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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
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fingen zu weinen an. Wir mussten die Pannenhilfe rufen, und als das Pannenfahrzeug endlich eintraf, kam bestimmt mehr Qualm aus meinen Ohren als aus der Kühlerhaube des Wagens.
    »Du hast einfach keine Lust, Zeit mit meiner Familie zu verbringen«, wütete Kate anklagend. »Du warst von Anfang an gegen diese Reise eingestellt!«
    »Ich wünschte, ich hätte gar nicht erst zugesagt«, konterte ich. »Aber nein, ich mache mit, und was hab ich davon – Ohrenschmerzen und Genörgel. Ich weiß nicht, warum ich mich auf so was einlasse.«
    Wir setzten unseren Streit auf dem ganzen Weg fort und waren noch immer wütend aufeinander, als wir am Campingplatz eintrafen. Es blieb keinem verborgen, in welch übler Verfassung wir waren. Kate war das peinlich vor ihrer Familie, aber ich war nicht in der Stimmung, mich um Frieden zu bemühen, und so blieb die Atmosphäre angespannt und feindselig.
    »Auf gar keinen Fall werde ich nach einem solchen Tag im Wohnwagen schlafen«, schrie ich, sobald der Wagen ausgepackt war.
    »Gut!«, erwiderte Kate.
    »Mir reicht es, ich fahre nach Hause!«
    »Ich hab’s doch gesagt!«, giftete Kate. »Du willst einfach keine Zeit mit meiner Familie verbringen!«
    »Ich hasse Wohnwagenurlaub, Kate, nicht deine Familie! Gib mir eine Auszeit!«
    Ich war gerade mal zwanzig Minuten da, und schon trat ich allein und mit einer Mordswut im Bauch die zweistündige Heimfahrt an. Kate rief mich dann später am Abend an, als wir uns beide wieder beruhigt hatten.
    »Du hast vermutlich das Richtige getan«, erklärte sie großzügig. »Ich denke, wenn es um Wohnwagenurlaube geht, müssen wir uns eingestehen, dass wir nicht einer Meinung sind.«
    »Tut mir leid, Kate. Ich vermisse dich. Gib den Jungs einen Kuss von mir. Bis ans Ende der Welt.«
    »Bis ans Ende der Welt.«
    Wir gingen nie im Streit zu Bett . »Lass bei einem Streit nie mehr als eine Woche verstreichen, bis ihr euch wieder aussöhnt – das Leben ist zu kurz.«
    Als Kate das auf ihre Liste setzte, versprach ich, immer an diesen Anruf zu denken und den Jungs beizubringen, sich so schnell wie möglich wieder zu vertragen.
    Jetzt packte ich den Wagen nur für mich und die Jungs. Am nächsten Morgen kam ein aufgeregter Finn in aller Herrgottsfrühe mit Sonnenbrille und einer Kappe in die Küche gerannt, den von Büchern und Spielsachen ausgebeulten Rucksack bereits umgeschnallt.
    »Können wir jetzt fahren, Daddy? Können wir?«, fragte er aufgeregt.
    »Ja, wir können fahren, sobald du dein Frühstück aufgegessen hast«, sagte ich und zauste ihm das Haar.
    Dann tauchte Reef frisch wie der junge Frühling auf.
    »Ich kann es gar nicht erwarten, Nanny zu sehen«, sagte er.
    »Das freut mich.«
    »Sie hat ein neues Spiel für meinen Nintendo, weil ich mich habe scannen lassen.«
    Seine Worte versetzten mir einen Stich. Es war völlig normal für Reef, dass er über Scans sprach. Er wusste mehr, als ein Kind seines Alters über Krankenhäuser und Krebs wissen sollte, und ich schwor mir in diesem Moment, alles daranzusetzen, dass sein Urlaub so fröhlich wie möglich wurde.
    »Na dann los, ihr fröhlichen Camper!«, sagte ich, und wenig später kletterten wir drei federnden Schrittes in den Freelander.
    Ungeachtet unseres Streits blieb Kate eine Anhängerin der Wohnwagenurlaube mit der Familie, und deshalb stand »Unternehmt Wohnwagenurlaube mit den Cousins oder lass die Jungs für lange Wochenenden mitfahren« ganz oben auf ihrer Liste. Fürsorglich hatte sie für mich eine Klausel eingefügt, die es mir erlaubte, mich davor zu drücken. Sie wusste, dass ihre Eltern die Jungs immer mitnehmen würden, wenn ich keine Lust dazu hatte. Doch dafür war es noch viel zu kurz nach ihrem Tod, wie ich fand. Ich wollte so viel wie möglich mit Reef und Finn zusammen sein, selbst wenn dies bedeutete, dass ich in einer Kiste auf einem Feld schlafen musste.
    Das Auto war von unten bis oben vollgepackt mit Drachen, Schnorchelausrüstung, Eimern und Spaten, und wir spielten laute Musik und erzählten uns auf dem ganzen Weg nach Ruda alberne Witze.
    »Wie nennt man einen Mann mit einem Spaten im Kopf?«, fragte ich.
    »Weiß nicht. Sag’s uns, Daddy!«, rief Finn.
    »Doug!«, sagte ich.
    »Da-dddy, das ist so albern!«, gluckste Reef. »Erzähl uns noch einen!«
    Als wir den Campingplatz erreichten, schien die Sonne, und der Ferienpark wirkte ruhiger, als ich ihn in Erinnerung hatte. Bald schon wurde mir auch klar, warum: Wegen der Aschewolke, die nach dem

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