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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
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und Klickgeräusche, weshalb ich Reef Kopfhörer aufsetzte, damit er stattdessen Musik hören konnte. Ich fand auch eine Position, die es mir erlaubte, seine Hand zu halten, und ihm, mich zu sehen, während das Gerät seine Arbeit tat. Er musste mehr als zwanzig Minuten lang stillhalten, was verdammt viel verlangt war, aber er schaffte es.
    »Gut gemacht, Reef, du warst ganz toll«, lobte ich ihn hinterher.
    »Krieg ich nun das ferngesteuerte Auto, das mit den Lasern?«
    »Ja, das kriegst du«, gab ich nach.
    »Dann braucht Finn aber auch eins, damit wir gegeneinander kämpfen können. Wenn ich drei seiner Lichter kaputtmache, ist er DRAUSSEN !«, erklärte er mir und zitierte damit ganz klar etwas, was er in einer Werbung aufgeschnappt hatte.
    Nach der Kernspinuntersuchung musste Reef sich noch wie üblich Blut abnehmen und wiegen und dann von Ärzten und Schwestern abtasten und untersuchen lassen.
    »Alles sieht so aus, wie es sein soll«, sagte schließlich einer der Ärzte. »Die Ergebnisse der Kernspinuntersuchung sollten wir in drei oder vier Tagen erfahren.«
    Das Warten war eine Qual, trotz der Zuversicht des Arztes, ich konnte mich auf nichts anderes konzentrieren. Am folgenden Abend saß ich allein auf dem Sofa und beobachtete die Jungs bei ihrem Kampf mit den Laserautos. Sie gingen völlig darin auf, was ich auch sehr angemessen fand, denn immerhin hatten mich die von Reef, diesem Frechdachs, ausgesuchten Autos um siebzig Pfund ärmer gemacht, wesentlich mehr, als von mir veranschlagt.
    Ich dachte zurück an die Zeit, als Reef noch ein Baby gewesen war und Kate mit ihm genau an derselben Stelle dieses Sofas gesessen und sich Sorgen wegen seiner erhöhten Temperatur gemacht hatte.
    »Das ist nicht normal, Singe. Er hat jetzt 39 Grad Fieber.«
    Reef war neun Monate alt und hatte kurz zuvor seine Masern-Mumps-Röteln-Impfung bekommen, die, wie man uns gewarnt hatte, Fieber und Unruhe auslösen konnte. Bis zu diesem Zeitpunkt war er ein lebhafter Zappelphilipp gewesen, der bereits laufen konnte, was unglaublich früh war. Jetzt jedoch war er geisterhaft blass und am Abend schlapp und so heiß, dass man die Hitze durch seinen Strampler spürte. Anfangs gaben wir ihm Calpol, und als das nicht anschlug, gingen wir mit ihm immer wieder zum Arzt. Endlich, als Reef keine Besserung zeigte und aus Tagen Wochen geworden waren, meinte man, es könne sich um eine reaktive Arthritis handeln, eine mögliche Nebenwirkung der Impfung. Man erklärte uns, dass Impfungen vorübergehend Schmerzen und Gelenkschwellungen zur Folge haben können, von denen man jedoch hoffte, dass sie ohne Behandlung wieder verschwanden. Kate war entsetzt – wir beide waren entsetzt.
    »Dann können wir jetzt nur abwarten?«, fragte Kate und konnte nicht begreifen, dass eine Routine-Immunisierung bei ihrem Baby derart verheerende Folgen hatte. »Das ist ein Alptraum, Singe.«
    Ich habe Kates Worte noch klar und deutlich in Erinnerung, weil wir tatsächlich in einen Alptraum geraten waren, auch wenn wir zum damaligen Zeitpunkt noch überhaupt keine Ahnung hatten, wie schrecklich dieser Alptraum sein würde. Und nun, nach fünf Jahren, sorgte ich mich noch immer und wartete, aber diesmal ganz allein. Das war unglaublich schwer, trotz der Tatsache, dass es Reef so gut ging und der schlimmste Alptraum vorbei war.
    Als im Wohnzimmer das Telefon läutete, schreckte ich hoch.
    »Wie lief’s im Krankenhaus?«, erkundigte sich Ruth.
    »Noch nichts Neues, wir kriegen die Befunde am Donnerstag.«
    »Was? Ihr müsst noch zwei Tage auf die Ergebnisse warten?«
    »Ja leider, du weißt ja, wie das ist.«
    »Wie hat Reef sich angestellt?«
    »Ganz toll! Wir mussten ihn nicht betäuben.«
    »Das ist fantastisch, Singe, das hast du gut gemacht! Gib mir Bescheid, sobald du was erfährst.«
    Ich versprach es und war sehr dankbar für Ruth’ Anruf. Sie lenkte meinen Blick darauf, was für ein Fortschritt es war, dass ich Reef nicht nur ohne seine Mum, sondern auch ohne Narkose durch die Kernspinuntersuchung bekommen hatte. Er war großartig gewesen, und tief in meinem Herzen hatte ich ein gutes Gefühl hinsichtlich der Ergebnisse. Doch ich musste noch zweimal schlafen, wie Finn sagen würde, bevor ich Gewissheit hatte, und diese Nächte waren alles andere als friedlich.
    Ich fühlte mich völlig ausgelaugt, als ich am Donnerstag schließlich die Klinik betrat, doch als der Arzt mir die Neuigkeiten unterbreitete, traute ich meinen Ohren kaum.
    »Die Untersuchung war

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