Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
Vom Netzwerk:
gewesen, die leuchtenden Augen der Jungs zu sehen, so wie in Lappland. Ihr hatten wir es zu verdanken, und ich war so dankbar, dass ich hätte weinen können. Ich würde alles daransetzen, dass die Jungs viele Stunden Spaß auf diesem Boot hatten, und ich würde jedes Jahr an Kates Geburtstag an dieses fantastische Geschenk denken.
    Am folgenden Wochenende fuhren wir mit der 4 Saints um die Hafenanlagen von Bristol. Die Jungs waren komplett aus dem Häuschen und wollten unbedingt, dass Coral uns auf unserer Jungfernfahrt begleitete. Also steckte ich sie in eine hundegroße Schwimmweste, dann machten wir uns zu viert auf den Weg. Es war ein unglaublich emotionaler Augenblick, als wir aufs Wasser gingen, als würde ich zu einer neuen Reise aufbrechen, einem neuen Leben ohne Kate.
    »Können wir nicht schneller fahren?«, quengelte Finn.
    »Schneller, schneller!«, forderte Reef.
    »Wisst ihr denn nicht mehr, dass ich euch gesagt habe, wir müssen das Boot erst einfahren? Wir müssen die ersten zwanzig Stunden langsam fahren, ehe wir richtig Gas geben können, sonst nimmt der Motor Schaden.«
    Beide waren sauer und verärgert und fingen an zu jammern: »Das ist ja langweilig!« Ich verdrehte die Augen, weil es einer dieser Momente war, wo ich wie so oft gern einen wissenden Blick mit Kate gewechselt hätte. Stattdessen schaute ich einfach hoch in den Himmel. Sie hätte über dieses Gejammer der Jungs einfach nur lauthals gelacht.

KAPITEL 5
»Mummy hat gern Krabben gefangen«
    »Es ist dein letzter Tag auf dem Schrank«, sagte ich zu Kate. »Die Jungs sind mit Nanny und Großpapa unterwegs, und ich möchte dir gern erzählen, was ich geplant habe«, flüsterte ich, obwohl ich allein im Haus war. »Ich habe deine Urnenbeisetzung für den 31. März vereinbart, unseren Hochzeitstag. Ich dachte, dass ich auf diese Weise immer glückliche und traurige Erinnerungen gleichermaßen mit diesem Datum verbinde, und wenn ich die Jungs nächstes Jahr zu diesem Termin taufen lasse, werden die guten Erinnerungen sogar überwiegen.«
    Ich versuchte, zu ihr hinaufzulächeln, aber meine Lippen waren steif. Mir war klar, dass sich, sobald ich sie bewegte, die Schleusen öffnen und einen Sturzbach von Tränen freilassen würden. Ich setzte mich auf Reefs Bett und versuchte meine Fassung wiederzuerlangen. Auf seinem Bettregal neben mir stand ein Foto von Kate und den Jungs und dem Weihnachtsmann in Lappland. Es war erst vor drei Monaten aufgenommen worden. Kates Wangen waren rosig, und sie lächelte stolz, die Arme schützend um die Jungs in ihren blauen Anoraks gelegt. Sie sah so glücklich aus, so wohlauf.
    Ich hatte bereits ein paar besondere Fotos und Souvenirs und von den Jungs gemalte Bilder zu ihr in den Korb gelegt. Ich war mir nicht sicher gewesen, ob sie sie zur Trauerfeier in ihrem Sarg oder in diesem Korb mit ihrer Asche haben wollte, vermutlich aber in beidem. Was Verbrennungen und Urnenbeisetzungen betraf, war ich ein unbeschriebenes Blatt, aber Kates Tod hatte mir einen Crashkurs verpasst, und ich lernte, während ich mich mühsam vorantastete.
    »Ich habe einen Grabstein für dich entworfen«, stotterte ich.
    Ich habe ihre Worte noch deutlich in Erinnerung. »Mach was Besonderes daraus, Singe. Du wirst schon wissen, was zu tun ist.«
    »Ich habe ihn so persönlich gestaltet, wie du es wolltest, Kate …«
    Das laute Aussprechen ihres Namens erschütterte mich, und augenblicklich liefen die Tränen und ließen große feuchte Flecken auf Reefs blaugestreifter Decke zurück.
    Mein Dad ist Steinmetz und hatte sich um das Behauen von Kates Grabstein gekümmert. Ich hatte ein Stück schwarzen Granit ausgesucht und das von mir gewünschte Design skizziert: einen Strauß Blumen mit vierblättrigen Kleeblättern, einem großen Gänseblümchen, zwei kleinen Gänseblümchen als Knospe und einem verwelkten Gänseblümchen. Ich unterzeichnete mit: Von Singe und den »Unendlichkeitselfen« und fügte noch »bis ans Ende der Welt« hinzu.
    Mit tränenerstickter Stimme beschrieb ich Kate den Stein und erklärte ihr, sie werde wie besprochen in ihrem Korb neben dem Grab ihrer Großeltern bestattet werden. Nach der riesigen Trauerfeier wollte ich die Urnenbeisetzung bewusst klein halten, eine Privatangelegenheit, bei der nur ich und die Jungs und Kates Eltern anwesend sein würden. Noel, der Pfarrer der Kirche, die zur Schule der Jungs gehörte, würde Kates Wunsch gemäß die Zeremonie durchführen.
    Ich hatte Angst vor der Endgültigkeit

Weitere Kostenlose Bücher