Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter
Times! «
Ich lachte schallend. »Ich finde das großartig«, sagte ich ihm. »Ich freue mich wie ein Kind.«
Als die Kamera auf mich gerichtet war, fühlte ich mich zugegebenermaßen ein wenig wie das vom Scheinwerferlicht erfasste Kaninchen. Das alles war verrückt und etwas völlig Unerwartetes, aber zweifellos auch eine beglückende Erfahrung. Als ich einmal in Fahrt war, kostete ich die Gelegenheit aus, mein Loblied auf Kate zu singen und mich darüber auszulassen, was sie für eine tolle Frau und Mutter gewesen war und was für ein herrliches Leben wir gemeinsam geführt hatten.
Kates Liste war das Sahnehäubchen auf dem Kuchen, erklärte ich. Damit ging sie weit über das hinaus, was man von einer sterbenden Mutter an ihren letzten Tagen erwartete, aber genau das machte Kate aus. Ich hatte mich so sehr daran gewöhnt, mit Kates Liste zu leben, dass mich der Wirbel, den sie verursachte, überraschte, und damit hielt ich auch nicht hinter dem Berg.
Der BBC-Journalist sagte mir, dass wir tatsächlich in allen großen Tageszeitungen vertreten waren. Außer in The Times brachten der Telegraph, die Daily Mail, Mirror, Sun, Express und Guardian ausführliche Artikel. Jetzt wollte auch Radio Five ein Interview mit mir machen.
»Sind Sie denn glücklich darüber«, erkundigte sich die Reporterin vom South West News Service behutsam.
»Ja«, sagte ich. »Ich bin mir nicht sicher, ob Kate so viel Aufmerksamkeit für gut befunden hätte, aber ich finde, dass es sie auf ganz hervorragende Weise ehrt.«
Den ganzen Tag über klingelte unentwegt das Telefon, denn Freunde aus dem ganzen Land riefen an, um mir zu sagen, dass sie mich in einer Zeitung oder in den Nachrichten gesehen hatten. Sogar Journalisten aus Spanien und Japan wollten die Geschichte bringen.
Ich vereinbarte mit ITN und Sky einen Interviewtermin für den Nachmittag, wenn ich Reef und Finn von der Schule nach Hause gebracht hatte, und ich werde den Ausdruck in den Gesichtern der Jungs nie vergessen, als wir in unsere Sackgasse einbogen. Ums ganze Haus herum standen TV -Busse mit Satellitenschüsseln, überall wuselten Leute mit Klemmbrettern und Telefonen herum.
Nur gut, dass uns die Nachbarn so gut kannten, überlegte ich, denn davon abgesehen, dass kein gelbes Tatortband zu sehen war, hätte man denken können, hier wäre ein Gewaltverbrechen begangen worden.
»Dürfen wir in die Laster reinschauen?«, wollten Reef und Finn wissen, die sich problemlos in aller Eile selbst abschnallten und aus dem Wagen sprangen.
Die Journalisten und das Aufnahmeteam waren fantastisch und zeigten ihnen ihre ganze Ausrüstung, bevor wir in unserem Wohnzimmer mit den Interviews begannen. Ich hatte keine Bedenken, die Jungs filmen zu lassen. Es war eine außergewöhnliche Erfahrung für sie, und sie gingen ganz locker damit um.
»Nicht viele Jungs in eurem Alter haben die Gelegenheit, im Fernsehen zu Wort zu kommen«, sagte ich ihnen. »Macht das Beste draus!«
»Findet ihr es denn aufregend, die Fernsehkameras hier zu haben?«, fragte einer der Journalisten sie.
»Ja«, sagte Finn. »Daddy macht ständig so verrückte Sachen!«
Ich zuckte mit den Achseln und lächelte – das war Musik in meinen Ohren.
Das Medieninteresse hielt über das Wochenende hin an und ließ dann aber genauso schnell wieder nach, wie es begonnen hatte. Für mich war es ein kathartischer Prozess, über Kate zu sprechen, und ich glaube nicht, dass es den Jungs geschadet hat, darüber zu reden, wie lieb ihre Mummy war, und dabei auch ein wenig Spaß zu haben. Sie erzählten den Reportern, sie sei sehr lustig gewesen und habe immer mit ihnen gespielt und dass sie sie sehr vermissten. Kate wäre stolz auf sie gewesen, und sie sahen absolut süß aus.
Ein paar Tage später hörte ich zufällig, wie einer von Finns Klassenkameraden ihn fragte, warum er im Fernsehen gewesen sei. »Weil meine Mummy ganz was Besonderes war«, antwortete Finn, bevor er davonhüpfte.
Als wir an diesem Abend nach Hause kamen, hatte jemand zwei Päckchen Samen in unseren Briefkasten geworfen mit einer anonymen Notiz, dass diese für die Jungs bestimmt seien, um Klee und Sonnenblumen zur Erinnerung an Kate anzupflanzen. Am nächsten Tag und am übernächsten bekamen wir noch mehr davon, also sagte ich den Jungs, wir würden den Klee um Mummys Grab einsäen und die Sonnenblumen zu Hause ziehen, sobald das Wetter wieder wärmer war. Sie nickten und hinterfragten diese ungewöhnlichen Geschenke nicht weiter, vermutlich
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