Giacomo, der nackte Wahnsinn
Tagträumen. Er war darüber erleichtert, musste sich jedoch eingestehen, dass er zumindest am Tage sofort alles aus seinem Kopf verbannte, was ihn zum Fantasieren veranlassen könnte. Justin hatte es sich seit dem Zeitpunkt nicht einmal selbst besorgt, da er fürchtete, die dunklen Augen des Italieners dabei vor sich zu sehen. Und schlimmer noch … was wäre, wenn Franks geschundener Hintern ihm in den Sinn käme? Bei der Arbeit hatte er wie ein Wilder Kisten geschleppt und gestapelt. Sogar die erfahrenen Kollegen hatten große Augen gemacht und ihn gewarnt, er würde sich überlasten. Aber irgendwo musste die Energie hin, die er seitdem aufgestaut hatte. Statt Giacomo kamen ihm nun immer häufiger Franks grüne Augen in Erinnerung. Er hoffte inständig, dass dessen Stolz ihn davon abgehalten hatte, wieder zu Giacomo zurück zu kriechen. Justin redete sich ein, dass es andererseits wirklich nicht sein Problem war, wenn Frank drauf stand zu leiden und die Jungs ihm jetzt mit Begeisterung den Arsch aufrissen.
Justin machte schnell noch einen Abstecher in den Supermarkt und holte ein paar Lebensmittel für das Wochenende. Nach einem verregneten Tag war wieder strahlend blauer Himmel angesagt. Dumm nur, dass er nicht zum FKK-Strand konnte, ohne den Jungs dort wieder zu begegnen. Es wäre wirklich nicht mutig, sondern sehr dumm, die Clique durch seine Anwesenheit noch einmal herauszufordern. Justin entschied, sich nach anderen Möglichkeiten umzusehen, sobald er sich zu Hause etwas zu Essen gemacht hatte.
~*~
Justin hatte gerade die Lebensmittel in den Kühlschrank geräumt, als es an seiner Wohnungstür klopfte. Er ging hin, um zu öffnen.
»Du?«, fragte er, als er Frank vor sich sah. »Hey … Ich habe dich beim Einkaufen gesehen und wusste nicht, ob ich dich ansprechen darf.«
Justin runzelte die Stirn. »Warum solltest du mich nicht ansprechen dürfen? Wirkt da etwa noch dieser bescheuerte Gruppen-Kodex nach, den Giacomo festgelegt hat, oder bist du wieder mit ihm unterwegs?«
»Nein!«, erwiderte Frank schnell. »Ich bin mit ihm fertig. Keine Ahnung, warum ich nach dem letzten Erlebnis immer noch dachte, ich würde ihn vermissen. Das tue ich nicht. Aber ...«, er verstummte.
Justin wagte einen Schuss ins Blaue. »Aber du vermisst, wie er dir auf unorthodoxe Art zur Lust verholfen hat?«
Frank wurde tiefrot. »Nein … Ja … Nein!«
Justin lachte. »Aber du bist dir ganz sicher, oder?«
»Ich wollte sagen, dass ich ihn nicht vermisse, aber dich.«
Stille. Justin erwachte erst aus seiner Starre, als das Licht im Hausflur ausging und Frank sich unbehaglich umschaute.
»Entschuldige, ich hätte dich längst rein bitten sollen.« Er ging zur Seite und Frank trat ein. »Schöne Wohnung.« Justin lächelte schief. »Was mein Geld halt so hergibt.« »Hm ...«, machte Frank und fragte: »Was studierst du eigentlich?«
»Logistik.«
»Ach, und da stapelst du schon mal Kisten als Vorbereitung für später?«
»Ein bisschen mehr erwarte ich mir nach dem Abschluss des Studiums schon. Aber es ist ein gut bezahlter Job und den brauche ich nun mal, auch wenn es vielleicht nicht cool ist.«
»Ich finde es nicht uncool.«
»Dafür hast du vor Giacomo aber ganz schön verächtlich getan.«
Frank senkte den Blick. »Ich wusste, dass er so gar nichts von Typen hält, die von Hause aus nicht viel Kohle haben. Er selbst geht ja eigentlich kaum zur Uni, sondern kann sich ganz aufs Modelln konzentrieren. Für ihn ist das Geld obendrauf, weil seine Eltern ihm eh alles bezahlen.«
Justin seufzte. »Du denkst immer noch viel an ihn, oder?«
Frank überlegte. »Eigentlich nicht. Ich wollte dir nur erklären, warum ich dich in der Situation so blöd behandelt habe. Ich war nicht so mutig wie du, zuzugeben, dass ich arbeiten muss. Ich hatte Angst, er lehnt mich dann sofort ab.«
»Also arbeitest du auch neben dem Studium? Als was?«
Frank zögerte. »Ich arbeite … aber ich studiere nicht. Ich bin Bäckergeselle und arbeite nachts. Deshalb konnte ich gegen Mittag immer am See sein. Aber es war echt anstrengend, denn normalerweise schlafe ich um die Zeit noch.«
Justin lachte. »Du warst also ein verdammter Lügner, der sich auch noch über mich lustig gemacht hat. Ich glaub's ja nicht!«
Frank wich seinem Blick aus. »Giacomo hat es eh nicht interessiert, was ich mache. Für ihn zählte nur, dass ich verfügbar war, wenn er es wollte. Ich möchte dir sagen, dass es
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