Ghouls in Manhattan
vor, deshalb konnte Renkov schlecht sehen, was sich im nächsten Schacht befand. Aus dem Dunkel stieß die schleimige Klaue hervor.
Renkov wußte überhaupt nicht, wie ihm geschah. Plötzlich spürte er den Druck am Hals, und die Luft wurde ihm knapp. Die Klaue war ungemein kräftig, sie wickelte sich wie ein Band um die Kehle des Mannes, der noch einen gurgelnden Laut ausstieß, aber nicht gehört wurde, weil er vom Rauschen des Kanalwassers übertönt worden war.
Jesus Imanuel Gonzales war ahnungslos. Er schaute erst auf, als sein Kollege umkippte.
»Sam!« rief er.
Da war es schon zu spät. Nicht nur der Ghoul hatte Renkov gepackt, sondern auch die Zombies waren da. Der Ghoul hatte Renkov zu Boden gedrückt, so daß er auf dem Rücken lag und in die über ihm schwebenden bleichen Fratzen starrte.
Er glaubte, wahnsinnig zu werden.
Da waren die toten, bläulich schimmernden Gesichter, die weit aufgerissenen Mäuler und ein Wesen, das anstatt normaler Augen rotierende Feuerräder hatte.
Es beugte sich über ihn.
Renkov wollte schreien, da packte das Wesen zu und schleuderte ihn mitsamt dem Ghoul in den Abwasserkanal hinein. Die dreckige Brühe schwappte über zwei Bestien und einem Menschen zusammen. Samuel Renkov hatte die Augen weit aufgerissen, ebenso wie den Mund, und das Kloakenwasser drang in beides hinein. Im ersten Augenblick glaubte er, einen bösen Traum zu erleben, doch als ihm die Wahrheit bewußt wurde, erlitt er einen Schock. Nun begriff er die gesamte Tragweite des Vorfalls. Sie wollten ihn töten!
Töten!
Das Wort hämmerte in seinem Gehirn, und Renkov reagierte wie ein in die Enge getriebenes Tier. Er mobilisierte seine gesamten Kräfte und stemmte sich gegen den Druck an.
Nach wie vor umklammerte der Ghoul seine Kehle, und das andere Wesen hielt seinen Arm fest. Die Lampe hatte Renkov längst verloren, aber einen Arm konnte er noch bewegen. Es war der rechte. Über seiner linken Schulter hing die Werkzeugtasche, und die hatte er seltsamerweise nicht verloren.
Während das Wasser an ihnen zerrte und über sie hinwegschäumte, schlug Sam den rechten Arm in einem Halbbogen auf seine linke Schulter zu. Er wollte versuchen, den Druck zu lockern, doch seine Hand rutschte ab und verschwand zufällig in der offenen Werkzeugtasche.
Die Finger umklammerten eine schwere Zange, mit der man auch Blech zerschneiden konnte.
In seiner Panik riß der Arbeiter die Zange hervor und schlug um sich.
Er traf auch. Dabei spürte er den Widerstand, und irgendwie lockerte sich der Griff, so daß er für einen Moment auftauchen konnte und mit dem Kopf über Wasser kam.
Es waren vielleicht nur zwei Sekunden, die jedoch reichten, um all das zu sehen, was ihn schließlich völlig am Boden zerstörte.
Sie hatten ihn eingekreist.
Er sah die schrecklichen Gestalten zu beiden Seiten des Kanals.
Alptraumfiguren, wie er sie noch nie in seinem Leben gesehen hatte.
Er ging nicht ins Kino, wußte nichts über Zombies oder Voodoo-Zauber, aber eins war ihm klar: Die wollten ihn töten!
Zwei stürzten sich auf ihn.
Sie ließen sich einfach fallen. Vom Rand aus knallten sie wie Bretter nach unten und klatschten mit ihren kalten Totenkörpern auf Samuel Renkov.
Das Gewicht drückte ihn unter Wasser.
Er wollte noch einen Schrei ausstoßen, als ihm die Brühe in den Mund drang.
Und dann spürte er die Schmerzen. Sie waren überall. An der Schulter, den Hüften, an den Beinen.
Die Zombies hatten jetzt das, was sie wollten. Und das schmutzige Wasser wurde durch einen rötlichen Schimmer gefärbt. Auch Xorron reagierte.
Er sah nicht ein, daß nur die anderen sich labten. Deshalb packte auch er zu.
Seine Kräfte waren ungeheuer. Er schleuderte die Zombies aus dem Wasser und trat die Ghouls zur Seite. Dann hatte er seinen Willen.
Das alles hatte auch Jesus Imanuel Gonzales gesehen. Er stand zum Glück so, daß die Zombies ihn nicht sahen, weil er durch eine vorspringende Mauer gedeckt wurde.
Aber er sah sie.
Und alles sehr genau!
Seine Lippen bewegten sich. Sie flüsterten Worte, die sich zu Gebeten vereinigten. Gonzales war nicht in New York aufgewachsen, sondern in der Karibik. Den Klang der Voodoo-Trommeln würde er nie in seinem Leben vergessen. Diese dumpfen, rhythmischen Laute holten die Toten aus den Gräbern, sie machten sie zu gierigen Zombies.
Das hier waren welche. Die bleichen, grausamen Gestalten.
Leere Blicke, stumpfe Augen, ja, so sahen die Zombies aus, und so waren sie von den Alten immer
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