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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
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der Beisetzung und ließ Kate das auch wissen. Da ich mich so sehr an sie dort oben auf dem Schrank gewöhnt hatte, fand ich den Gedanken, sie mehrere Kilometer von zu Hause entfernt in einem Loch zu vergraben, unendlich aufwühlend.
    »Wir werden dich oft besuchen kommen«, sagte ich. »Du wirst nicht allein sein.«
    An diesem Abend las ich den Jungs einen ganzen Haufen Gutenachtgeschichten vor, weil ich wusste, dass es Kates letzte Chance war, sie zu hören.
    »Können wir noch eine bekommen?«, fragte Reef, nachdem wir schon mindestens ein halbes Dutzend Bücher durchhatten.
    »Also gut!«, sagte ich und erntete dafür entzückten Jubel von beiden Jungs. »Aber danach wird das Licht ausgemacht. Wir haben morgen wieder einen großen Tag für Mummy vor uns.«
    »Verpassen wir wieder die Schule?«, fragte Reef.
    »Ja, das tut ihr.«
    »Hurraaah!«, rief Finn.
    Wie gern hätte ich einen kleinen Teil dieser Unschuld konserviert und selbst eine Prise davon genommen. Mir wurde übel bei dem Gedanken daran, Kate morgen zu ihrem letzten Ruheplatz zu befördern, und ich fragte mich, wie viel ich davon noch ertragen konnte. Die Trauer hatte mich ausgelaugt, und ich wollte, dass der Verlustschmerz um Kate nachließ, doch gleichzeitig wollte ich sie auch nicht gehen lassen. Ich wollte ihr auch weiterhin zeigen, wie sehr ich sie vermisste, und ihrem Andenken in jeder Hinsicht gerecht werden.
    Ich schlief schlecht. Kates Parfüm, das ich auf mein Kissen gesprüht hatte, verfehlte seine Wirkung. Wie ein kleiner Junge klammerte ich mich daran, verloren und allein. Die Erinnerung an glückliche Zeiten machte den Verlust nur noch schmerzhafter. Als ich daran dachte, dass sie mir entglitt und im Boden begraben wurde, drehte ich völlig durch, und mit dem Wunsch, sie zurückzuholen, löste ich die grausamste Form der Selbstqual aus, weil ich ja wusste, dass es unmöglich war. Doch der Versuch, nicht an sie zu denken, führte mich nur in eine andere Hölle, eine, die ich genauso wenig mochte.
    Der nächste Morgen kam mir vor wie ein schlimmer Murmeltiertag. Als ich meine Augen aufschlug, hatte ich denselben Gedanken wie jeden Morgen. Ich erinnerte mich daran, dass Kate tot war, und richtete meinen Blick dann auf ihre Bettseite, nur um Gewissheit zu haben. Deren Leere bestätigte mir, was ich fühlte. Ich hatte sie verloren. Es war nicht einfach ein Alptraum, denn ich war hellwach, und zum wiederholten Male drang der Verlust in mein Bewusstsein.
    Als die Jungs und ich uns an diesem Tag für Teil zwei von Kates Beerdigung fertigmachten, bekam ich gleich die doppelte Dosis Murmeltiertag. Ich fürchtete mich davor. Dies war tatsächlich das Ende. Niemals mehr würde ich Kate berühren, und die letzten Fragmente ihres Körpers würden unser Haus zum allerletzten Mal verlassen.
    Die Jungs waren beim Frühstück still und nachdenklich. Sie erinnerten sich noch gut an den Ablauf nach Kates Einäscherung, der allein schon aufwühlend war.
    »Reef, kümmere dich heute bitte um deinen Bruder«, instruierte ich meinen Erstgeborenen.
    »Wir kommen schon klar«, sagte er.
    »Werden wir danach noch zur Schule gehen?«, erkundigte sich Finn.
    Ich glaube, ihm war gerade klar geworden, dass ein schulfreier Tag nicht notwendigerweise eine Belohnung war.
    »Nein, heute nicht. Wir werden uns heute noch mal von Mummy verabschieden.«
    »Oh, na gut.« Traurig zuckte er mit den Schultern.
    Als es dann auf dem Friedhof der St-Andrews-Kirche in Clevedon endlich so weit war, gestaltete sich alles halb so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Das Grab von Kates Großeltern liegt auf einem Felsen, von dem aus man den Bristol Channel sieht. Hinter der Umfriedungshecke der Kirche führt ein Pfad rund um den Felsen, es ist der unglaublich schöne Poet’s Walk, berühmt dafür, große Dichter wie Tennyson, Thackeray und Coleridge inspiriert zu haben. Ich hätte mir keinen perfekteren Ort wünschen können.
    Wir setzten Kate auf ihren Großeltern bei, so nah an der Friedhofsgrenze wie möglich. Reef deutete auf eine Lücke in der Hecke, durch die man den Kanal sehen konnte. »Mummy kann ein Auge auf uns haben, wenn wir im Boot sind«, sagte er.
    Als Kates kleiner Korb in der Erde lag, wurde er mit ihrem Grabstein zugedeckt. Es dauerte eine Weile, bis es so weit war, weil das Loch zunächst nicht groß genug für den Korb war und erst noch Erde ausgehoben werden musste. Typisch Kate, sagte ich mir, sorgt noch am Ende für ein kleines Drama und zeigt der Welt, dass sie

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