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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
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engagieren, wie Kate sich das gewünscht hatte. Diese Aufgabe hätte sie womöglich selbst übernommen, wenn sie noch da wäre. Selbst während ihrer Chemo hatte sie sich freiwillig für Standdienste gemeldet, am Sporttag mitgeholfen und Benefizveranstaltungen organisiert. Ich wollte mich für zwei einbringen und gern noch darüber hinaus, was mir der Umstand , dass ich nicht mehr Vollzeit arbeiten musste , natürlich erleichterte.
    Ich war bereits Beiratsmitglied und hatte auch schon einige »Wow«-Aktivitäten, wie ich sie nannte, für die Kids organisiert. Ich hatte Überlebenskurse geleitet, darunter auch einen im Wald, und mich um einen »Begegnungstag mit Tieren« gekümmert, an dem die Kinder den Umgang mit Skorpionen, Spinnen und Bartagamen lernten, die von einem ortsansässigen Experten in die Schule gebracht wurden. Das hatte mir Spaß gemacht. Unter dem Gekreische hüpfender Kinder hatten wir eine Unmenge Grillen auf dem Boden freigesetzt und dann die Agamen losgelassen, die über die Insekten herfielen und sie verschlangen. Das kam unheimlich gut an und beförderte außerdem den Ruf der Schule, innovative Lehrmethoden anzuwenden.
    Ich machte mir Gedanken, was ich der Schule sonst noch anbieten könnte, etwas, was über die Pflichten, die man als Beirat hatte, hinausging. Dank meiner Bootskontakte war ich schon mehrmals gebeten worden, The Matthew bei ihrer Fahrt um den Bristol Harbour zu begleiten. Dieses Schiff ist der fabelhafte Nachbau eines alten Handelsschiffes aus der Tudor-Zeit, und mir kam die Idee, dass es doch wunderbar sein müsste, den Kindern aus der Schule eine Fahrt auf diesem Schiff zu ermöglichen. Meine Begeisterung ging mit mir durch, und ich konnte es kaum erwarten, die Jungs in meine Idee einzuweihen, aber mir war natürlich klar, dass das Projekt erst in trockenen Tüchern sein musste.
    Ich spielte gerade in Gedanken alles durch, da kam Reef außer Atem hoch in mein Arbeitszimmer gerannt. Was er sagte, raubte auch mir den Atem.
    »Mummys Fische und Mummys Krabben sterben«, verkündete er unter Tränen.
    Meine überschwängliche Laune verpuffte augenblicklich, und ich rannte mit einem flauen Gefühl im Magen die Treppe hinunter. Das riesige, einen Meter zwanzig lange Aquarium in unserem Wohnzimmer war ein Geschenk für Kate gewesen. Zwei Wochen nachdem ihr Tumor diagnostiziert worden war, hatte ich es für sie nach Hause gebracht, weil ich wusste, dass ihre Behandlung es ihr nicht mehr erlaubte zu tauchen, sie aber das Meer vermissen würde.
    »Das ist eine fantastische Idee, Singe«, strahlte sie damals und weidete sich an den tropischen Fischen, Korallen und Krabben, die ich eingesetzt hatte.
    »Was Schöneres hättest du mir nicht schenken können. Ich liebe dich, ich liebe dich!«
    »Sprichst du von mir oder den Fischen?«, scherzte ich.
    »Von beiden! Sieh nur! Sieh dir den an. Kannst du sehen, wie er sich hinter dem Einsiedlerkrebs versteckt?«
    Kate hatte es raus, die interessanten kleinen Stunts zu entdecken, die die Fische hinlegten, und holte mich immer wieder herbei, um mich darauf aufmerksam zu machen. Manchmal brauchte ich eine Ewigkeit, bis ich herausfand, was ich mir eigentlich anschauen sollte.
    »Siehst du diese Koralle, also wenn sie pulsiert, dann achte auf diesen Weihnachtsbaum dahinter …«
    Kates Augen flitzten von Fisch zu Fisch, wenn sie wie ein Kind, das an einem bunten Cartoon klebte, aufgeregt ihre Bewegungen verfolgte. Als ihre Behandlung ihr die Energie raubte, saß sie oft stundenlang vor dem Aquarium und knabberte Coco Pops, weil sie auf nichts anderes mehr Appetit hatte.
    Jetzt stand ich entsetzt vor dem Aquarium. Sämtliche Fische schwammen mit dem Bauch nach oben, und die Krabben sahen alles andere als lebendig aus.
    »Ist das Aquarium gestorben, Daddy?«, wollte Finn traurig wissen.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich. Es schnürte mir die Kehle zu, so aufgewühlt war ich.
    Finn fing zu weinen an, und Reef wiederholte kläglich: »Mummys Fische und Mummys Krabben sterben.«
    Schuldbewusst dachte ich an die letzten Wochen. Wir besaßen eine riesige Lederkoralle, die um das Vierfache gewachsen war. Ich hatte bei unserem Gartencenter Wasser gekauft und es dazugegossen, aber eine Reinigung des Aquariums war überfällig. Offenbar stimmte der pH-Wert nicht mehr, und das war alles mein Fehler. Ich hatte es vernachlässigt.
    »Es tut mir so leid«, sagte ich und sah, als ich beide anschaute, Kate zwischen ihnen stehen. »Wir werden versuchen, so viele

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