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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
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ich bin schwanger.«
    »Hör auf!«, erwiderte ich verblüfft. »Erzähl keinen Blödsinn!«
    Sie hatte erst die Hälfte des Tauchlehrgangs hinter sich, und mit dieser Neuigkeit hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet. Ich glaube, ich hatte mich dazu konditioniert zu glauben, das Baby käme wie bestellt nach dem Blue Hole und bevor wir uns mit einer künstlichen Befruchtung befassten.
    Doch Kates Instinkt täuschte sie natürlich nicht. Sie war tatsächlich schwanger, und als dies nach unserer Heimkehr durch den Test bestätigt wurde, weinten wir beide ganze Eimer voll.
    »Weinst du, weil wir das Blue Hole nicht machen können oder weil du Vater wirst?«, fragte Kate mich scherzhaft.
    »Das Blue Hole wird auch noch da sein, wenn das Baby alt genug ist, um uns zu begleiten«, sagte ich. »Sagtest du nicht, dass Kinder unseren Lebensstil nicht verändern würden. Beantwortet das deine Frage?«
    »Ja, wir werden alle gemeinsam dort hinfahren«, strahlte sie. »Du, ich und unsere Kinder.«
    »Nun mal langsam, wie viele bekommen wir denn?«
    »Ich hätte gern drei«, sagte sie.
    »Drei?!«, stammelte ich.
    »Ja, drei«, sagte sie, verdrehte ihre Augen und drückte mir einen Kuss auf den Mund, der mein Herz zum Schmelzen brachte. »Du weißt doch, dass ich immer drei haben wollte!«
    »Lass uns erst mal das erste bekommen, dann sehen wir weiter.«
    Wir entschieden uns für den Namen Coral, wenn es ein Mädchen wurde, und für Reef, wenn es ein Junge wurde, abgeleitet von Teneriffa wie auch von den Korallenriffen, die wir so gern erforschten.
    Ein paar Monate später bannte ich eine von Kates Ultraschalluntersuchungen im Krankenhaus auf Video, obwohl das nicht erlaubt ist, und darauf war zweifelsfrei zu erkennen, dass ein kleiner Junge unterwegs war.
    »Hallo, Reef«, winkte Kate ekstatisch dem Ultraschallbild zu.
    Die Aufregung, die unglaubliche Freude darüber, dass in Kate unser Baby heranwuchs und wir seine Umrisse auf dem Bildschirm sehen konnten, sind unvergesslich. Durch sie bekam ich den größten Adrenalinschub meines Lebens, und das will was heißen.
    Und jetzt brachte ich Reef ohne seine Mummy zu seiner Kernspinuntersuchung. Unser winziges kleines Wunder war allen Widrigkeiten zum Trotz zu einem lebhaften Fünfjährigen herangewachsen.
    Reef schaltete die Musik im Auto wieder an, während ich unsere Fahrt zum Krankenhaus fortsetzte, und zu meiner Überraschung wählte er »Brighter Side« von OPM . Ich hatte ganz vergessen, dass sich dieser Song auf meinem iPod befand, aber Reef fand ihn, als wir uns an diesem Tag Bristol näherten.
    »Hör dir das an«, sagte er. »Das erinnert mich an Mummy.«
    Er drehte die Lautstärke voll auf, und die Worte trafen mich wie eine Lawine. Ich biss mir auf die Lippen, um nicht loszuheulen, aber es nützte nichts. Ich hatte diesen Song unzählige Male gehört, aber nun klang jede Zeile so, als wäre sie für Kate geschrieben. Ich stellte mir sie so vor, wie es im Lied hieß, als schöne Seele an einem strahlenderen Ort, jedoch immer noch ein Teil von uns, wie der Mond immer auch ein Teil des Meeres ist. Und wie es im Text hieß, war jeder Augenblick, den sie gelebt hatte, ein Segen für uns. Jetzt, da sie weggeflogen war, mussten wir ohne sie weitermachen, aber alles würde gut werden.
    »Erinnert dich das auch an Mummy?«, fragte Reef unschuldig, als er meinen Blick im Rückspiegel einfing.
    »Ja, Reef«, sagte ich mit gebrochener Stimme, unfähig, meine Gefühle zu verbergen. »Tut mir leid, Reef, damit hast du bei mir ins Schwarze getroffen«, ergänzte ich schniefend und trocknete mir die Augen. »Das erinnert mich wirklich an Mummy.«
    »Ist alles in Ordnung mit dir, Daddy?«
    »Ja, Reef. Und mit dir?«
    »Everything’s gonna be alright«, zitierte er lächelnd den Songtext und nickte dazu.
    Kates Mum wartete im Krankenhaus auf uns.
    »Ich dachte, du freust dich vielleicht über ein wenig Hilfe«, meinte Christine freundlich.
    »Ich bin immer froh über Hilfe, wenn es um den kleinen Miky Tyson hier geht«, scherzte ich und spielte auf das eine Mal an, als Reef so sauer auf den Anästhesisten war, dass er diesem einen Kinnhaken verpasste.
    Inzwischen war Reef fünf, und ich hoffte, er würde es schaffen, sich kampflos und bei Bewusstsein unter den Scanner zu legen. Zu meiner Erleichterung willigte er ein, es zu versuchen.
    »Bekomme ich dann hinterher was geschenkt?«, fragte er keck.
    »Ja«, antworteten Christine und ich unisono.
    Der Scanner machte schreckliche Trommel-

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