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass das eine Verkleidung ist. Sehen Sie sich an, wie die Haare sitzen.«
Der Ansicht war Dawn auch, aber es war bisher die einzige Spur. »Wir prüfen gerade nach, ob ihn noch
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