Ghouls in Manhattan
beschrieben worden.
Die schleimigen Wesen kannte er nicht. Aber auch sie waren gefährlich und stürzten sich ebenfalls in die Flut.
Gonzales hätte seinem Freund so gern geholfen, doch das war nicht möglich. Die Übermacht der Zombies war zu groß. Sie würden auch Gonzales zerreißen, und dann wußte niemand etwas von ihrer Existenz.
Aber die Menschen sollten Bescheid wissen. Gonzales wollte sie warnen. Er mußte ihnen sagen, daß die Zombies unterwegs waren. Man konnte dann Gegenmaßnahmen ergreifen, eine andere Möglichkeit existierte nicht. Silberkugeln, Kopfschüsse…
Seine Gedanken stoppten.
Sam tauchte noch einmal auf, und er hielt eine Zange in der Hand, mit der er zuschlug.
Er traf auch.
»Sam!« Es war Gonzales' Fehler, daß er den Namen seines Kollegen geschrien hatte, aber er konnte nicht anders. Der Schrei war ihm so herausgerutscht.
Jetzt wußten die übrigen Zombies, daß sich noch ein Opfer in ihrer Nähe befand.
Sie drehten sich um.
Etwa zwei Sekunden starrte Gonzales in die blaßbläulichen Fratzen der Bestien. Es war ein Bild, das sich fest in sein Gehirn eingrub und das er wohl niemals vergessen würde. Dann griffen die Zombies zu.
Zum Glück waren ihre Bewegungen nicht so geschmeidig wie die eines normalen Menschen. Sie wirkten eher tapsig und recht unbeholfen.
Gonzales zuckte zurück, und doch wurde er von den aufgedunsenen, bleichen Fingern getroffen.
Sie rutschten über seine Arbeitsjacke und hakten sich plötzlich zwischen den beiden untersten Knöpfen fest.
Gonzales erschrak bis ins Mark. Der Zombie zog ihn sofort zu sich heran, öffnete den Mund, und Gonzales sah die schrecklichen Zähne.
Da wußte er, was ihm bevorstand.
Der zweite Untote wollte ebenfalls zupacken. Daß Gonzales sein rechtes Bein hob und der Bestie in den Leib trat, registrierte er kaum. Er sah die lebende Leiche nur kippen. Dann verschwand sie in den schmutzigen Fluten.
Der Arbeiter aber fiel gegen den ersten Zombie. Er spürte die weiche, teigige Körpermasse und bemerkte aus den Augenwinkeln, wie einer der schleimigen Ghouls aus dem Wasser kletterte und sein Bein umfassen wollte.
Da ließ der Zombie ihn los und fuhr zurück, als hätte er einen Stoß erhalten.
Aber Jesus Imanuel Gonzales hatte ihn nicht geschlagen. Die heftige Reaktion mußte einen anderen Grund gehabt haben. Es war das kleine goldene Kreuz.
Der Arbeiter trug es um den Hals, ein Andenken seiner Mutter. Das Kreuz bestand aus Gold, ein Pfarrer hatte es geweiht, und dieses Kreuz hatte den Untoten vertrieben, weil es plötzlich frei lag.
Gonzales bekam die Chance seines Lebens. Er überlegte gar nicht, sondern warf sich auf der Stelle herum und rannte weg. Noch nie war er so gerannt. Er ließ alles hinter sich, die Angst schüttelte ihn durch und peitschte ihn gleichzeitig voran. Es erwies sich als großer Vorteil, daß er die Strecke hier unten kannte. So verlief er sich nicht und taumelte dem Ausgang, entgegen.
Er schrie, weinte und keuchte in einem. Die Werkzeugtasche, die ihn behinderte, schleuderte er in den Kanal. Hin und wieder blitzte es vor seinen Augen auf. Durch seine ruckartigen Bewegungen wurde die Kette um seinen Hals hochgeschleudert, so daß er ab und zu das kleine goldene Kreuz sah, das ihn gerettet hatte. Jesus Imanuel Gonzales erreichte den Aufstiegsschacht. Er sprang hoch, packte die Sprossen und rutschte ab, weil er zu hastig war. Erst der zweite Versuch brachte ihn auf die Metalleiter. Dabei schaute er sich um.
Die lebenden Leichen verfolgten ihn nicht.
Gonzales kletterte höher. Er zitterte und bebte. Das glaubt mir keiner! schrie es in ihm. Mein Gott, das glaubt mir keiner. Noch nie war ihm der Weg an die Oberwelt so lang vorgekommen wie in diesen Augenblicken.
Dann hatte er es geschafft!
Gestank, Angst und Grauen blieben hinter ihm zurück. Schwüle Luft drang beim nächsten Atemzug in seine Lungen.
Beide Hände legte er neben dem Ausstieg flach auf den Boden und stemmte sich hoch. Dies erforderte noch einmal seine gesamten Kräfte.
Die Arme zitterten, fast knickten sie ein, und kriechend bewegte er sich die nächsten Yards voran.
Ja, er kroch wie ein verwundetes Tier über den Hof, wo der Einstieg lag.
Gonzales schluchzte auf. Erst beim zweiten Versuch gelang es ihm, auf die Beine zu kommen.
Schreiend stolperte er los, als säße ihm der Teufel persönlich im Nacken. Er schlug noch um sich, als die starken Arme einiger Kollegen ihn bereits festhielten…
***
Xorron, seine Zombies und die Ghouls
Weitere Kostenlose Bücher