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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
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Familie ein wenig ausgeschlossen. Wenn die anderen gelegentlich eine alte Geschichte von Kate zum Besten gaben, konnte ich darauf einsteigen, aber sie wussten nichts von meiner Hälfte des Lebens mit Kate und all den wunderbaren gemeinsamen Erinnerungen. Die kannten nur Kate und ich, und jetzt hatte ich niemanden mehr, mit dem ich sie teilen konnte.
    »Komm zurück, Kate, dir ist alles verziehen«, sagte jemand eines Tages zum Scherz, als ich aus Versehen Sonnencreme auf Reefs T-Shirt spritzte. Die Worte waren als unbekümmerte Hommage an Kates mütterliche Fähigkeiten gedacht gewesen, aber ich fand sie schockierend. Natürlich war mir klar, dass solche Bemerkungen nur ein Weg waren, das Gedenken an Kate hochzuhalten oder sich auf sie zu beziehen, ohne eigentlich über sie zu reden. Das verstand ich schon, aber es gefiel mir nicht.
    Viel lieber hätte ich ein vertrauliches Gespräch geführt und Erinnerungen an Kate ausgetauscht, als stumpfsinnige Anspielungen auf ihre hervorragenden Fähigkeiten als Mutter zu hören.
    Doch ich biss mir auf die Zunge und akzeptierte ziemlich widerwillig, dass ich mich den anderen Leuten anpassen musste, die alle Kate auf ihre ganz verschiedene Art und Weise geliebt hatten und vermissten. Wir besuchten einen Dinosaurier-Park, wo wir praktisch nur auf Kates Spuren wandelten. Es war, als würden die Jungs den ganzen Tag, während wir uns von Attraktion zu Attraktion bewegten, nur sagen: »Mummy tat dies« und »Mummy tat das«, und das zehrte an mir.
    Vor meinem geistigen Auge sah ich Kate, wie sie ihnen alles über die Fleischfresser und die Pflanzenfresser erklärte, sie herbeirief, damit sie sich die Dinosauriereier und die Fossilien anschauten, und sich vor Lachen nicht mehr einkriegte, wenn das gewaltige Velociraptor-Modell seinen Kopf schüttelte und so wütend brüllte, dass es den Besuchern einen gehörigen Schrecken einjagte.
    Irgendwann musste Reef so verzweifelt aufs Klo, dass er hinter einem Busch verschwand. Ulkigerweise wartete er, bis der T-Rex in die andere Richtung schaute, und flüsterte dann verschwörerisch: »Hoffentlich dreht er sich jetzt nicht um, oder wir bekommen alle GROSSEN Ärger!« Das war so lustig, dass ich entspannt loslachte. Dabei musste ich an eine ähnliche Situation in der Zeit von Reefs Behandlung denken, als er Kate während eines Wohnmobilurlaubs in Wales zum Lachen gebracht hatte, indem er auf Zehenspitzen in den Wald schlich und eine Ewigkeit brauchte, bis er den richtigen Busch gefunden hatte, wo keiner ihn sehen konnte.
    Da wurde mir klar, dass Kates Reaktion auf die Jungs ganz wesentlich zum Spaß auf den Familienausflügen beigetragen hatte. An Tagen wie diesem gingen wir normalerweise Hand in Hand direkt hinter den Jungs, damit wir ein Auge auf sie haben und ihre Reaktionen beobachten konnten. Jetzt fühlte ich mich einsam und lächelte in mich hinein.
    Der Tisch, an dem wir uns im Restaurant setzten, war genau der Tisch, an dem Kate mit ihnen im letzten April gesessen hatte, ziemlich genau vor einem Jahr.
    »Mummy hat einen RIESIGEN Erdbeereisbecher gegessen«, erinnerte sich Reef beim Blick auf die Speisekarte.
    »Mummy hat einen Schmetterling gefangen«, sagte Finn später. »Kannst du auch einen fangen, Daddy?«
    »Nein«, sagte ich instinktiv. »Mummy war eine großartige Schmetterlingsfängerin, viel besser als ich. Ich kann nicht alles so gut wie Mummy, wisst ihr.«
    Es folgte ein etwas unangenehmes Schweigen, und beide Jungs erforschten mein Gesicht.
    »Das ist schon okay, Daddy«, sagte Reef schließlich. »Du bist trotzdem cool, weißt du.«
    »Dann schlagt ein«, sagte ich und hob grinsend meine Hände. Beide Jungs klatschten mich ab, dann stiegen wir ins Auto.
    Erleichtert trat ich die Rückreise an. Ich hatte nicht nur den Urlaub überlebt, sondern auch daraus gelernt. Ich brauchte kein Klon von Kate zu sein, um die Jungs glücklich zu machen. Es wäre im Gegenteil sogar falsch, Kate kopieren zu wollen. Sie war ihre Mama und nur sehr schwer zu imitieren. Es war gut und richtig, ihr Andenken lebendig zu halten, aber genauso richtig war es, den Jungs zu zeigen, dass die Dinge jetzt anders waren.

KAPITEL 6
»Mummy mochte Spaziergänge am Strand und
in den Mendip Hills, das Erforschen von Felsentümpeln und Waldspaziergänge und freute sich über jedes Geschöpf, das Sie fand«
    »Wie lange dauert es noch, bis die große Schule für mich anfängt, Daddy?«, fragte Finn eines Morgens.
    Er besuchte noch immer den netten kleinen

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