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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
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schlagartig fiel mir ein, dass ich eine wichtige Bitte Kates nicht befolgt hatte: »Hilf ihnen immer, wenn sie dich darum bitten«, hatte sie gesagt.
    War ich zu hart zu den Jungs? Sollte ich sie anders anpacken? Hatte Kate recht damit gehabt, diesen Punkt auf die Liste zu setzen? Ich wollte darüber mit Ruth sprechen und sie heute Abend um ihre Meinung bitten, beschloss ich. Während wir in der Praxis waren, hatte ich ein paar Anrufe verpasst, und als ich nach Hause kam, blinkte zu meinem Erstaunen auch der Anrufbeantworter. Ich wählte meine Mailbox an und hatte zu meiner Freude die Reporterin vom South West News Service in der Leitung.
    »Ihre Geschichte ist auf großes Interesse der überregionalen Presse gestoßen«, sagte sie. »Gut möglich, dass Sie morgen in einigen Zeitungen stehen. Rufen Sie mich an.«
    Wie sich herausstellte, hatte fast jede überregionale Zeitung im Land vor, unsere Geschichte zu bringen, komplett mit den Familienfotos. Aufgeregt rief ich Ruth an, um ihr die Neuigkeiten zu unterbreiten.
    »Wow!«, sagte sie und fügte dann auf ihre unverblümte Art hinzu: »Ich bin mir allerdings nicht sicher, Singe, ob Kate das so gut gefunden hätte.«
    »Sie wäre völlig baff, das weiß ich«, sagte ich. »Aber ich weiß auch, dass sie nichts dagegen hätte, sonst würde ich es sein lassen. Übrigens, Ruth, kann ich dich kurz was fragen?«
    Ich schilderte ihr den Vorfall mit den Sitzgurten und fragte Ruth geradeheraus, ob sie fand, dass ich zu hart mit den Jungs umsprang.
    »Absolut nicht«, sagte sie, ohne zu zögern. »Sie wissen, dass du sie liebst und dich um sie kümmerst, aber du tust ihnen keinen Gefallen, wenn du sie verhätschelst.«
    »Ja, schon, aber ich kann dieses mütterliche Trösten nicht, wie Kate das gemacht hat …«
    »Das erwartet auch keiner von dir, Singe«, erwiderte Ruth. »Die Jungs machen dir alle Ehre. Wie oft schon haben Leute dich dazu beglückwünscht, dass sie so gut erzogen und für ihr Alter so selbstsicher sind? Das beruht alles auf eurer gemeinsamen Erziehungsarbeit und darauf, wie du diese dann ohne sie fortgesetzt hast. Kate würde nicht wollen, dass du dich änderst. Du bist ein großartiger Dad. Manchmal tust du deinen Kindern einen Gefallen damit, auch mal ›nein‹ zu sagen.«
    Ich war Ruth sehr dankbar. Sie würde es mir sofort und unumwunden sagen, wenn ich Fehler machte, und mir niemals nach dem Mund reden. Ich erinnere mich gut, wie sie mich einmal zur Rede gestellt hatte, als Kate krank war und es mir schwerfiel, mich mit den Verwandten auseinanderzusetzen. Ich verlor bei einigen von ihnen die Geduld, weil ich unter Schlafdefizit litt, aber obwohl ich eine so schwere Zeit durchmachte, zeigte Ruth keine Nachsicht mit mir. »Du bist nicht mehr du selbst«, erklärte sie mir. »Beruhige dich, denn du machst alles nur noch schlimmer.« Im Nachhinein wurde mir klar, dass sie recht gehabt hatte, wie immer.
    »Danke, Ruth, du bist ein großartiger Kumpel«, sagte ich ihr. »Ich ruf dich morgen wieder an.«
    Sobald ich den Hörer auflegte, läutete es wieder. Es war die Nachrichtenagentur, die sich erkundigte, ob ich am nächsten Tag bei Sky News, der BBC und ITN erscheinen wollte, um über Kates Liste zu sprechen.
    »Natürlich«, antwortete ich eifrig. »Ich hatte zwar nicht damit gerechnet, dass ich auch Filmmaterial für die Andenkentruhe bekomme, aber nur zu!«
    Der 1. Oktober entwickelte sich zu einem höchst surrealen Tag. Ich hatte mich damit einverstanden erklärt, dass die lokalen BBC -Nachrichten die Jungs auf ihrem Weg zur Schule filmten, aber als ich mir während unserer normalen Morgenroutine der ganzen Tragweite bewusst wurde, fragte ich mich dann doch, worauf wir uns eingelassen hatten.
    »Warum filmen uns die Leute vom Fernsehen?«, wunderte sich Reef.
    »Weil sie eine Geschichte über die Liste drehen wollen, die Mummy für uns hinterlassen hat.«
    »Wieso?«
    »Nun, weil es für eine Mummy sehr ungewöhnlich ist, so etwas zu tun.«
    »Warum hat Mummy es getan?«
    »Weil sie ganz was Besonderes war.«
    »Okay, gut. Können wir jetzt gehen?«
    Finn war völlig aus dem Häuschen und genoss seine fünfzehn Minuten Ruhm, als die Filmcrew den beiden Jungs auf dem kleinen Weg folgte, der zur Schule führte. Bevor ich interviewt werden sollte, läutete mein Handy. Es war – für diese Uhrzeit ganz ungewöhnlich – mein alter Freund Nathan.
    »Ich sitze im Zug, Singe«, sagte er. »Und ich wäre fast vom Sitz gefallen. Du bist ganz groß in der

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