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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
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weil nach der Belagerung durch Filmteams und Reporter sie nichts mehr überraschen konnte.
    In der folgenden Woche erzählte mir Reefs Lehrer, Reef habe sich vor die Klasse gestellt und sehr eloquent berichtet, wie es ist, seine Mummy zu verlieren. Ich war zutiefst gerührt, als ich erfuhr, dass er den anderen Kindern erzählt hatte, er vermisse sie sehr, sei aber glücklich, weil er einen tollen Daddy und Bruder habe und sie alle zusammenhielten, wenn sie traurig waren. Reef hatte sich freiwillig gemeldet, weil auch ein anderer kleiner Junge in seiner Klasse seine Mummy wegen Krebs verloren hatte, was ein unglaublicher, trauriger Zufall war.
    »Reefs Reife hat mich sehr beeindruckt«, berichtete der Lehrer, »aber ich muss zugeben, dass ich bei seiner Schilderung ein paar Tränen verdrücken musste.«
    Ich war begeistert, dass Reef so selbstbewusst war, sich vor die ganze Klasse zu stellen, ganz zu schweigen davon, dass er ausgerechnet über seinen Verlust gesprochen hatte. Sein Selbstvertrauen wuchs täglich, und das war ein großer Fortschritt.
    Es gab noch eine weitere gute Nachricht aus der Schule. Ich war zum Vorsitzenden des Schulbeirats gewählt worden, was es mir erlaubte, einen größeren Beitrag für die Erziehung der Jungs zu leisten. Natürlich bedeutete es auch in zeitlicher Hinsicht ein größeres Engagement, aber was könnte wertvoller sein? Ich war gebeten worden, die Schulpolitik mitzugestalten, und würde Beisitzer bei den Gesprächen für Neueinstellungen sein, aber natürlich durfte ich mich auch bei all den Dingen einbringen, die richtig Spaß machten, wie Benefizveranstaltungen, Abenteuerausflügen und Partys.
    Da ich nur Teilzeit arbeitete, konnte ich mir das erlauben. Ich weiß, dass es in der Elternschaft der Schule nicht einen Vater gab, der mit mir getauscht hätte, aber das gehört zu den unleugbar positiven Dingen, die der tragische Verlust von Kate mit sich gebracht hat. Darüber hinaus übertreffe ich damit ihre Erwartungen. Als sie schrieb »Biete der All-Saints-Schule deine Hilfe an und sieh zu, dass Reef zusätzliche Unterstützung bekommt«, hatte sie bestimmt was weniger Ehrgeiziges im Sinn gehabt.
    »Du warst ein großartiger Weihnachtsmann.« Kate hatte mich angelächelt, als sie diesen Eintrag in ihrer Liste machte. »Du solltest in dieser Richtung mehr für die Schule tun. Du kommst so gut mit Kindern zurecht.«
    Wenige Wochen vor Kates Tod, kurz vor den Weihnachtsferien und bevor wir über Weihnachten nach Lappland flogen, hatte ich mich als Santa verkleidet. Komischerweise war das Kostüm so gut, dass weder Reef noch Finn mich erkannten, als sie die Weihnachtsgrotte der Schule besuchten. Ich fand Gefallen an all dem »Ho-hoho« und zog Kate auf, indem ich ein paar der attraktiven Mummys ermunterte, sich als Santas Helferinnen zu verdingen und auf meinen Schoß zu setzen. Aber wie üblich ging das letzte Lachen an Kate, als wir den richtigen Santa in Lappland besuchten.
    »Ooh, der ist viel besser als der in der Schule!«, sagte Finn.
    »Das kommt daher, weil er echt ist, Dummie«, klärte Reef ihn auf.
    Kate zog ihren Schal über den Mund, damit sie ihr Kichern nicht sahen.
    »Du bist nur ein Fake zweiter Klasse«, flüsterte sie mir ins Ohr. »Aber ich liebe dich trotzdem.«
    Dieser Tag ist mir noch ganz lebhaft in Erinnerung, und ich werde jedes Mal daran erinnert, wenn mein Blick auf das Lappland-Erinnerungsfoto fällt, das bei den Jungs auf dem Regal steht. Es fällt mir schwer zu glauben, dass seither schon fast ein Jahr vergangen ist.
    Jetzt hatten wir November, und es wurde immer kälter. Eines Nachmittags musste ich zu einer Sitzung in der Schule, um mit dem Schulleiter über das Leistungsmanagement zu diskutieren. Es war ein strahlender, aber bitterkalter Tag, entsprechend fror ich wie ein Schneider, als ich über den Kirchhof lief. Die Aussicht, nach Ägypten und in die Sonne zu fahren, baute mich auf.
    Die Sitzung fand in einem fensterlosen Raum in einem umgebauten Dachboden hinter der Kirche statt, die mit der Schule verbunden war. Ich hörte jemanden sagen, es habe zu schneien begonnen, worunter ich mir allerdings nur ein paar Flocken vorstellte, deshalb dachte ich nicht weiter darüber nach. Die Sitzung zog sich über ein paar Stunden hin, und als ich endlich wieder ins Freie kam, traute ich meinen Augen kaum. Alles war weiß. Offenbar hatte es sofort nach meinem Betreten des Gebäudes zu schneien angefangen, denn der Schnee bedeckte alles wie ein dicker

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