Giacomo, der nackte Wahnsinn
Kopf herumging.
»Lass ihn in Ruhe. Du hattest deinen Spaß«, sagte er. Giacomo sah ihn an. »Ich hätte aber gerne noch mehr Spaß.«
»Den hätten wir alle gerne gehabt. Aber nicht unter diesen Umständen. Gewalt ist immer ein Zeichen von Schwäche. Diese billige Rache hier ist doch eigentlich gar nicht euer Stil. Ihr habt so viele Typen, die nur drauf warten, dass ihr euch mit ihnen in die Büsche schlagt. Lasst uns einfach in Ruhe.«
»Ach, dann ist aus dir und ihm jetzt ein uns geworden. Ist ja interessant.«
Justin zuckte mit den Schultern. »Tja, wir sind ja aus der Clique raus, wie du uns mitgeteilt hast. Wir brauchen dich also nicht mehr um Erlaubnis zu fragen, ob wir miteinander Zeit verbringen.«
Frank wollte sich gerade die Unterhose anziehen, doch Richard riss sie ihm weg. »Komm, lass uns noch ein bisschen deine gerösteten Eier ansehen. Muss ja höllisch brennen. Wie sieht's aus, Spermaschlucker, soll Giacomo dir zum Abschied nochmal 'ne satte Ladung ins Maul verpassen? Ich sorge auch dafür, dass du es schön weit aufmachst.«
»Lass ihn! Die beiden sollen sich jetzt verpissen.« Giacomo hatte mit Richard gesprochen, aber er ließ Justin nicht aus den Augen. Richard warf Frank die Unterhose zu, der zog sie rasch an und streifte auch die andere Kleidung über. Giacomo hatte sich erhoben und stand nun direkt Justin gegenüber, der inzwischen ebenfalls fertig angezogen war und seine Tasche geschultert hatte.
»Du bist ganz schön leichtsinnig, mir Schwäche vorzuwerfen. Aber auch mutig. Wir hätten wirklich noch viel miteinander erleben können. Jetzt ist es zu spät. Macht, dass ihr wegkommt! Ab sofort meidet ihr diesen Platz hier, ist das klar?«
Justin atmete tief durch. Er wartete, bis Frank ebenfalls seine Tasche genommen hatte, dann sagte er an Giacomo gewandt: »Ich habe den Platz immer gemocht, weil du hier warst. Jetzt mag ich weder den Platz, noch dich. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen. Ich komme dir bestimmt nicht mehr in die Quere.«
Er sah Frank fragend an, der nickte und sie gingen durch den Sand in Richtung Trampelpfad. Anfangs fürchtete Justin, dass die anderen ihnen folgen würden, um sie weiter zu traktieren, aber das geschah nicht. Trotzdem war er froh, als sie Franks Fahrrad so gut es ging in den Kofferraum gepackt hatten und er den Motor startete.
»Ich schätze, wir sollten uns einen anderen FKK-Strand suchen«, sagte Frank.
»Manchmal braucht man eben Veränderung«, stimmte Justin zu. Frank bewegte sich unter Stöhnen in eine neue Sitzposition.
»Tut es sehr weh?«, fragte Justin. »Ja.«
Den Rest der Fahrt schwiegen sie.
~*~
Als sie in der Stadt ankamen, wies Frank Justin den Weg. Sie hielten schließlich vor einem Mehrfamilienhaus. »Wohnst du noch zuhause?«
»Nein, ich habe meine eigene Bude. Hör zu, ich würde ja gerne noch plaudern, aber mir geht’s echt beschissen.«
»Verstehe ich. Willst du nicht lieber zu einem Arzt?«
Frank schüttelte den Kopf. »Ich muss nur erst mal zur Ruhe kommen, die Salbe auftragen und Giacomo und die anderen zum Teufel wünschen.«
»Tu das. Es wäre das Beste, wenn du Giacomo keine Träne mehr nachweinst«, sagte Justin. Frank wurde rot. »Du weißt, dass ich genau das tun werde. Ich wünschte, es wäre anders, aber ich kann nichts dagegen machen.«
Justin seufzte. »Dann tu mir wenigstens einen Gefallen: Bevor du dich entscheidest, dich ihm wieder auszuliefern, ruf dir in Erinnerung, was er dir angetan hat. Ich persönlich fand es so schlimm, dass er für mich nun absolut tabu ist. Klar, er hat einen Körper, der mich auch jetzt noch erregt, aber dazu gehört nun wirklich nicht viel, wie du weißt.« Er lächelte schief und Frank grinste zurück. Dann öffnete er die Tür und stieg vorsichtig aus. Justin konnte erkennen, dass er vor Schmerz die Zähne zusammenbiss, dennoch beugte sich Frank noch einmal zu ihm ins Auto.
»Ich werde dich als Mister-allzeit-bereit in Erinnerung behalten. Pass auf dich auf!«, sagte er.
»Du auch.«
Frank schloss die Autotür. Justin sah im Spiegel zu, wie er sein Fahrrad aus dem Kofferraum hob und dann knapp winkte, bevor er aufs Haus zuging. Justin gab Gas. Er wünschte, Frank hätte ihm nicht gestanden, immer noch an Giacomo zu hängen.
6. Kapitel
Giacomo im Sinn
Drei Tage waren seit dem Eklat mit Giacomo und seiner Clique vergangen. Justin hatte seitdem nicht mehr von ihm geträumt – weder nachts, noch in seinen
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