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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
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benötigte eine gründliche Reinigung und Umgestaltung. Noch besser wäre es allerdings, es durch ein neues zu ersetzen, sobald das mit dem Anbau erledigt war.
    Am nächsten Morgen weckte ich die Jungs zeitig und verließ mit ihnen das Haus. Das Aquarium beherrscht das ganze Wohnzimmer und ist unmöglich zu übersehen, also hielt ich es für das Beste, zur Ablenkung ein Unterhaltungsprogramm auf dem Meer zu organisieren. Die Jungs in ihren Rettungswesten waren immer ein erfreulicher Anblick, wenn sie bei rasanter Fahrt übers Wasser vor Vergnügen kreischten, und jetzt, da das Boot eingefahren war, konnte ich es auch voll ausfahren.
    »Fahr schneller, Daddy! Fahr schneller!«, feuerten sie mich an, obwohl ich die Geschwindigkeitsgrenze schon fast überschritt und es sich anfühlte, als würden wir mit 160 Stundenkilometern über den Bristol Channel flitzen. Kate wäre begeistert gewesen, sie so zu sehen, mit Wind in den Haaren, die Augen schimmernd wie das Meer. Vor allem Finn, an dessen Gegiggel sie sich nicht satthören konnte, kriegte sich während der ganzen Zeit kaum mehr ein vor Lachen.
    Während unserer Fahrt dachte ich an Kates Grab. Es ermutigte mich, sie mir gleich oben auf der Klippe vorzustellen, nicht weit entfernt von uns, von wo aus sie womöglich durch die Lücke in der Hecke auf uns herabsah.
    Ich dachte auch an eine meiner liebsten Erinnerungen an Kate auf dem Wasser. Sie war damals mit Reef schwanger, also dürfte es etwa im Frühjahr 2004 gewesen sein. Wir waren mit unserem alten Boot vom örtlichen Segelklub in Portishead losgefahren. Das herrliche Wetter beim Start hielt nicht, bald schon ballten sich über uns Wolken zusammen, und der Wind wurde heftiger. Je weiter wir den Bristol Channel hinunterfuhren, umso kabbeliger wurde die See.
    »Training auf dem Rettungsboot«, sagte ich und deutete auf ein großes RIB, ein sogenanntes Festrumpfschlauchboot, mit acht großen behaarten Kerlen an Bord, dem der Wind ebenfalls hart zusetzte.
    Kate klagte über den Wind, der ihr ins Gesicht blies, obwohl sie auch bei dieser Windstärke kein bisschen Angst hatte. »Eine gute Übung für Seenotretter«, lautete ihr ganzer Kommentar.
    »Ich denke, wir sollten umkehren«, sagte ich kurz darauf.
    »Wieso?«
    »Weil du im fünften Monat schwanger bist und das Wetter umgeschlagen ist!«
    »Also gut, du hast recht, Spielverderber!«, willigte Kate zögernd ein.
    Auf dem Rückweg beobachteten wir, wie die Crew des Rettungsbootes uns folgte und ihr Boot an seinem Anlegeplatz festzumachen versuchte. Sie scheiterten kläglich. Kate und ich verfolgten amüsiert, wie eine Reihe von Riesenwellen seitlich über das Boot schwappte und dafür sorgte, dass drei der bärenstarken Männer wenig elegant über Bord gingen. Der Rest von ihnen sprang vom Schiff, weil sie bereits dicht an der Ablaufbahn waren, anschließend kletterten sie beschämt und ein wenig mitgenommen ans Ufer.
    »Braucht ihr Hilfe?«, rief ich ihnen zu.
    »Ja bitte, Singe!«, kam dankbar die Antwort von einem aus der Crew, den ich kannte.
    »Schaffst du’s allein, unser Boot reinzufahren, während ich ihnen zur Hand gehe?«, fragte ich Kate.
    Kate nickte, also kletterte ich über Bord und ließ ihr das Kommando über Singe 1 . Sie stellte sich jeder Herausforderung und »zeigte die Kate«, wie ich zu sagen pflegte. Dies war keine Ausnahme, und sie »zeigte die Kate« an diesem Tag mit viel Stil, indem sie unser Boot wunderschön und im perfekten Winkel steuerte, ehe sie es gekonnt auf den Trailer setzte.
    »Gut gemacht, Kate«, rief ich ihr zu und schaute dann hinüber zu den acht verdutzten Männern, die jetzt an der Ablaufbahn standen. Sie starrten allesamt mit offenem Mund und völlig perplex auf diese hübsche Blondine, die bei dieser kabbeligen See ganz allein und mit so viel Geschick ihr Boot an Land gebracht hatte, wo sie kollektiv versagt hatten.
    »Mannomann, ist das ein blonder Feger!«, hörte ich einen sagen, während ich auch ihr Schlauchboot sicher an Land brachte.
    Mir schwoll die Brust, und Kate machte wirklich eine umwerfende Figur, als sie sich seitlich an Singe 1 herabgleiten ließ und dann hüpfend die Ablaufbahn hochkam.
    »Und ich bin schwanger!«, sagte sie und warf den Männern ein keckes Lächeln zu.
    Wir mussten oft an diese Geschichte denken und lachten dabei jedes Mal herzhaft, und an diesem Tag erzählte ich den Jungs die Kurzfassung davon.
    »Mummy war wirklich tapfer und furchtlos«, sagte ich. »Sie wäre auf euch zwei

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